In der Zeitschrift Schrot &
Korn wurde hinter Schisandra schon ein super Vorname scherzhaft vermutet. Ich
habe davor von diesem Superfood überhaupt noch nichts gehört oder gesehen. Ich
erwähnte heute Schisandra einer Kollegin gegenüber und sie verstand Jill
Sander. Da ich mich intensiv nach Superfoods umgeschaut hatte, könnte ich es
mir leicht machen und verkünden, dass es sich nicht um ein Superfood handelt.
Aber nicht so schnell! Es handelt sich schließlich um eine Medizinalpflanze mit
langer Geschichte. Gewissenhafte Menschen sprechen von einer 2000-jährigen
Tradition, Menschen ohne ein gewisses Gefühl zur Ehrlichkeit schreiben: „seit
Jahrtausenden“. Da finden Sie dann auch solchen Schmonzes: „Dank der positiven
Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden gehört die Schisandra Beere zu
den absoluten Powerfrüchten, welche sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.“
[1]
Was ist Schisandra?
Schisandra ist eine Pflanze, die
aus China bzw. Ostasien stammt. Der korrekte Name ist Schisandra chinensis oder
Wǔwèizi shǔ (五味子属) 五味 (wǔwèi) – fünf
Geschmacksrichtungen(süß, sauer, salzig, bitter und
scharf); übrigens können Sie im Internet das Wort *Geschmäcker* finden, aber
das Wort Geschmack hat im Deutschen keinen Plural. Es handelt sich um eine zitronenähnlich Frucht,
aus der auch ein Öl gewonnen wird. „Es gibt allerdings für die Früchte oder deren Zubereitungen derzeit keine
in wissenschaftlichen Studien gesicherten Indikationen.“ [2]
Vielleicht ist Ihnen der Sternanis, der
natürlich zu der Familie der Sternanisgewächse (Schisandraceae) gehört, als
Gewürz bekannt [3].
Bei Lidl kann man die Chinesische
Beerentraube 'Wu Wei Zi' als Pflanze kaufen. [4]
Was soll Schisandra können?
In der Traditionellen
Chinesischen Medizin (TCM) wurde Schisandra als Stärkungsmittel angesehen;
allerdings wurde es nicht alleine, sondern zusammen mit weiteren pflanzlichen
Drogen als Shengmài săn (生脉散) eingesetzt.
„Insgesamt gelten Schisandra-Beeren als
Jungbrunnen, mit deren Hilfe man ohne Alterserscheinungen sehr alt werden
kann.“ – weiß eine Quelle zu berichten. [5] „In China wird empfohlen, die
Schisandra-Beere mindestens 100 Tage lang anzuwenden.“ China ist groß – und
vielleicht hat das irgendwer irgendwann gesagt, allerdings glaube ich mehr,
dass diese Information die Vermarktung zum Zweck hat.
“Schisandra ist wohl das beliebteste Sex-Stimulans,
welches sowohl von Männern wie auch von Frauen genommen wird. Es stimuliert bei
Frauen die Befeuchtung der Vagina und bei Männern erhöht es die sexuelle
Vitalität.“ [6] Wenn man eine Liste von Aphrodisiaka aufstellen würde, wäre man
nur überrascht zu dem, was nicht auf der Liste erscheint.
2014 wurde bei der Olympiade in Sotschi
wurde bei einer deutschen Biathletin Methylhexanamin nachgewiesen, aber sie
konnte nachweisen, dass es von einem Teekonzentrat aus Schisandra stammte [7]; das hätte ich nicht gelten lassen.
Was macht Schisandra denn
wirklich?
Es gibt bereits viele Studien zu
Schisandra (610 unter dem Mesh Stichwort Schistandra in PubMed). Nur wenige
Studien sind zur Anwendung beim Menschen.
J.Y. Park uhnd K.H. Kim
veröffentlichten [8]: “A randomized, double-blind, placebo-controlled trial of
Schisandra chinensis for menopausal symptoms.” Sie schlossen aus ihren
Untersuchungen: “BMO-30 from Schisandra chinensis can be a safe and effective
complementary medicine for menopausal symptoms, especially for hot flushes,
sweating, and heart palpitations.” [Übersetzung: BMO-30 aus Schisandra chinensis kann ein sicheres und
wirksames Kompletärmediment gegen Menopausen-Symptome sein, vor allem gegen
Hitzewallungen, Schwitzen und Herzklopfen.]
M.K. Jang und Kollegen untersuchten [9]: „Schisandra
chinensis extract ameliorates nonalcoholic fatty liver via inhibition of
endoplasmic reticulum stress.“ Es handelt sich um eine Studie an Leberzellen der
Maus. Man fand einen Schutz vor Stress an Leberzellen durch die Untersuchung
bestimmter Stressmarker.
E. Wat und Kollegen verdanken
wir die folgende Studie [10]: „The hepatoprotective effect of the combination
use of Fructus Schisandrae with statin--A preclinical evaluation.” Man konnte bei Sprague Dawley Ratten einen protektiven Effet auf die
Leber bei Gabe eines Statins [Cholesterinsenker] nachweisen.
M.Y. Song und Kollegen veröffentlichten
[11]: „Schisandra chinensis fruit modulates the
gut microbiota composition in association with metabolic markers in obese
women: a randomized, double-blind placebo-controlled study.“ Die Gabe von Schisandra
über 12 Wochen führte bei koreanischen fettleibigen Frauen zu einer Modulation
der Darmflora. Allerdings reichte Schisandra im Allgemeinen nicht aus, um
signifikante Veränderungen der Adipositas bezogenen Parameter im Vergleich zu
Placebo zu erreichen.
Die Datenlage bleibt unbefriedigend. Nutzen
und Risiken müssen weiterhin noch in Studien geklärt werden. Wenn man sich die „Results
per Year“ in PubMed anschaut, scheint der Hype auch schon wieder rückläufig zu
sein [12].
Superfood oder nicht?
Man bekommt Schisandra also Pulver, Kapseln oder
getrocknete Beeren. Die Preise variieren stark. Ich finde sie unübersichtlich
und zu hoch.
Ich spreche ein klares Nein aus!
Schisandra ist kein Superfood.
Links:
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