Friday, November 1, 2024

K. und der Brief an den Kaiser

K. findet sich in einer AmtsStube des ausgehenden 19. Jahrhunderts wieder. Er soll einen Brief an den Kaiser schreiben, der mit einer schweren Krankheit dem Tode nahe zu Bette liegt. Es ist Mittwoch, der 13. Juni 1888. Wenn er abends fertig ist, so lautet die AnWeisung, solle er den Brief bei der Post einwerfen und dann könne er nach Hause gehen. Er schreibt: „Lieber Herr Kaiser, alles Gute und viel Gesundheit. Hochachtungsvoll! Ihr K. Es ist ihm selbst klar, daß er diesern Brief nicht verschicken sollte. Aber er hatte den halben Tag überlegt, was er überhaupt da schreiben soll und warum er überhaupt eine solche Aufgabe bekommen hätte. Abends geht trotzdem die Tür auf, K. geht hinaus, zur Post und nach Hause. Damit hat er seine Aufgabe erledigt. Er ißt zu Abend, schläft, wacht auf und ist wieder in der AmtsStube. Es ist Mittwoch, der 13. Juni 1888. Die Tür ist verschlossen, auf dem Tisch liegt BriefPapier. Das TintenFäßchen ist auf und der FederHalter liegt bereit. Er versucht es mit: „Sehr geehrter Herr Kaiser!“ ZerKnüllt das Papier er versucht es mit: „Euer HochwohlGeboren, lieber Kaiser! Bitte werdet wieder gesund. Das wünscht sich sehr Ihr Untertan K.“ Auch dazu hat er Stunden gebraucht, aber er hat mehr Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, als wirklich zu schreiben. Und die Tinte ist nicht eingetrocknet. So geht es nun Tag um Tag. Immer ist Mittwoch, der 13. Juni 1888. Er schreibt. Während er sich anfangs nicht so sehr angestrengt hatte, strengt er sich jetzt mehr an. Er macht sich auch Gedanken, wie man einen Kaiser anspricht und was man ihm wünschen könnte. K. bemerkt, daß er sich in einer Schleife befindet, denn mmer ist Mittwoch, der 13. Juni 1888. Wahrscheinlich kommt er nie wieder aus dieser Schleife hinaus. Es sei denn, so hofft K., er findet die richtige Art und Wiese, so daß der Brief dem Kaiser zugestellt wird. Er hat keine HilfsMittel. Das Telefon funktioniert nicht, K. kommt nicht aus dem Zimmer hinaus. Und abends, wenn er nach Hause geht, sind Geschäfte, Büchereien geschlossen. K. beschließt, bei einem Kollegen vorbei zu schauen. Aber wie sehr er auch immer wieder einmal versucht, zu seinem Bekannten zu gehen, gelangt er immer bei sich zu Hause an. Er kann nur nach Hause gehen sein. Seine Wohnung aufsuchen, zu Abend essen und schlafen. Wieder wacht er in der AmtsStube auf. Es ist Donnerstag, der 14. Juni 1888. K. schreibt zum 1000. Mal seinen Brief: „Eure Majestät! Bleibt stark und gefaßt der Deutschen Kaiser. Die besten Genesungswünsche sendet Ihr Untertan K.“ Gar nicht so schlecht, denkt er sich. Die Tür öffnet sich, K. wirft den Brief bei der Post ein, schläft und wacht erst am nächsten VorMittag auf. K. öffnet das Fenster und es schallt ihm entgegen: „Der Kaiser ist tot! Der Kaiser ist tot!“

 

K. findet sich in einer AmtsStube des ausgehenden 19. Jahrhunderts wieder. Er soll einen Brief an den Kaiser schreiben, der mit einer schweren Krankheit dem Tode nahe zu Bette liegt. Es ist Mittwoch, der 13. Juni 1888. Wenn er abends fertig ist, so lautet die AnWeisung, solle er den Brief bei der Post einwerfen und dann könne er nach Hause gehen. Er schreibt: „Lieber Herr Kaiser, alles Gute und viel Gesundheit. Hochachtungsvoll! Ihr K. Es ist ihm selbst klar, daß er diesern Brief nicht verschicken sollte. Aber er hatte den halben Tag überlegt, was er überhaupt da schreiben soll und warum er überhaupt eine solche Aufgabe bekommen hätte. Abends geht trotzdem die Tür auf, K. geht hinaus, zur Post und nach Hause. Damit hat er seine Aufgabe erledigt. Er ißt zu Abend, schläft, wacht auf und ist wieder in der AmtsStube. Es ist Mittwoch, der 13. Juni 1888. Die Tür ist verschlossen, auf dem Tisch liegt BriefPapier. Das TintenFäßchen ist auf und der FederHalter liegt bereit. Er versucht es mit: „Sehr geehrter Herr Kaiser!“ ZerKnüllt das Papier er versucht es mit: „Euer HochwohlGeboren, lieber Kaiser! Bitte werdet wieder gesund. Das wünscht sich sehr Ihr Untertan K.“ Auch dazu hat er Stunden gebraucht, aber er hat mehr Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, als wirklich zu schreiben. Und die Tinte ist nicht eingetrocknet. So geht es nun Tag um Tag. Immer ist Mittwoch, der 13. Juni 1888. Er schreibt. Während er sich anfangs nicht so sehr angestrengt hatte, strengt er sich jetzt mehr an. Er macht sich auch Gedanken, wie man einen Kaiser anspricht und was man ihm wünschen könnte. K. bemerkt, daß er sich in einer Schleife befindet, denn mmer ist Mittwoch, der 13. Juni 1888. Wahrscheinlich kommt er nie wieder aus dieser Schleife hinaus. Es sei denn, so hofft K., er findet die richtige Art und Wiese, so daß der Brief dem Kaiser zugestellt wird. Er hat keine HilfsMittel. Das Telefon funktioniert nicht, K. kommt nicht aus dem Zimmer hinaus. Und abends, wenn er nach Hause geht, sind Geschäfte, Büchereien geschlossen. K. beschließt, bei einem Kollegen vorbei zu schauen. Aber wie sehr er auch immer wieder einmal versucht, zu seinem Bekannten zu gehen, gelangt er immer bei sich zu Hause an. Er kann nur nach Hause gehen sein. Seine Wohnung aufsuchen, zu Abend essen und schlafen. Wie wacht er in der AmtsStube auf. Es ist Donnerstag, der 14. Juni 1888. K. schreibt zum 1000. Mal seinen Brief: „Eure Majestät! Bleibt stark und gefaßt der Deutschen Kaiser. Die besten Genesungswünsche sendet Ihr Untertan K.“ Gar nicht so schlecht, denkt er sich. Die Tür öffnet sich, K. wirft den Brief bei der Post ein, schläft und wacht erst am nächsten VorMittag auf. K. öffnet das Fenster und es schallt ihm entgegen: „Der Kaiser ist tot! Der Kaiser ist tot!“

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