Tuesday, November 26, 2024

LYRIK-Taschenkalender 2016 46. KW 26.11.2024

 


Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2016 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren  mit je einem Gedicht vorgestellt und kommentiert. Die 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Diesen Taschenkalender habe ich nun wieder herausgesucht, denn er hatte mich eingeladen zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2022-2024.


46. KW
Renato P. Arlati: Alter Mann  


Hält er nur „die Wange an die harte Rinde“ oder nicht auch das Ohr? Und was hört er denn? Klingen nicht die mit Lachen erfüllten Spiele der Kinder, das Gackern der Hühner, das Bellen der Hunde und der Ruf einer Mutter zu ihm?

Der alte Mann -: … und versäumt, den Baum zur umarmen wie zuvor schon seine Frau.

„ die Wange an der harten Rinde“ -: erinnert an den Hainbund [1], als man im Überschwang die Bäume umarmte. Das gabe es schon so früh.  

Weiher
    schaust du
Zu
Lange
In
Den
Weiher
GeRinnt
Die
Zeit
Zu
Kugeln
Die einen
    Steigen
Die anderen fallen
   
Käfer
    unter der
Tannen
Stille
Sucht
Sich
Der
Schwarze
Käfer
Ein
Noch
Schwärzeres Loch
    Um
Zu leben

Axt
    du hattest
Die
Axt
GeSchärft
Warum
Nur
Wenn du
    Nur
Töten wolltest?


46. KW
Kommentar: Levin Westermann


An E. -:  ich hatte es damals gekauft und gelesen und doch war „Alter Mann“ wieder neu. Hatte es „Spuren hinterlassen“, wie Levin Westermann in seiner Besprechung im ersten Satz meint? Vielleicht, aber es ist mehr ein „ich kann es nicht ausschließen“.

Leerstelle [2] -:  mir kommt gerade der Gedanke, ob man Leere lehren kann? Und wenn die Lehre leer ist, kann man dann die Lehrstelle wieder verlassen?
 
Notwendigkeit -: Not macht vielleicht nicht so nur erfinderisch sondern auch wendig.

Niemandsland -: der Grenzübergang von Turkmenistan (bei Daşoguz) nach Usbekistan, wo man eine lange Strecke laufen muss. Interessanterweise klappen dort die Grenzübergänge kaum, nicht zwischen Turkmenistan und Usbekistan, nicht zwischen Usbekistan und Tadschikistan, nicht zwischen Tadschikistan und Afghanistan. Was aber, wenn sie besser funktionieren würden, wenn es wieder einen Austausch von Waren und Ideen gäbe. Wären wäre mit den lokalen Potentaten?  




Links und Anmerkungen:
[1] "Der Göttinger Hainbund war eine die Natur verehrende, zum Sturm und Drang tendierende literarische Gruppe im Deutschland des 18. Jahrhunderts." https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6ttinger_Hainbund Das einzige Mitglied, das mir etwas sagt, ist Johann Heinrich Voß (1751–1826) als Übersetzer von Sakespeare-Dramen.
[2] Levin Westermann schreibt vom „Mut zur Leerstelle“.

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