Ormont liegt in der Vulkaneifel und gehört zu Gerolstein [1]. Der Ort hat 338 Einwohner und liegt in 530 m Höhe. Ormont wurde 893 erstmals als Ormunte im Prümer Urbar [2] erwähnt. Aus Ormont stammt auch der Ökonom Walter Krämer, dessen Buch „Statistik für die Westentasche“ [3] noch bei mir im Bücherschrank steht. Während das „Lexikon der populären Irrtümer“ [4] in Köln im Keller steht, da ich meinte, darin seien doch einige fragwürdige Irrtümer der Autoren selbst (z.B. zur Corioliskraft), und ich erfuhr gerade, daß der Eichborn Verlag 30 Autoren wegen Plagiat entschädigte und Krämer vor dem Landgericht in Berlin gegen die taz zum Vorwurf eines „astreinen Plagiats“ verlor [5]. Zusätzlich wird ihm Rechtspopulismus vorgeworfen. Und dann ist er wegen des „zunehmenden Gebrauchs der Gendersprache in der Katholischen Kirche“ aus der Kirche ausgetreten [6].
Gut, daß wir wieder beim Stichwort Kirche sind nach dieser Abschweifung, dieser notwendigen Abschweifung.
Vor dem Jahr 1500 war Ormont Filialgemeinde von St. Brictius in Olzheim [7] und eine Kapelle ist für 1570 belegt (mehr ist aber darüber auch nicht bekannt) und gerade zu diesem Zeitpunkt wurde Ormont für etwa 23 Jahre protestantisch [8]. Um das Jahr 1775 wurde eine Barockkirche errichtet, die aber bei schlechter Bausubstanz bereits um 1850 abgerissen werden mußte. Eine neue Kirche wurde nach nur fünf Monaten Bauzeit im Jahr 1850 vollendet. Dies und die „geringen Baukosten (nur 4000 Taler) lassen darauf schließen, dass wir es hier nicht mit einem großartigen Bauwerk zu tun haben. Die geistlichen und weltlichen Behörden sahen das genauso und standen dem allzu einfach geplanten Kirchenbau sehr skeptisch gegenüber.“ [9] Ja, die Kirche St. Margareta ist „in einer sehr einfachen Ausführung als einschiffige vierjochige Saalkirche im Baustil der Neugotik“ errichtet worden, aber nein, im Kleinen kann auch Großartiges liegen; ich möchte mich entschieden von dem zitierten Urteil distanzieren.
Mir haben die in Fresco-Technik gemalten Kreuzwegstationen auf den Seitenwänden und Christus mit den 12 Jüngern auf der Wand hinter dem Altar sehr gefallen. Bie Darstellungen sind schlicht gehalten und ohne den historisierenden Anklang, den man bisweilen in anderen Kirchen findet. Interessant ist auch die Verwendung des Nimbus (Heiligenscheines), so daß die Bilder neue und alte Elemente vereinen.
Die Kirchenfenster sind passend zur Kirche schlicht gehalten und zeigen Symbole und Kurztexte, eher fromme Slogans wie „Sündige nicht mehr“, „Gott ist Liebe“, „Ihr seid der Leib Christi“ oder „Liebet einander“. Sie wurden von der Firma Heinrich Reuter 1948 geschaffen [10]. Ich hätte gerne ein Fenster mit der Namenspatronin gesehen, aber wahrscheinlich wäre es dabei zu einem Stilbruch gekommen. Nach meinen Recherchen u.a. auf der Homepage der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. gibt es nur wenige Kirchenfenster mit einer Darstellung der heiligen Margareta.
Margareta von Antiochia war geweihte Jungfrau und wurde Märtyrerin an der Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert [11]. Sie ist eine der 14 Nothelfer:innen. Es gibt verschiedene Hagiographien zu Margareta. Die einfachste Überlieferung macht sie zur Tochter eines heidnischen Priesters, der sie wegen ihren christlichen Glaubens denunzierte. Der Richter begehrte die Jungfrau und wurde zurückgewiesen. Daraufhin sollte sie mit Fackeln versengt und in Öl gebraten werden, aber sie blieb wundersam unverletzt, weshalb man sie enthauptete.
In einer anderen Überlieferung ist Margareta eine Schäferin und weist den Stadtpräfekten zurück. Sie wird mit eisernen Kämmen und Fackeln gefoltert, aber ihre Wunden heilten sofort. Ihr erschien im Gefängnis ein Drache, den sie mit dem Kreuzeszeichen zurückweisen konnte. Auf dem Weg zur Hinrichtung betete sie insbesondere für Schwangere und Gebärende.
In einer weiteren Überlieferung wurde sie von dem Drachen verschlungen und sie schlug das Kreuz, so daß der Drache zersprang und sie frei kam. So wird das Patronat für die Schwangeren erklärt, dazu kommen noch u.a. Jungfrauen, Ammen, Mädchen, Gebärende, unfruchtbare Ehefrauen, die schwere Geburt, Gesichtskrankheiten und Wunden.
Ihre ikonographischen Attribute sind der Drache und ein kleines Kreuz, aber auch Fackel und Kamm.
Eine Reliquie der heiligen Margareta gibt es in Ormont nicht, aber man kann sich einmal eine Auflistung der rechten Hände und weiterer Reliquien im Internet anschauen [12]. Es wäre schon interessant zu wissen, welche Teile der rechten Hand in den Reliquiaren sind – wahrscheinlich geht hier der Wissenschaftler in mir durch.
Und noch etwas fand ich bemerkenswert an der Pfarrkirche St. Margareta in Ormont. Die Darstellung der Namen der Verstorbenen und Getauften an zwei Bäumen, links und rechts einer Christusfigur. Bei den Verstorbenen sind mehr Namen als bei den Getauften.
Wenn Sie auf der B51 zwischen Blankenhein/Dahlem/Stadtkyll und Prüm unterwegs sind, verpassen Sie den Abstecher nach Ormont nicht – und verpassen Sie nicht die Prümquelle, wie es mir passierte. Machen Sie eine Pause, schauen Sie sich die Pfarrkirche St. Margareta an.
Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ormont
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%BCmer_Urbar
[3] Walter Krämer: Statistik für die Westentasche. Piper, München Zürich 2002. ISBN 3-492-04441-7.
[4] Walter Krämer und Götz Trenkler: Lexikon der populären Irrtümer. 500 kapitale Missverständnisse, Vorurteile und Denkfehler von Abendrot bis Zeppelin. Eichborn, Frankfurt 1996. ISBN 3-8218-0479-3.
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Kr%C3%A4mer_(%C3%96konom)
[6] Wikipedia zitiert dazu: https://de.catholicnewsagency.com/story/wegen-genderssprache-praesident-des-vereins-deutscher-sprache-erklaert-kirchenaustritt-9550 und https://vds-ev.de/mitteilungen/wegen-gendern-vds-vorsitzender-tritt-aus-der-kirche-aus/
[7] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/10/st-brictius-in-olzheim.html
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Margareta_(Ormont)
[9] https://web.archive.org/web/20150226012539/http://cms.bistum-trier.de/bistum-trier/Integrale?SID=CRAWLER&ACTION=ViewPageView&MODULE=Frontend&PageView.PK=57&Document.PK=75637
[10] http://www.glasmalerei-ev.de/pages/b2918/b2918.shtml
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Margareta_von_Antiochia und https://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Margareta_Marina_von_Antiochien.htm#google_vignette
[12] https://www.johnsanidopoulos.com/2016/07/the-relics-of-saint-marina-photos.html
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