Thursday, February 1, 2024

Erlebnis Deutschland – Die Alte Synagoge in Hagenow

 



Irgendwie hatte ich Schwierigkeiten, die Alte Synagoge zu finden, dabei ist es einfach. Ich bin an ihr vorbeigefahren, da ich die eigentliche Synagoge hinter der Häuserzeile liegt. Wenn man von der Königstraße in die Hagenstraße einbiegt (Einbahnstraße), dann liegt die Synagoge mit dem Museum in der Mitte des Weges, den man bis zur Augustenstraße in dieser Richtung fahren kann. Ich habe dann das getan, was man auch als Mann tun sollte, ich habe nochmals nach dem Weg gefragt.

Vorne also sind das ehemaligem Gemeinde- und Schulhaus mit der erhaltenen Mikwe (Hanna-Meinungen-Haus) und dahinter befindet sich die Alte Synagoge [2]. Einen Gebetsraum gab es bereits 1781, aber die jüdische Gemeinde wuchs und so wurde für die seit 1825 offiziell bestehende Israelische Gemeinde 1828 dies Synagoge feierlich geweiht. Im weiteren Verlauf schrumpfte die Gemeinde, so daß 1907 der letzte Gottesdienst dort stattfand.

Der Grund für mein Vorbeifahren lag an der Nähe zu anderen Gebäuden. 1938 wurde die Synagoge geschändet und der Innenraum verwüstet, aber sie wurde nicht in Brand gesetzt wegen der Nähe zu den anderen Gebäuden. Wäre der Gemeindevorsteher Samuel Meinungen nicht 1937 verstorben, hätte eine Vermietung oder sogar der Verkauf des Gebäudes an die katholische Kirche (der Oberrabbiner lehnte die Vermietung aus religiösen Gründen ab) dies abwenden können. Ab 1942 wurde die Synagoge als Lagerhalle genutzt und später dem Verfall überlassen. Ich hatte i letzten Jahr in der Mongolei ein buddhistisches Kloster (jetzt ebenfalls Museum) besucht, das auch als Lagerhalle den Stalinismus überdauert hatte [3]. In Hagenow hatte die Stadt nach der Wiedervereinigung die Gebäude von der Jewish Claims Conference gekauft und zwischen 2004 und 2009 renoviert.




Die geschichtliche Aufarbeitung ist vorbildlich erfolgt und man kann sich dies im vorderen Teil ansehen und durchlesen [4]. Dort ist auch die Mikwe zu besichtigen.

Ich fand es schade, daß ich dort der einzige Besucher war, aber letztlich habe ich das auch genossen, da bin ich ehrlich. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn dieser Blogpost andere anregt, bei der Fahrt zwischen Berlin und Hamburg einen Abstecher nach Hagenow in die Alte Synagoge [5] zu machen.



Links und Anmerkungen:
[1] Die Einleitung zu dieser Serie von Blogposts findet sich unter: https://rheumatologe.blogspot.com/2024/01/erlebnis-deutschland-einleitung-und.html
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Synagoge_(Hagenow)
[3] Das ist die Kloster- und Tempelanlage Zayain Gegeeni Süm in Tsetserleg (Цэцэрлэг), über die ich noch schreiben möchte, da sich dort eine buddhistische Stele aus dem 6. Jahrhundert befindet.
[4] Der kann uns viel erzählen, mag man einwenden, denn ich bin schließlich nicht Historiker, aber gerade hierin habe ich über eigene Studien (immerhin seit den 1970iger Jahren, damals in der Abteilung Judaica der Stadtbibliothek Köln) und insbesondere Besuche im ELDE-Haus in Köln (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln), da eine meiner Schwägerinnen dort gearbeitet hat und auch immer noch Führungen macht. Hier z.B. zu sehen: https://rheumatologe.blogspot.com/2022/03/sonderausstellung-zur-lebensgeschichte.html
[5] Alte Synagoge & Hanna-Meinungen-Haus (Hagenstraße 48,19230 Hagenow). Öffnungszeiten siehe hier: https://museum-hagenow.de/wordpress/alte-synagoge/  

.


No comments:

Post a Comment