Ich konnte vor einigen Tagen nochmals St. Johann Baptist in Kronenburg besuchen. Ich hatte noch nicht darüber berichtet, da bei meinem ersten Besuch die Lichtverhältnisse zu schlecht waren. Um so mehr freute mich aktuell der strahlende Frühherbsttag, der eine Besichtigung bei besseren, bzw. optimalen Lichverhältnissen ermöglichte.
Kronenburg ist ein Ortsteil von Dahlem und liegt etwa 20 km von meinem Wohnort entfernt. Mit dem Bau der Kirche begann man 1492 – man mag sich jetzt wundern, daß ich das so wichtig finde, aber da endete die Reconquista und Christoph Kolumbus entdeckte Amerika und das auch noch am 12. Oktober, also heute vor 530 Jahren – und brauchte allerdings bis zur Vollendung der zweischiffigen Einstützenkirche im Baustil der Spätgotik 16 Jahre, also bis 1508 [1]; das ist deutlich kürzer als die Bauzeit des Kölner Doms mit insgesamt 632 Jahren. Gräfin Mechthild von Virneburg erfüllte mit dem Bau des Gotteshauses den letzten Willen ihres Gatten Graf Kuno I. (+ 1489) von Manderscheid und Schleiden. Man vermutet, daß Kardinal Nikolaus von Kues (Cusanus – auf ihn kommen wir noch zurück) diese Art des Kirchenbaus aus Österreich mitgebracht hatte. „Die Pfarrkirche wurde absichtlich innerhalb der damaligen Verteidigungsanlagen gebaut, sodass der mächtige Kirchturm seinerzeit als zusätzlicher Wehrturm genutzt werden konnte.“ [2]
Über den Namenspatron Johannes Baptist hatte ich bereits anläßlich einer anderen Kirche berichtet, insbesondere auch über den Besuch des Ortes (Burg Machaeus in Jordanien), an dem Kopf von Johannes an Salome übergeben wurde [3].
Bereits bei der Renovierung im Jahr 1899 wurde ein Wandgemälde aus dem 16. Jahrhundert mit der Darstellung des Kampfes des heiligen Georgs hoch zu Rosse gegen den Drachen freigelegt. Ein weitere Renovierung fand 1952 statt, die auch die neuen Kirchenfenster in den nächsten Jahren nach sich zog bzw. damit vollendet wurde.
Die Kirchenfenster waren mir bereits bei meinem ersten Besuch aufgefallen. Besonders gefallen haben mir das Fenster Szenen aus dem Leben des hl. Johannes des Täufers [4]. Die Fenster wurden von Wilhelm de Graaff etwa Mitte der 1950iger Jahre geschaffen. Die deutsche Ausgabe von Wikipedia schreibt nur: Wilhelm de Graaff (1912–1975), deutscher Glasmaler, aber hat noch keinen eigenen Artikel für ihn [5]. Die Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V. führt ihn bei den Künstlern Luxemburgs auf [6]. Und da las ich, wie umfangreich sein Werk ist und machte eine schockierende – so schreibt man doch im Internet – Entdeckung. Er hat auch die Fenster der Kirche St. Petrus Canisius in Köln-Buchforst gestaltet. Ich hatte über diese Kirche anläßlich eines Blogposts zur Bauhausarchitektur berichtet [7]. Wir wohnten damals in der Eulerstraße, direkt gegenüber von Kirche und Jugendheim. Der Eingang der Kirche befindet sich in der Cusanusstraße (mehr kommt jetzt nicht über Cusanus [8]). Das schockierende Element ist für mich, daß ich mir die Fenster in meiner Kindheit/Jugend gar nicht weiter angeschaut habe. Muß ich bei Gelegenheit nachholen. Und Sie? Sie müssen nach Dahlem-Kronenburg!
Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Johann_Baptist_(Kronenburg)
[2] http://www.eifelkirchen.com/Kronenburg/Kronenburg.htm
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/12/st-johann-baptist-in-ripsdorf.html und der englische Text zum Besuch der Burg Machaeus: https://rheumatologe.blogspot.com/2021/11/machaerus-castle-where-herod-antipas.html
„Und wie sie zuvor von ihrer Mutter angestiftet war, sprach sie [die Tochter der Herodias]: Gib mir hier auf einer Schale das Haupt Johannes des Täufers! Und der König wurde traurig; doch wegen des Eides und derer, die mit ihm zu Tisch lagen, befahl er, es ihr zu geben, und schickte hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten.“ https://www.bibleserver.com/LUT/Matth%C3%A4us14 Mt 14,1-12, zitiert Mt 14,8-10
[4] http://www.glasmalerei-ev.net/pages/b2767/b2767.shtml
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Graaff
[6] http://www.glasmalerei-ev.net/pages/de_kuenstler_lx.shtml LX ist die Internet-Kennung für Luxemburg.
[7] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/07/the-grand-tour-bauhaus-deutschland.html Das dritte Bild ist vom Eingang des Mietshauses, in dem wir wohnten, gemacht worden.
[8] Nikolaus von Kues oder lateinisiert Cusanus lebte von 1401 bis 1464. Mein Lieblingszitat: „Der Bau der Welt ist daher so, als hätte sie überall ihr Zentrum und nirgends eine Peripherie, denn Umkreis und Zentrum ist Gott, der überall und nirgends ist.“ https://gutezitate.com/autor/nikolaus-von-kues
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