Am 16. Sonntag nach Trinitatis geht es um „die Auferstehung und das Leben“, davon jedenfalls erzählt die Geschichte von Lazarus [1]. Der Wochenspruch bekräftigt dies: „Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.“ [2]
Die Geschichte der Auferweckung des Lazarus im Johannesevangelium ist eine sehr interessante Geschichte, die in einer zerrissenen Art und Weise geschildert wird, so daß für die Lesung nur Teile ausgesucht wurden [3]. Die Geschichte, die Johannes zu einen langen Geschichte verarbeitet ist eigentlich schnell erzählt: Lazarus wird in Bethanien krank, die Schwestern Maria und Martha schicken Nachricht zu Jesus in Jerusalem, währenddessen Lazarus verstirbt. Jesus kommt nach Bethanien und weckt Lazarus von den Toten auf.
Und jetzt kümmern wir uns einmal um die vermeintlichen Abschweifungen. Vers 2 erinnert uns, daß es Maria war, die das Haupt des Herrn gesalbt hat. Vers 4 ist ein Pointenkiller, denn Jesus prophezeit, daß die Krankheit von Lazarus nicht zum Tode ist. Die nächsten Verse zeigen, daß Zeit nach gesundem Menschenverstand vertrödelt wird, aber wir werden später erfahren, daß Lazarus für die Gruppe in Bethanien erst richtig tot sein muß. Jesus tröstet die Seinen: „Lazarus, unser Freund schläft“ (Vers 11). Vers 16 finde ich nun interessant, denn da macht der spätere Zweifler Thomas den Vorschlag: „Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den andern Jüngern: Lasst uns mit ihm gehen, dass wir mit ihm sterben!“ Nun muß ich abschweifen, denn in Vers 25 und 26 heißt es: „Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.“ Das ist nun eine wichtige Botschaft, die Johannes in der Geschichte über Lazarus unterbringt. In Vers 39 sagt Martha: „Herr, er stinkt schon“. Woher weiß das Martha? Gut, ich wurde im Notdienst zu nicht ganz frischen Leichen gerufen, und die riechen nicht wie Babys (nachdem die Windeln gewechselt worden sind). In der Welt außerhalb des Evangeliums stinkt Lazarus, wenn er verwest, aber nicht, wenn nicht verwest; das ließe Raum für Spekulationen. Danke, Johannes! So ist die Geschichte um Lazarus Teil eines Programmes und nicht nur ein weiteres Wunder, über das berichtet wird.
Als ob dies nicht reichen würde, kommt das noch als Predigttext ein Stück aus dem Hebräerbrief [4]. Der Text ist kurz, aber ich will ihn nochmals kürzen und zwar auf drei Verse: „35. Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. 36. Geduld aber habt ihr nötig, auf dass ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt. … 39 Wir aber sind nicht solche, die zurückweichen und verdammt werden, sondern solche, die glauben und die Seele erretten.“ Diese Sätze ermutigen, in Zeiten von Ungewissheit und Prüfungen den populistischen Lösungen zu misstrauen.
Das Blumengesteck aber steht stumm und völlig unbeteiligt an diesem Sonntag auf dem Altar. Da würden auch alle möglichen Assoziationen [5] und Abschweifungen nichts dran ändern.
Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).
Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1135
[2] 2. Tim 1,10b
[3] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/JHN.11/Johannes-11 Joh 11,1(2)3.17–27(28–38a)38b–45
[4] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/HEB.10/Hebr%C3%A4er-10 Hebr 10,35–36(37–38)39
[5] In Ordnung! Ich gebe auf! Natürlich denke ich gerade an Zuckerstangen, aber das ändert überhaupt nichts. Und da wir bei Assoziationen sind: ich denke auch an "Poor Lazarus" von Bob Dylan, verwerfe aber diesen Gedanken.
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