Sunday, April 22, 2018

Der alte Hartmann und sein Auto




Der alte Hartmann hatte ein Gartenhäuschen mit großem Grundstück in Köln, das er einem Freund von mir vermietet hatte. Die Siedlung stammte aus den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts. Man hatte die Idee, dass dort kinderreiche Familien leben könnten, die vielleicht Kartoffeln und Gemüse im Garten ziehen, oder Hühner halten, um sich so selbst versorgen zu können. Nun hatte aber schon in den 60iger Jahren eine Gentrifizierung der Siedlung begonnen. Deshalb kam es zu der Vermietung.

Das Auto vom alten Hartmann sah ich erstmals in den 1970iger Jahren. Es stand in einem maroden Schuppen am Rande des Grundstücks. Der Schuppen war mit Knöterich überwachsen und das Dach teilweise eingebrochen. Das Auto, ein uraltes Modell kurz vor der Schrottreife erworben, war noch intakt, wenn man von den platten Reifen absah. Was aber hatte es auf sich mit dem alten PKW? Der alte Hartmann dachte sich, als er noch jünger war und gerade die Nazizeit überstanden hatte, dass dieses Pack wieder an die Macht kommen könnte. Im Kriegsfall aber werden private PKWs requiriert. Aber von seinem Auto im Schuppen wusste der Staat nichts. Damit wollte er nachts über die grüne Grenze nach Belgien und dann weiter nach Frankreich fahren. Der Schuppen zerfiel später weiter und dann auch das Auto. Irgendwann hatte es mein Freund auf einen Schrottplatz bringen lassen und dann den Schuppen erneuert. Vielleicht aber hätte er das Auto vom alten Hartmann, von dem der Staat nichts wusste, doch besser reparieren lassen.


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