Dieser Blogpost geht auf eine
anonymen Zuschrift zum Blogpost Zur NDR
Sendung Visite „Gelenkschmerzen mit Naturheilmitteln behandeln“ zurück [1].
Ich hatte dem Schreiber / der Schreiberin geschrieben: „Gerne können Sie Ihre
Einwände bringen, aber nicht anonym.“ Der Text begann mit: „Mal sehen, ob Sie
das auch "zulassen". Krebs trat bei Ratten auf, die über 2 Jahre
hinweg größere Mengen Safrol über das Futter (5g/kg) bekommen hatten. Die
Krebswirkung geht dabei offenbar nicht vom Safrol selbst aus, sondern von zwei
Metaboliten, die bei Ratten nachgewiesen wurden, aber offenbar beim Menschen
nicht gebildet werden.“
Das hat mich angeregt, dem Safrol
nachzugehen.
Safrol kommt vor in „Cinnamomum
camphora, Myristica fragrans (Muskatnussbaum), Sassafras albidum, S.
officinalis“ [2]. Im Magen wird Safrol in Amphetaminabkömmlinge umgewandelt. Deshalb
verwundert es auch nicht, dass Safrol als Ausgangsstoff für die Herstellung von
MDMA (XTC, Ecstasy oder Exstacy) gilt. An Ratten wurden leberschädigende und
krebserregende Wirkungen nachgewiesen; ob das für den Menschen auch gilt, ist
bislang unklar.
Die US Behörde Food and Drug Administration wie auch
die Kommission zu Gesundheit und
Verbraucherschutz der EU betrachten Safrol als krebserregend [3], woraus
sich Verbote für das in Verkehr bringen der Substanz ergeben. Man könnte auch
andere Motive für die Verbote wie Schutz vor Drogen unterstellen, aber es gibt
eben auch Hinweise, dass es sich bei Safrol um ein Karzinogen handelt.
Die meisten Daten zu Safrol gibt
es über die Areca Nuss, genauer zum Betelkauen. Dabei ist aber zu beachten,
dass nicht nur Safrol sondern auch andere potentiell schädigende Stoffe
aufgenommen werden.
Eine indische Veröffentlichung
berichtet über Störungen an sämtlichen Organen [4]. Interessant ist aber
folgender Hinweis: „It affects the immune system leading to suppression of
T-cell activity and decreased release of cytokines.” Dadurch ergibt sich eine erhöhte Anfälligkeit für
Infekte aber auch eine schlechtere Abwehr gegenüber bösartigen Erkrankungen.
Eine Studie aus Taiwan fand
genetische Veränderungen, die zum Speiseröhrenkrebs geführt hatten [5]. Es
entstehen dabei DNA-Addukte, die Reparaturmechanismen stören und so die
Entstehung bösartiger Tumore fördern.
A.M. Bode und Z. Dong berichten in einem Übersichtsartikel zu Safrol [6]:
„In humans, epidemiologic evidence indicates that individuals who chew betel
nut or areca quid, which contains high levels of safrole, have an increased
incidence of oral cancer (53), esophageal cancer (54), and hepatocellular
carcinoma (55). This observation appears to be related to the formation of
safrole–DNA adducts (53, 54), although some areca nut preparations include
tobacco and caustic lime, which could also contribute to increased cancer risk
[Zahlen verweisen auf Veröffentlichungen im Orginalartikel]”.
Der anonyme Schreiber verharmloste Safrol bzw. die Muskatnuss mit den
Worten: „Im Übrigen finden sich selbst in Gewürzgurken krebserregende Stoffe,
man könnte überall Panik machen.“ Es geht nicht um ein wenig Muskatnuss. Wie
oft nehmen Sie denn Muskatnuss als Gewürz? Es geht um den Einsatz als
Medikament [1]: „Die Patienten nehmen ein- bis zweimal mal täglich drei
Messerspitzen (Spitze eines Küchenmessers) der Gewürzmischung oder pro Gewürz
eine Messerspitze mit Wasser oder Joghurt ein.“ Ob sich aus der langfristigen
Anwendung von Muskatnuss in der beschriebenen Dosierung ein gesundheitliches
Risiko ergibt, ist wissenschaftlich nicht untersucht. Aber es ist durchaus
denkbar. Mir wäre es zu gefährlich, dies zu riskieren bei dem ebenfalls nicht
nachgewiesenen Nutzen.
Links:
[6] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25348854
und http://cancerpreventionresearch.aacrjournals.org/content/8/1/1.long
.
Schöner Beitrag. Wenn man etwas bei Thema bleibt stellt sich natürlich immer die Frage: ab wann ist ein Gewürz, eine Zutat oder ein Genussmittel(-gift) giftig, krebserregend oder sonstwie tödlich/beeinschränkend wirkt. Wahrscheinlich macht die Dosis das Gift ;-) Letztlich sind ja auch Vitamine wie bspw. Vitamin C in sehr hohen Dosen ebenfalls krebserregend. Nur nutzt man dieses halt (hoffentlich) als Medizin. Für mich ist noch nicht ganz klar, ob die Safrole auch tatsächlich in der einzelnen Muskatnuss enthalten ist, also in der Frucht des Baums. Die Frucht der Eibe bspw. ist ja auch als einziges ungiftig -sofern man die Kerne weglässt. VG, Sven
ReplyDeleteDoch! Die Muskatnuss enthält u.a. Elemicin, Myristicin und Safrol - Myristicin ist gentoxisch und kanzerogen. Elemicin ist auch interessant - es kann sein, dass es zu einer Substanz verstoffwechselt wird, Mescalin ähnelt.
DeleteVitamin C wirkt in hoher Dosis als Infusion (so etwas wird in Deutschland angeboten!) nicht antioxidativ, wie Menschen ohne Kenntnisse es annehmen, sondern prooxidativ.
MFG LMK
Danke für die schnelle Antwort! Im Grunde habe ich meinen Kommentar zu schnell abgeschickt. Kurz danach fand ich eine Auflistung zu den toxischen Dosen:
Deletehttps://drugscouts.de/de/drfruehling/ist-muskatnuss-giftig
Wenn man jetzt mal überlegt, wie schnell man bei einer Portion Sahnesoße eine halbe Muskatnuss abfeilt..... Vielleicht liegt nicht nur die Sahne schwer im Magen ;-)
Ich diktiere gerade und da lasse ich mich gerne Ablenken. :-) Aus irgendeinem Grund wird der Link aber bei mir gesperrt.
DeleteMan findet oft bei natürlich vorkommenden Drogen eine geringe "therapeutische" Breite, also zwischen gewünschter Wirkung und Vergiftung. Z.B. enthalten die Engelstrompeten Hyoscyamin und Scopolamin in so einer Menge, dass es schnell zu Vergiftung und Todesfällen kommen kann. Das nur zur Verharmlosung von Phytotherapeutika. Ein Kollege pflegt in diesem Zusammenhang immer den Knollenblätterpilz zu erwähnen, den man doch besser nicht essen sollte.