Tuesday, January 14, 2014

Lässt sich Rheuma endlich heilen?



Heute kommt eine meiner Patientinnen zu einem Regelbesuch und bringt einen Zeitungsartikel mit. „Rheuma lässt sich endlich heilen!“ verkündet da leichtfertig die Gazette „Freizeit Spass“ (Nr. 2/2014 auf S. 57).

Im Artikel wird zunächst über die rheumatoide Arthritis referiert. „Anfangs können Cremes und Gels mit Ibuprofen sowie kühle Quark-Umschläge gegen die Schmerzen helfen.“ Essig, Arnika-Tinktur, Krankengymnastik und Sport werden empfohlen. „Oft müssen Betroffene jedoch dauerhaft Medikamente einnehmen.“
Das ist nicht alles ganz falsch, aber auch nicht richtig. Wichtig in der frühen Phase ist es, eine verlässliche Diagnose zu bekommen. Natürlich kann man sich mit den oben genannten Mitteln behelfen. So wie es im Artikel steht, könnte man meinen, dass man zunächst Zeit hat, Hausmittel auszuprobieren und erst später den Rheumatologen aufsuchen muss. Das ist aber falsch. Wenn Gelenke über Wochen geschwollen bleiben, dann ist der Besuch beim Rheumatologen dringend notwendig.

Im Artikel werden NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika), „Kortison“ und Coxibe behandelt, allerdings rechts ungenau und auch fehlerhaft. Die klassischen NSAR wie Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen, Acetylsalicylsäure und weitere mehr bergen ein erhöhtes Risiko für Magen/-Darmblutungen. Deshalb wird in der modernen Medizin ein Magenschutzmittel, z.B. Omeprazol, dazugegeben. Wassereinlagerungen, Blutdruckerhöhung oder Nierenschwäche sieht man bei diesen Medikamenten wie auch den Coxiben deutlich häufiger als bei den niedrigen Dosierung von vorwiegend Prednisolon („Kortison“), wie es in der Rheumatologie bei der rheumatoiden Arthritis überbrückend gegeben wird. Coxibe sind eine neuere Entwicklung, die aber ähnlich wie die klassischen NSAR wirken. Sie haben den Vorteil, dass sie deutlich weniger Magenprobleme bereiten. Das ist wichtig, denn daran sind früher viele Menschen gestorben.

Und nun kommt unter der der Zwischenüberschrift „Neue Methode macht große Hoffnung“ eine „Sensation“, die keine ist! „Für schwere Fälle haben Ärzte der Berliner Charité nun eine Methode gefunden, mit der sie Patienten dauerhaft helfen können.“ Dahinter verbirgt sich eine autologe Stammzelltransplantation. Stammzellen werden vom Patienten gewonnen und eingefroren. Dann wird eine Hochdosis-Chemotherapie durchgeführt, die sämtliche verblieben Stammzellen zerstört. Der Patient hat dann keine Abwehrzellen mehr und ist extrem anfällig für Infekte jede Art. Das macht man in der Regel bei bösartigen Erkrankungen, beonderes Lymphdrüsenkrebs, Leukämie und auch bei der systemischen Sklerodermie. Der Artikel beschreibt eine Anwendung bei einer Lupuspatientin. Bei einer rheumatoiden Arthritis hingegen würde man das große Risiko, nämlich an der Therapie zu versterben, nicht eingehen. „Die Therapie soll auch bei anderen Autoimmun-Erkrankungen prima funktionieren.“

Vielleicht können wir darauf einigen, dass die autologe Stammzelltransplantation keine anerkannte Therapie der rheumatoiden Arthritis ist und dass es genügend weniger gefährliche Optionen für die Behandlung gibt.




2 comments:

  1. Am besten gleich das Nabelschnurblut einlagern lassen und für spätere Zeiten aufbewahren lassen. Denn dort sind eine Menge der eigenen Stammzellen vorhanden die wenn man sie benötigt einfach ohne große Suche vorhanden sind.
    MfG

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    1. Nun gibt es in der Rheumatologie nur sehr wenige Erkrankungen, die mit Stammzelltransplantation behandelt werden. Und ca. 1600 € Kosten können sich auch nicht alle jungen Familien leisten, denn die Einlagerung von Stammzellen ist keine Kassenleistung, auch keine der Privatkassen.

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