Sunday, January 31, 2021

LYRIK-Taschenkalender 2018 Kalenderwoche 13 31.01.2021


Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


13. KW
Federico García Lorca: lied eines reiters


Die Möndin ist klar. La luna, la lune, Frau Luna. Ich bevorzuge Möndin nicht Mondin. Aber die Tödin? Die SensenFrau? Chainsaw woman? Aber warum eigentlich nicht?

Möndin
    bleich
Blickt
Die
Möndin
Auf die
Mörderin
Die
Bleich
Blickt
    Auf die
Leich

Die Türme von Córdoba (Ko-Ro-Ba) sind mir nicht aufGefallen bzw. nicht in ErInnerung geBlieben, schade.


13. KW
Kommentar: José F.A. Oliver

Vielleicht auch ein wenig Gauchito? [1] „Hildegard von Bingen wurde in den HeiligenKalender aufgenommen, obwohl sie noch nicht heiliggesprochen wurde? Und warum ist der viel verEhrte Gauchito noch nicht im HeiligenKalender?“

Bist du Spanier, hast du Oliven als WegZehrung.
Bist du Araber, hast du Datteln als WegZehrung.
Bist du Italiener, hast du Spaghetti als WegZehrung.
Bist du Elf, hast du Lembas als WegZehrung.
Bist du Deutscher, ja dann hast du hoffentlich Brot als WegZehrung und nicht Sauerkraut.
Schöne Welt der VorUrteile.

Die VerGangenheit wird fälschlich als Kristall aufGefaßt. Selbst in der Medizin oder der Psychologie spricht man von kristalliner Intelligenz. Aber auch die VerGangenheit ist im Menschen fluide und ändert sich ständig.

Er reitet vielleicht auf einem Pferd, das der Rosinante ähnlich ist oder auch der Zitronante.

 

Links und Literaturangaben:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2014/01/el-gauchito.html

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Saturday, January 30, 2021

#KeinKantinentweet Nr. 48

 


Shiitake and Friends

Als ich mir das folgende Essen ausdachte, war Shiitake der Mittelpunkt. Aber so ist es mit Mittelpunkten, sie können sich verschieben.

Shiitake-Pfanne:
Shiitake vom Stiel befreien (muss nur hierfür sein, sonst nur den vertrockneten Teil entfernen) und zur Seite legen. Die grünen Teile von Pak Choi und Frühlingszwiebeln abschneiden und zur Seite legen. Die eher weißen Teile in 8 cm lange Stücke schneiden. Olivenöl erhitzen und bei hoher Hitze Shiitake mit der Lamellenseite ins Öl legen und außen die eher weißen Teile von Pak Choi und Frühlingszwiebeln arrangieren. Weiterbraten lassen. Dann Sprossenmix (Roggen, Weizen, Luzerne, Radieschen, Leinsamen, Adzukibohnen, Mungbohnen) in die freien Zwischenräume geben. Dann nach Anweisung des Bayern (wird unten erklärt) mit Salz und Pfeffer würzen. Wenn es heiß genug war, Hitze reduzieren und fertig köcheln lassen.

Linsen-Rolle: ich habe rote Linsen im Reiskocher ohne Gewürze oder Salz vorgekocht. Und noch viel früher habe ich Pizzateig gemacht; die Nasshefe war nicht mehr gut, also nahm ich Trockenhefe, die mittlerweile in keinem Haushalt mehr fehlt - „Aber lassen wird das!“. Eine getrocknete Feige in Wasser legen und später sehr klein würfeln. In einem Topf Olivenöl erhitzen, klein geschnittene Knoblauchzehen und Ras al Hanout hinzugeben. Später die roten Linsen und die Feige hinzugeben. Umrühren. Dann noch Chilisauce oder Chili hinzugeben und zur Farbgebung Tomatenmark. Mir ist es dann salzig genug genug, aber andere möchten dann noch Salz dazugeben -: Bitte sehr! Ich habe dann noch einen Esslöffel Flohsamenschalen dazugegeben. Pizzateig kneten und fein ausrollen, dann mit der Linsenmasse bestreichen. Ich habe es dann wie Sushi zusammengerollt. Auf Backpapier 15 Min. in den Umluftherd bei 180° C. Danach noch ca. 5 Min. bei 200° C zum Bräunen im Ofen belassen.

Pak Choi Senfsauce: Olivenöl erhitzen, sehr fein geschnittenen Ingwer und Knoblauchzehen hinzugeben und anschwitzen. Dann die sehr fein geschnittenen grünen Teile von Pak Choi und Frühlingszwiebeln hinzugeben, ggf. auch etwas Wasser. Schließlich scharfen Senf zugeben, ggf. auch noch einen Teelöffel Pfeilwurz in wenig Wasser. Aufkochen und weg von der Herdplatte.
 
Es hat sich wieder einmal gelohnt, denn es hat vorzüglich geschmeckt.


Kommen wir zunächst zu den „ Anweisungen des Bayern“. Ich zitiere mich kurz selbst [1]: „In einem Restaurant erlebte ich einen Bayern, der seiner Gruppe lautstark Rezepte mitteilte und damit das machte, was Holgi bei Werner mit dem „scheissenden Hahn“ gemacht hat. Er machte Pläne für die WeihnachtsZeit. Es ging um „so richtig sche anbrate mit Salz um Pfeffer“ oder „so a bisserl was und dann so richtig sche anbrate“. Er zog das konsequent für alle möglichen FleischSorten durch.“

Bei „Aber lassen wird das!“ ist nicht die Passage von Heinz Erhard gemeint, obwohl die sehenswert ist [2]. Es ist ein Running Gag aus „Es waren Habichte in der Luft“ von Siegfired Lenz. Das Buch spielt in Finnland und darüber habe ich mich eben mit meinem Bruder in der Sauna unterhalten. Finnland und Tango – aber lassen wir das.

Chili-Schärfe wird traditionell auf der Skala von Scoville angegeben, wobei heutzutage die Messungen mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatographie durchgeführt und dann in Scoville-Einheiten umgerechet [3]. Schön, daß wir für Chili-Schärfe so eine Skala besitzen.

Wie aber steht es mit Senf? Für Senf gibt es eine solche Gradeinteilung nicht, aber man kann sich über die verschiedenen Senfsorten schon einmal überblicksmäßig bei Wikipedia informieren [4]. Während Capsaicin im Mund-Rachen-Raum wahrgenommen wird, kommt es beim Senf über Allyl-Senf-Öl-Rezeptoren zur Wahrnehmung über den Geruchssinn. Mehr Informationen dazu finden sich unter [5]. Aber lassen wir das. Hauptsache es schmeckt.

 

Links und Literaturangaben:

[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2012/01/sammelsurium-15.html
[2] https://www.youtube.com/watch?v=Rykd9kgsoUE
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Scoville-Skala
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Senf
[5] https://www.dlg.org/de/lebensmittel/themen/publikationen/expertenwissen-sensorik/geruchs-und-aromaschulung

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Friday, January 29, 2021

LYRIK-Taschenkalender 2018 Kalenderwoche 12 29.01.2021

 


Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


12. KW
Karoline von Günderode: Hochroth


Das Blut auf dem weißes Bett der weißen Rose. Die Rose sticht und es fließt rotes Blut. Das Leben darf färben, wo der Tod nur bleichen kann.

Dieter Roth. Zeitschrift für Alles.

Die Lohe. Das lodernde Feuer der Liebe. „Lieb“ der Frau und keine Minne des Sängers.

Interessant -: nicht das ErBleichen sondern das ErRöten zeigt Schüchternheit (auch Scham) an.

„Du glühend Roth,“ -: zisch!


12. KW
Kommentar: Sibylla Vričić Hausmann


Da sich die Günderode erdolchte, ist die Lieb sehr roth geworden und dann doch bleich, die Leich.

Hochroth -: auch der HochOfen hat HochRot als Farbe, mit der er den Himmel zu bemalen verSteht.

Rot – tot – MorgenRot.
„Mein Freund der Baum“.
Uwe fing schon um sieben Uhr an, ihn zu fällen. Es war notwendig, denn er war innen bereits völlig morsch (nicht von Thomas Kling).

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LYRIK-Taschenkalender 2018 Kalenderwoche 11 29.01.2021

 


 

Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


11. KW
Johann Wolfgang von Goethe: Phänomen

Das Wolken und Regen Spiel.
Der SpannungsBogen.
Bogen und Wogen.
Bogen spannen.
Spannen.
Spannend, was der weiße Greis da treibt.
Spannend, was den weisen Greis da treibt.

LebeGreis.
Lebe, Greis! Scheint das Gedicht zu sagen, denn der Tod wartet bereits.

Sich gattet / beSchattet
beGattet / sich schattet


11. KW
Kommentar: Mahmood Falaki

Nebel
    in den Nebeln des Dezembers
Kurz beVor der Schnee anKommt
Tummeln sich die WeißHaarigen
Die Faune
Sie scharren mit den Hufen
Um dann über den Schnee
Zu traben
Zu lieben
    EinZuDringen
Zu liebKosen

Hafis Dichtung am Grab von ihm vorGelesen zu bekommen – ein währendes ErLebnis.

Der weiße Nebel im Tal und der Schnee auf den Bergen und die Mischung daZwischen.

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LYRIK-Taschenkalender 2018 Kalenderwoche 10 29.01.2021

 


Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


10. KW
Jelena Schwarz: An Cupido


Der Pfeile schießende Amor -: eigentlich müßte er zwei Hörnchen tragen.

Wenn Liebe Herz und Schmerz ist, dann ist es doch verStändlich, daß Amor am Pfeil zerrt oder ihn tiefer in die Wunde dreht.

Ein Tatort-Dialog aus dem Gedächtnis.
Kommissarin zu einer jungen Zeugin im Punk-Look, die ein HundeHalsband trägt: „Tut das nicht weh?“
Zeugin: „Nur wenn Herrchen daran zerrt.“


10. KW
Kommentar: Olga Martynova


„Little Arrows“ - gesungen von Leapy Lee (der ist jetzt 81 Jahre alt, ich habe gerade nachgeschaut), komponiert von Albert Hammond, Text von Mike Hazlewood.

„Unter einer Maske schreiben“ -: das geht heute auch wieder, dank Corona.

Pfeile
    wir haben
So
Gut
GeLernt
Giftigen
Pfeile
AusZuweichen
Daß
Uns
Selbst
Amors Pfeil
    Nicht
Mehr trifft

Liebe
    die Liebe
Ist
Wie
Ein Zug
Auf
Den
Man
Gerade
Noch
AufGesprungen
Ist
Oder
Man
Steht
Allein im
    BahnHof
HerUm

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FreitagsGedichte / #KurzLyrik 29.01.2021



日夕涼風至,聞蟬但益悲。
孟浩然
Die Sonne sinkt in den Abend und der Wind weht kühl,
Als ich den Gesang der Zikaden höre, wird es mir schwer ums Herz.
Meng Haoran*

Spiegel
    sich im
Spiegel
Zu
BeTrachten
Nur
Um
DaRin
Das
Bild
Eines
Anderen
Zu
EntDecken
Der
In uns
    Der
Spiegel ist

Staub
    wir sind
Der
Staub
Den
Die Zeit
ZusammenBallt
Wie
Der Wind
    Den
Schnee

FlügelSchlag
    wenn die
Brise
ErStirbt
Und
Nur
Noch
Die Stille
Ist
In der
Man
Den
FlügelSchlag
    Der
Engel hört

Lethe
    um nicht
Zu
VerDursten
Mußt
Du
Aus
Dem
Fluß des
    VerGessens
Trinken

Schnee
    auch auf
Den
Wiesen
Schmilzt
Der
Schnee
Wie
Tinte
VerLäuft
Auf
Dem
Brief
Der
AchtLos
Im Regen
    AbGe-
Legt wurde

Putsch
    wer putschen
Will
Braucht
Sich
Nicht
AufZuputschen
Denn
Putschisten sind
    Es
Bereits

Argentina
    bitte schrei
Nach
Mir
Argentina
Ich
Möchte
So gerne
    Wieder
VerReisen




 
* Meng Haoran (孟浩然) lebte ca. 689/691–740 und war ein bedeutender Dichter der Tang-Dynastie. Die Zeilen stammen aus dem Gedicht: Aus dem Land Qin an den entfernten Meister geschickt (秦中寄遠上人).


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Wednesday, January 27, 2021

#KeinKantinentweet Nr. 47



Sprossen, Sprossen und Kartoffeln

Mungbohnensprossen: ich habe Olivenöl erhitzt, wenig Knoblauch und dann die Sprossen hineingeworfen. Später fügte ich etwas Chilisauce und Sojasauce bei, noch etwas köchen lassen, fertig.

Kartoffeln: als Pellkartoffeln gekocht, geschält, fertig.

Sprossen: Luzernensprossen, Radieschensprossen und Brokkolisprossen aus der Packung genommen, fertig.

Koriandergrün: von der Schwägerin bekommen, Stiele abgeschnitten, fertig.

Das heutige Gericht war schnell zubereitet und hat trotzdem gut geschmeckt.


Die Mungbohnensprossen sind in Asien seit Jahrhunderten bekannt; hier werden sie fälschlichweise auch Sojabohnensprossen genannt, aber das sind andere Sprossen, da man in China nicht nur die Mungbohne keimen läßt. In China nennt man die Mungbohne grüne Bohne (绿豆) und die Sprossen heißen Lüdouya oder kurz Douya (綠豆芽 / 豆芽).

Ich kam Anfang der 1990iger Jahre darauf, mich mit Sprossen zu beschäftigen. Ich hatte mir ein Buch zugelegt und auch eine Weile selbst Sprossen gezogen [1]. Ich habe es dann aber wieder aufgegeben, da man sich doch regelmäßig um die Samen, die gerade keimen, kümmern muß, damit sie nicht verschimmeln. Lange Zeit habe ich dann nur hin und wieder  Mungbohnensprossen zubereitet. Heute weiß ich gar nicht, ob ich wieder anfange, denn man bekommt ziemlich problemlos Luzernensprossen, Radieschensprossen und Brokkoli-sprossen im Handel.

Jahre später lernte ich Rose-Marie Nöcker kennen, allerdings als Künstlerin. Erst Jahre später, als wir uns einmal über Ernährung unterhielten, konnte ich die Verbindung zu dem Buch über Sprossen herstellen [2]. Sie hat z.B. Weizen auf Vlies keimen lassen und das Vlies dann zu Kunst verarbeitet [3]. Also weiß sie auch beide Talente zu verbinden.




Links und Literaturangaben:
[1] Rose-Marie Nöcker: Das große Buch der Sprossen und Keime. Heyne München, 1992. Von Vitamin B12 weiß man jetzt, daß es in Sprossen nicht vorhanden ist, sondern man hat damals Analoga, die keine Vitaminwirksamkeit haben, nachgewiesen.
[2] Rose-Marie Nöcker: Troia sive Xantum: ein Rundgang. Regionalmuseum Xanten, Amphitheater Birten 30. April bis 11. Juni 1995
[3] https://www.nrz.de/staedte/moers-und-umland/moerser-seewerk-zeigt-werke-von-dreizehn-kuenstlern-id211694545.html


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LYRIK-Taschenkalender 2018 Kalenderwoche 09 27.01.2021


Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


09. KW
Alexandru Bulucz: Gastritis (Celan mit Clownsmaske)


„Mit Krudem“ -: avec crudités?

„Und aufgezogen die Unruh, / die Uhr, /“ -: Ich denke an James Joyce: Ulysses.

Die Zeit kennt nur einen Rhythmus: Tick und Tack. Ich kenne wenigsten Tick, Trick und Track.

Moria
    Ratten
Laufen
Durch
Das Lager
Der
Menschen
In
Moria
Wie mager
Die Nager
Um
Die Nager
    Am
HungerTuch

Moria – ob es auch einmal einen BefreiungsTag geben wird?

„Teil mit den Hungernden Dein Brot“.


09. KW
Kommentar: Paul-Henri Campbell


Nicht Magen, Leber, Herz ist der Sitz des Gemüts, es wird der DickDarm bemüht. Wahrscheinlich pupst er bald Haiku.

Vielleicht muß jeder Dichter ein Organ für sich erobern.
Paul Celan – das Aug'.
Alexandru Bulucz – der VerdauungsTrakt. VerTrackt. VerTraklt.

Mystiker kennen kaum Verdauung, so daß „dieses Magengeschwür“ durchaus „der Clown / unter den Mystikern“ sein könnte.

„Vierteldaumenbreit“ -: wie breit soll das sein? Wie sein, mein oder ein genormter Daumen? Auf welches Papier wurde gedruckt? Bütten oder DünnDruckPapier? Aber gut, geSchenkt -: ein schmaler Band – typisch für einen GedichtBand.



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LYRIK-Taschenkalender 2018 Kalenderwoche 08 25.01.2021


Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


08. KW
Quirinus Kuhlmann: Der Wechsel menschlicher Plagen

„Der Menschen Weisheit“ -: ich kenne genügend ohne Weisheit, richtige NaseWeise.

Alles wechselt
    alles wechselt
Die
JahresZeiten
Ebbe
Und
Flut
Die Liebe
Und
Der Hass
Die
ReGierung
    Und
Das Wetter

Der KulturWandel wurde auch früher schon erlebt.


08. KW
Kommentar: Oleg Jurjew

„Prächtigste Einsilbigkeit“ -: alles andere wäre für einen BarockDichter unAngemessen.

Dieser beschränkte Pastor Meincke - „Joachim, mir graut vor Dir“.


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Sunday, January 24, 2021

LYRIK-Taschenkalender 2018 Kalenderwoche 07 24.01.2021


Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


07. KW
José F.A. Oliver: sonnt sich


Auch ich sonne mich, wenn denn die Sonne hier auftaucht.

Ich hatte mich geSonnt. Und ich hatte der Sonne entSagt. Eine SonnenUhr. Ich benötige eine SonnenUhr.

Ich ging eine Weile häufiger an einer SonnenUhr in der RüdigerStraße in Köln-Merheim vorbei. IrgendWann wollte ich sie fotografieren, aber da hatte man sie schon vom Haus abmontiert. Und nur kurze Zeit darauf fragte mich jemand gerade nach dieser SonnenUhr.

So ein Sonnen:trick.


07. KW
Kommentar: Paul-Henri Campbell


Träge
    das träge Wasser
Das sich schwarz und zäh
Wie Öl
Durch das FlußBett treiben läßt
Und Müll schwimmt oben auf
Schwimmt oben auf
Geht niemals unter
Vielleicht
Später im Meer
Dort wo die Schiffe fahren
Wir hätten in einen WasserFall investieren sollen
Niagara
Victoria Falls
Vielleicht
Würden Schwarz und Weiß sich ändern
Vielleicht
Würde der Fluß olivGrün fließen
Ins weite, blaue Meer
Unter blauem Himmel
Auf gelbem Sand
Mit nackten Füßen
Gehen, dann
Sitzen
    Sonnen
Träge liegen

Mond
    dem Mond
Ist
Es
GeGeben
Sich
Zu spiegeln
In
Allen
Arten von
GeWässern
Und in
    Deinen
Augen

Wir lassen das MondLicht in Gedichten von OberFlächen reflektieren und nicht aus der Tiefe von GeWässern oder unseres GeWissens.



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LYRIK-Taschenkalender 2018 Kalenderwoche 06 23.01.2021


Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


06. KW
Ataol Behramoğlu: Besuchszeit

„Zwischen mich und“ meine Eltern
Haben sie ein LaufGitter geStellt
Ich war zweiEinhalb Jahre alt

Doch -: so bösartig sind die Menschen, besonders die mit Macht und Militär.

„Und ich – noch immer wie ein Vollidiot / Denke:“ man könne mit Dementen eine normale Unterhaltung führen.

Man darf sich auf Gier, Dummheit und Boshaftigkeit der Menschen verlassen.


06. KW
Kommentar: Safiye Can

Ich hoffe, daß es ihm gut geht in Istanbul.

Ich habe das Gedicht von Ataol Behramoğlu gelesen und bin wahrscheinlich in der Türkei genauso wenig willkommen wie in den USA.
Gut, jetzt kann man sowieso nicht reisen wegen Corona.

FlatterSatz
    Frühling läßt
Ach ja
Ach ja
Um wieder
Zu
Denken
Freiheit
Gleichheit
Brüderl..
Nein
Geschwisterlichkeit
Und
Dann
Ist gleich
    Wieder
Winter



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Saturday, January 23, 2021

Aus der Sammelsurium Küche - #KeinKantinentweet Nr. 46


Ich habe längere Zeit überlegt, wie ich das heutige Gericht nennen soll. Es ist aus der Sammelsurium Küche.

Veganes Schnitzel: kommerziell erhältliches (paniertes) Schnitzel aus Soja und Weizen. In der Pfanne in wenig Olivenöl gebraten.

Tomate: einmal roh und einmal in Olivenöl gebraten.

Petersilienwurzel und Feige: die Persilienwurzelscheibe wurde mit dem westlichen Gemüse und die Feige mit den östlichen Pilzen zusammen gegart. Danach übereinander gelegt.

Westliches Gemüse: Möhre, Kartoffeln, Petersilienwurzel und Porree zusammen dünsten, aber Topf wegen der unterschiedlichen Garzeiten erst nach und nach befüllen. Den Porree habe ich länglich eingeschnitten und mit Sriracha-Sauce gewürzt. Auf die Kartoffeln habe ich Olivenöl und Sriracha-Sauce gegeben. Auf die Möhrenstücke habe ich nur Olivenöl gegeben.

Östliche Pilze: ich habe Shiitake, Baumohren, Seetang und die Feige zusammen gewässert und dann gekocht. Die festen Bestandteile habe ich herausgefischt und mit Olivenöl und Sojasauce angerichtet.

Gerstenschrot nach Tsampa-Art: ich habe das Gerstenschrot zunächst in einer trockenen Pfanne geröstet. Gleichzeitig habe ich schwarzen Tee gebrüht. Dann habe ich das Gerstenschrot mit etwas Salz, Natron und schwarzen Tee im Reiskocher fertig gegart.

Ich wollte nicht nur mit Petersilie garnieren, sondern auch Rettichsprossen dazu geben. Es sah aber so fertig aus, daß ich es vergessen habe. Ich habe die Sproßen beim Essen auch nicht vermißt.


Das vegane Schnitzel war in Ordnung. Petersilienwurzel und Feige paßten zusammen. Das Gemüse und die Kartoffeln blieben blaß. Pilze und Seetang schmeckten anders, weil ich sie sonst zusammen mit Miso und Buchweizennudeln esse. Wie kam es nun zum Gerstenschrot nach Tsampa-Art?

Das, was ich gekocht habe, war allenfalls inspiriert. Es hat mit Tsampa und tibetischem Buttertee nichts zu tun. Über Buttertee habe ich früher schon geschrieben [1], insbesondere wie man ein ähnliches Getränk hier bei uns mangels Originalzutaten herstellen kann.

Ich hatte gestern ein Buch fast zufällig in der Hand, weil es da stand, wo es nicht hingehört. Es war ein Buch von Alexandra David-Neel [2]. Tsampa wird aus Gerste hergestellt, indem die Gerstenkörner zusammen mit Sand erhitzt werden, damit die Gerste nicht anbrennt. Wenn die Gerste geröstet ist, werden die Körner vom Sand getrennt und dann mahlt man die Gerste. Tsampa wird dann mit einem Rest Buttertee verknetet (da nennt man dann Pa) und gegessen. Wie kamen nun die Tibeter dazu, Getreide in Form von Pa und nicht als Brot zu essen? Ich nehme an, daß es sich um ein Erbe des Nomadenlebens handelt. Aus Tsampa ist schnell Pa gemacht. Tsampa ist einfacher als Brot zu lagern; noch besser ist die Gerste als ganzes Korn lagerfähig.

Während man bei uns eher kleine als große Tiere schlachtet, wenn einem Tiere leid tun und man trotzdem Fleisch essen will, ist es in Tibet genau umgekehrt. Besser mit einem Großtier nur eine Seele opfern als mit kleinen Tieren viele.

Nun noch etwas für Freunde von Haggis, Pfälzer Saumagen, Grützwurst und ähnlichen Zubereitungen. So etwas kennen die Tibeter auch. Der Magen des geschlachteten Tieres wird mit Herz, Leber, Nieren und weiteren Bestandteilen gefüllt und zugenäht. Der Inhalt reift dann über Tage bis Wochen. Man bereitet daraus eine Suppe, „die vor allem bei den ärmeren Leuten sehr beliebt ist“. Leider habe ich den tibetischen Namen für diese Speise nicht gefunden; unter den Artikeln, die ich gerade deshalb gelesen habe, fand ich diesen hier interessant [3].




PS. Dieser Blogpost übertreibt im Gebrauch des ß. Aber sonst wird das Doppel-S zu häufig benutzt, wie ich meine.



Links und Literaturangaben:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2018/09/yak-butter-tea.html
[2] Alexandra David-Neel: Leben in Tibet. Kulinarische und andere Traditionen aus dem Lande des Ewigen Schnees. Basel 1994. Ich weiß auch nicht, was mich damals geritten hat, dieses Buch zu kaufen.
[3] http://factsanddetails.com/china/cat6/sub35/item212.html  


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LYRIK-Taschenkalender 2018 Kalenderwoche 05 23.01.2021



Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


05. KW
Marina Zwetajewa: [O Augen]


„Das Licht der Welt“ -: verDreckt.

Die Wölfe in Zoomania, als sie losHeulen.

Oh, hier wird auch geHeult, allerdings mit den Wölfen. Ich habe nicht mit dem Wolf geheult, als ich ihn gestern hörte.

„Gib Gott dein Los zurück:“ -: nicht notwendig, denn die meisten Lose müssen Nieten sein.


05. KW
Kommentar: Hendrick Jackson


Sicherheit
    die AllTags-
Sicherheiten
Wie
Wecker
Radio
FrühStück
Fahrt
Hin
Und
ZuRück
IrgendWann
Müssen
    Sie zer-
Brechen

Sind die SchussWechsel von John Wick banal? JedenFalls erLiegt er diesem nicht.
Ich wurde einmal gefragt, ob es bei einem fiktiven (klingt gut) SchussWechsel zwischen John Wick und Jack Reacher KollateralSchäden gäbe – natürlich nicht.

Bei HoffnungsSchimmer muß ich an SehnSucht, Alexandra und Taiga denken.


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Regionales Impfzentrum Corona Marmagen


Ich hân mîn lêhen, al die werlt, ich hân mîn lêhen.
nû enfürhte ich niht den hornunc an die zêhen, …
Walter von der Vogelweide [1]
Ich habe mein lehen – hallo ihr – ich habe mein lehen!
Jetz fürcht den feber-frost ich nicht mehr an den zehen, …
Übersetzt von Thomas Kling [2]


Ich fuhr über Bahrhaus, eine Strecke, die ich ohne Schnee bevorzuge, aber in den letzten Wochen nicht gefahren bin. Und da sah ich das Hinweisschild. Ich assoziierte sofort Walter von der Vogelweide – und nur deshalb hat es diese Vignette zum Impfen gegen Corona in den Blog geschafft.

Bahrhaus ist ein Weiler [3], der zu Marmagen gehört. Ein paar Gehöfte und Ferienwohnungen – wer es
also einsam liebt, der ist da gut aufgehoben. Dann ist da noch der Trafoturm, von dem ich bereits berichtet habe [4]. Und … Bahrhaus liegt an der L204, die der günstigste Weg zur Eifelhöhenklinik ist, wenn man von Norden kommt, nicht ortskundig ist und den man nicht durch halb Marmagen leiten will.

Es hat Kritik am Standort gegeben [5], er sei vielen zu abgelegen. Landrat Ramers wiest die Kritik zurück. Ich auch, denn für Schneevergnügen werden deutliche längere Wege in Kauf genommen.
Die Eifelhöhenklinik ist weiterhin medizinisch voll ausgestattet, hat genügend Parkplätze und ist barrierefrei. „Vom Bahnhof in Nettersheim wird es einen Shuttlebus zur Klinik geben. Impfstart ist am 1. Februar.“


Walter von der Vogelweide hat sein Lehen mit etwa 50 Jahren erhalten. Es sicherte ihm den Lebensunterhalt, denn als fahrender Sänger kann man in jungen Jahren gut unterwegs sein, im Alter eher nicht. Da braucht es Sicherheit und diese Sicherheit gab ihm das Lehen. Wir bekommen Sicherheit durch das Impfzentrum, weshalb wir froh sein sollten. Und wir brauchen ebenso den Frost im Februar nicht zu fürchten.



Links, Literaturangaben und Anmerkungen:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ich_h%C3%A2n_m%C3%AEn_l%C3%AAhen Datiert wird das Gedicht auf 1220. Er lebt von ca. 1170 bis ca. 1230.
[2] Thomas Kling (Hrsg.): Sprachspeicher. 200 Gedichte auf Deutsch vom achten bis zum zwanzigsten Jahrhundert. Köln 2001. ISBN 3-7701-5813-X
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Bahrhaus
[4] https://rheumatologe.blogspot.com/2020/09/der-trafoturm-von-bahrhaus.html
[5] https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/kritik-impfzentrum-marmagen-100.html


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Friday, January 22, 2021

Amanecer, so etwas wie eine Buchbesprechung



Ich hatte mir vor einigen Tagen Bücher gekauft (da bekommt man jetzt ein Paket vor den Laden gestellt). Unter anderem das Buch Amanecer von Sophie Stein [1]. Ich wurde auf das Buch über eine Besprechung von Insa Wilke auf WDR3 aufmerksam, aber davon später mehr.  Amanecer ist Spanisch und bedeutet Tagesanbruch. Da ich mich aktuell wieder mehr mit Spanisch/Castellano beschäftige, wurde ich sofort hellhörig.

„Geschichten formen sich in der Fäulnis der Wolken. … Scheinwerferzischen steigt von der regenzerfurchten Straße auf, und die Zimmerwände beginnen sich in stillem Rhythmus zu schälen.“ So beginnt der Roman und Autorin, da hat sie meine Aufmerksamkeit. Expressionistische Elemente haben mich schon an der Sprache Arno Schmidts fasziniert.

Traum, Erinnerung, Halluzination gehen ineinander über. Neben literarischen Anspielungen kann man auch deutlich die Matrix-Trilogie sehen. Ich sehe außerdem Carlos Castaneda [2], den Sophie Stein vielleicht gar nicht kennt, aber immerhin habe ich gelesen, dass über das Gehen ohne die Hände mit dem Halten von Gegenständen zu belasten bzw. zu verkrüppeln, wie Don Juan es forderte, Castaneda uns zum Tragen von Rucksäcken im Alltag gebracht hat.

Ich sehe Hinweise auf den Film Brazil von Terry Gilliam [3], in dem die Realitäts- und Irrealitätsebenen ebenso verschlungen sind. Das kafkaeske Element habe ich allerdings bei Amanecer nicht entdecken können.

Großen Raum nimmt auch die Frage ein, in welcher Realität sich die Protagonisten befinden und ob man überhaupt wieder in die ursprüngliche Realität zurückgelangen kann. Dazu fallen mir die Filme The Cell mit Jennifer Lopez als Catherine Deane [4] und Inception mit Leonardo DiCaprio [5] ein. Catherine Deane findet in The Cell nicht mehr alleine aus einem frenden Bewußtsein heraus, kann dann aber doch davon überzeugt werden, daß dies nicht die Realität ist. Im Film Inception werden Träume ineinander verschachtelt, und aus jeder Ebene muß man wieder zurück. Wer im Traum stirbt, kann aus dem Limbus nicht in die Realität zurück (einer der Protagonisten wird allerdings zurückgeholt).

In Amanecer bekommt Aziza ein Stipendium, um auf Nivaria zu studieren (alter Name von Teneriffa). Über ihre Mitbewohner wird sie in einen Geheimbund hineingezogen. Ins Wilke: „Er verbindet naturwissenschaftliche Interessen, spirituelle Sinnstiftung und philosophischen Drang, um den Weg zur Wahrheit ins Innere der irdischen Geheimnisse zu beschreiten.“

Die Mutter von Aziza „riss büschelweise Seiten aus ihnen [Büchern] heraus und schlug sie anschließend mit Nägeln an die Wände, offenbar in der Hoffnung, dadurch eine logischere Anordnung herstellen zu können." Das kenne ich ich ähnlich. Eine Kommilitonin schlug im Studentenheim Hunderte von Nägeln in den Teppich und hängte in rote Tinte getränkte Wattebäusche an die Türklinken der Mitbewohner. In der geschlossenen Abteilung wollte sie nachweisen, daß sie „normal“ wäre, in dem sie Tische und Stühle aufeinander stapelte, um von oben herab zuschauen. Das ging mir jedenfalls bei der Lektüre durch den Kopf.

„Der anschwellende Bach, wird mir jetzt bewußt, existiert auch außerhalb von mir.“ Dies erinnerte mich an einen luziden Traum, in dem ich feststellte, daß Traumwasser naß ist. Bei luziden Träumen wacht man ziemlich rasch auf, das Buch endet mit den Worten: „Wach auf. / Wach auf.“

Wenn sie jetzt eine wirkliche Buchbesprechung lesen wollen, dann können Sie aktuell noch die Buchbesprechung von Insa Wilke im Netz lesen [6], der ich herzlich für den Tipp danke.

 

Links und Literaturangaben:
[1] Sophie Stein: Amanecer. Diaphanes, Berlin 2020. 192 Seiten, 18 Euro.
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Carlos_Castaneda
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Brazil_(1985)
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/The_Cell
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Inception
[6] https://www1.wdr.de/kultur/buecher/stein-amanecer-100.html

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LYRIK-Taschenkalender 2018 Kalenderwoche 04 22.01.2021


Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


04. KW
Ilse Weber: Die Hungernden


Hier sieht man Bettler in den GroßStädten, aber Hungernde sind mir nicht aufgefallen. Vielleicht, weil man bei uns den Hunger nicht so sieht oder weil auch der Hunger nicht so lange andauert. Gibt es jetzt zwei Klassen von Hungernden? Nein.

Die Hungernden sind nicht nicht die Fastenden. Die Fastenden gehen frohen Schrittes, die Hungernden nicht.

Einmal sah ich in den 70iger Jahren Hungernde in Sri Lanka. Sunil gab ihnen Brot und sie aßen es in Dankbarkeit. Einigen bettelnden Kindern bot er ebenfalls Brot an, aber die lachten und lehnten ab, denn sie bettelten nur aus Spaß.

„Brich mit den Hungernden dein Brot“.

Hunger
    wählt
Der
Hunger
Nur
Den Leib
Und
Nicht
Auch
Die Seele
Bis
Sie
Ganz
    Stumpf
Wird?


04. KW
Kommentar: Alexandru Bulucz
 

Ich meine doch, den Wolf gehört zu haben. Die Hunde hier bellen und jaulen, aber sie heulen nicht wie der Wolf. Der einsame Wolf, der durch die Heide zieht.

„Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen, und niemand gab sie ihm.“ Lk 15,16 Dem SchweineHalter könnte es wichtig sein, einem Menschen keinen SchweineFraß zu geben. Aber warum läßt er seinen Knecht hungern? Vielleicht ist Profit die treibende Kraft. Der verlorene Sohn ist tief gesunken, so tief, daß er seinen Hunger mit SchweineFraß stillen wollte, aber nicht so tief, daß er stehlen würde.

Siddharta bei Hesse, wie er das Fasten gelernt hatte, es aber später auch wieder verlernt.

Wo es keine Bettler gibt? In Nord-Korea. Es gibt auch keine Behinderten, keine Transsexuellen, keine Prostituierte, keine Langhaarigen, keine Christen, keine Buddhisten. Aber hinter der Fassade wurde gehungert – und in den Lagern.



 

FreitagsGedichte / #KurzLyrik 22.01.2021




清瑟怨遙夜,繞弦風雨哀。
章台夜思
韋莊
Aus der Ferne seufzt eine Zither (Se) durch die Nacht
Mit der Schwermut von Wind und Regen in den Saiten
Nachtgedanken auf der Zhang-Terrasse
von Wei Zhuang*


Auf Dich
    an den
Rändern
Der
Stadt
Da wo
Die
Nacht
Bereits
Dem
Morgen
Weicht
Werde
    Ich
Warten

Geschmack
    lasse mich
Noch
EinMal
An den
Kristallen
Des
Letzten
Tages
Schmecken
Ob er
Süß war
    Oder
Salzig

Möglichkeiten
    als ich
Aus
Dem
Universum
Der Jugend
Flog
Wußte ich
Eine
WiederKehr
Ist
Nur
In die
SepiaFarbenen
    AbBildungen
Möglich

Rinnsale
    RINNsale
Der
E-RINNerung
Die
Im
VerGessen
VerLaufen
VerSickern
VerTrocknen
    Und
VerSchwinden

Wärme
    woHer aber
Kommt
Die
Wärme
Die
Wie Ballone
Im
Raum
Treibt
Denn
Das Feuer
    Ist
ErLoschen

Träumen
    gebe
Der
Nacht
Den Schlaf
Zurück
Denn
Der Traum
GeHört
Den Wolken
Oden
Den Zügen
Die
Mit
BeLeuchteten
Fenstern
In die
    Ferne
Eilen

Stimmen
    der Wind
Trägt
Stimmen
Mit
Sich
Läßt
Sie
AufHeulen
Im
GeBälk
Und
Jäh ver-
Stummen
Was sagten
    Sie
Noch?

Winter
    der wilde
Wind
Sirrt
In
Kahlen Ästen
Und
Die
Luft
Klirrt kalt
    Am
Haus



Wei Zhuang (韋莊) lebte in der Übergangszeit der Tang-Dynastie zur Zeit der Fünf Dynastien und Zehn Reiche; es wird häufig die Angabe 836-910 gemacht, aber auch 851-909 läßt sich finden. Er gehört jedoch zu den Poeten, deren Gedichte in den 300 Tang-Gedichten kompiliert wurden. Die Zhang-Terrasse gehörte zu einem Palast, den die einen in Hubei und die anderen in Shaanxi vermuten. Fdie Se ist eine große Zither, so groß wie ein Xylophon etwa. Sein Werk besteht aus 20 Bänden; fünf Gedichtbände hatte der jüngere Bruder editiert.

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Wednesday, January 20, 2021

Well into Winter – Haiku




寒雨連江夜入吳,
平明送客楚山孤。
洛陽親友如相問,
一片冰心在玉壺。
芙蓉樓送辛漸
王昌龄
When I arrived at Wu last evening, cold rain hit the river,
In the morning I see you off to cross the lonely mountain of Chu.
When you meet my family and friends in Luoyang and they ask,
Tell them my heart is still pure as ice in a jade pot.
Parting with Xin Jian at Hibiscus Inn
Wang Changling*


Gentle north wind
Snowflakes dancing
Steam from the tea 
 
Frosty night
Shivering
Like the stars
 
Mainichi Japan, selected by Dhugal J. Lindsay
 
Moon bleaches
The fresh fallen snow
On the roof 
 
Winter rather
Trying rain and drizzle
But tea and ingle
 
Freight train
Snow piling up
Hobo’s waiting, too
 
Still dark
Some snow and rain
Dad’s Christmas boots
 
Waning moon
Through bubbled glass
But honking geese 
 
Manic Monday
Just two weeks away
Zoo closed, too
 
 





* Wang Changling (王昌齡) was another important poet of the Tang dynasty and lived from 698 (?) to 756. There might be questions about his birth date, but the death is certified as he has been executed in connection with the An Lushan Rebellion. Wu is the name of a region and the language family south of the Yangzi (長江 / Changjiang) or simply Jiang as in the poem. Luoyang lies about 900 km to the northwest of the Wu region.

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Astrologie für Ungläubige

 

Joachim Herrmann ist Astronom und war Leiter der Westfälischen Volkssternwarte
und des Planetariums in Recklinghausen.


Ich hatte mir gestern Bücher gekauft (da bekommt man jetzt ein Paket vor den Laden gestellt). In der Papier-Tragetasche war auch das Buchjournal 06/2020. Auf Seite 53 fand sich eine Anzeige (?). Nun ja, das Journal ist eigentlich ein Werbeblatt. Aber hier sah es doch wie eine Anzeige aus, obwohl dies nicht darüber stand. Immerhin findet sich ein Balken, der den redaktionellen Teil abtrennt. Der kurze Text der Anzeige dann ist deutlich anders gesetzt als der Rest des Magazins (z.B. serifenlose Schrift, Spalten anders, andere Schriftgröße).

Joachim Herrmann sieht in der Astrologie ein Glaubenssystem, das einen Einfluss der Gestirne auf die Menschen postuliert. Das aber ist magisches Denken. Das Buch „Astrologie für Ungläubige“ von Gabor Neumann will eine Philosophie der Balance vermitteln. Neumann sieht „überprüfbare Gesetzmäßigkeiten“ - Ephemeriden sind überprüfbar, was die Astrologie daraus macht hingegen nicht. Neumann will sich durch Falsifizieren der Astrologie nähern. Bei der Vagheit von astrologischen Interpretationen ist gerade dies nicht möglich.

Beworben wird das Buch mit den Adjektiven „genial, einzigartig, faszinierend“ - das sind aber alles Wörter, die bei mir Alarm auslösen, denn sie werden auch bei der Abzocke z.B. mit Nahrungsergänzungsmitteln benutzt. Und dann findet sich auch noch die Idee der Ganzheitlichkeit bei der weiteren Recherche [1]. Für mich ein rotes Tuch [2].

Das Buch ist wahrscheinlich für Leute gedacht, die meinen, wenn jemand etwas pseudowissenschaftlich herleitet, dann wäre damit der Wissenschaft genüge getan, und man brauche sich deshalb nicht mehr blöd vorzukommen, wenn man sich ein Horoskop erstellen läßt. Eigentlich sind das ja keine Ungläubigen sondern Fast-Gläubige. Nach der Werbung gibt das Buch darüber Auskunft: „Das Wichtigste, was man über Astrologie wissen muss.“ Dafür braucht es kein Buch, da reicht ein Wort: Blödsinn.



Links und Literaturangaben:

[1] www.Gabor-Neuman.de
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Ganzheitliche_Medizin und https://rheumatologe.blogspot.com/2017/01/kann-arthritis-geheilt-werden.html
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Astrologie


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LYRIK-Taschenkalender 2018 Kalenderwoche 03 20.01.2021


Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


03. KW
Bertolt Brecht: An die Nachgeborenen


„ … und die kurze Zeit / Ohne Furcht verbringen“ -: aber wie kann man einen Blitz bewohnen (René Char), ohne Angst zu bekommen?

„So verging meine Zeit“ -: und die Ziele rückten immer ferner.

Wenn Kinder früher nicht aufAßen, mußten Kinder in Afrika verHungern. Merkwürdige Logik.

So vergeht Zeit, meine Zeit, Deine Zeit, die Zeit im Gefängnis, die Zeit in Not, die Zeit in Freude, bis der Blitz erloschen ist.

Schweigen
    die Finsternis
VerLeitet
Zum
Schweigen
Zum Ver-
Schweigen
Und
Das Grau
Läßt
VerGessen
Das
VerSchweigen
Und
Immer lauter
    Wird
Das Schweigen


02. KW
Kommentar: José F.A. OLiver


Manchmal führt ein Blitz zu mehr Dunkelheit.

Mit flackernden Kerzen und blakenden KerosinLampen schreiten wir in die Finsternis, aber das wahre Licht strahlt von Innen – aus dem Herzen, auch wenn es kitschig klingt.

Glück
    kann man
Sein
Glück
Wiegen
Lassen
Wenn
Man
Selbst
Doch
Tekel
Zu leicht
    Befunden
Wurde

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LYRIK-Taschenkalender 2018 Kalenderwoche 02 20.01.2021

Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


02. KW
Andreas Gryphius: Es ist alles eitel

„For every time there is a season“ -: auch biblisch: „Marmorstein und Eisen bricht“.

Prächtig -: Alice Schmidt benutzt häufiger dieses Adjektiv in ihren TageBüchern.


02. KW
Kommentar: José F.A. OLiver

Weiß Oliver über die biblischen Bezüge Bescheid?

„Kanonen und Pest“ von Karl Georg Zinn. Andreas Gryphius hatte Krieg und Pest.

„tod & tod & tod“ -: spam, spam, & spam.

s:eine -: S, Sitara, Arno Schmidt – hier doch fehl am Platz.

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Tuesday, January 19, 2021

LYRIK-Taschenkalender 2018 Kalenderwoche 01 18.01.2021


Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


01. KW
Kurt Schwitters: Welt voll Irrsinn


„Ich bist, du ist, er bist – das Sein“. Und Fisches NachtGesang.Viellricht noch ein wenig Fischart. Artig. Art Buchwald.

Vielleicht noch ein wenig ForellenQuintett.

Wie die Stille über den Friedhof grölt!

Wenn ich um den See laufe, müßte ich eigentlich über den See läüfen, der Umlaute wegen.

Forelle
    die Forelle
Schwimmt
Immer
Weiter
HinAuf
Zum
Berg
Aber
BergSteiger
Nennen wir
    Sie
Nicht


01. KW
Kommentar: Róža Domašcyna

Die Angel. Der oder DiAngelo. Jedenfalls der Triangel.
Ich habe am 01.12.2018 [1] darüber geschrieben.
Angel, BiAngel (DiAngel), TriAngel.

„Ein Friedhof überstill.“ -: bald ist der FriedHof überAll, wenn wir Covid wüten lassen.

Schwimmen, wie ein Fisch im Wasser –: ach, auch noch Mao Zedong.


Links und Literaturangaben:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2018/12/der-triangel-und-sein-trianglist.html


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Monday, January 18, 2021

LYRIK-Taschenkalender 2018 Editorial 18.01.2021




Michael Braun und Paul-Henri Campbell haben den LYRIK-Taschenkalender 2018 herausgegeben. Dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne).


Editorial

Und in der Übersetzung scheitert man schnell. Oder übersetzt in den eigenen SprachGebrauch und nicht in den allgemeinen SprachGebrauch, den der Konvention. Die Übersetzungen, an denen Arno Schmidt etwas lag, die hat er so übersetzt. Paul Celan hat ebenso übersetzt [1]. Plötzlich taucht das Aug' auf, wo im Original Augen waren. Mir passiert das ebenso. Und dem Papst interessanterweise passiert ein Übersetzungsmaleur beim Vaterunser [2].

Außerdem denke ich an die schlimmen Übersetzungen von Hans Magnus Enzensberger. Wenn im Original (English) ein Begriff gewählt wurde, dann sollte die deutsche Übersetzung nicht mit drei Synonymen arbeiten.

„Lifeblood of culture“ -: Blood, Sweat & Tears (die Gruppe nahm nicht “blood, toil, tears and sweat“).


 

Links und Literaturangaben:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2013/01/das-leid-mit-ubersetzungen-von-gedichten.html
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2017/12/neue-ubersetzung-des-vaterunser.html

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#KeinKantinentweet Nr. 45

 


Aus der indischen Küche

Aloo Chana: Aloo Matar ist gebräuchlicher, aber ich wollte das Gericht mit Kichererbsen anstatt mit Erbsen zubereiten. Zuerst habe ich die Kartoffeln als Pellkartoffeln gekocht (die sind dann so viel einfacher zu schälen). Ich habe Kokosöl (war hart!) mit Garam Masala Pulver, Chili, Kurkuma und Knoblauch angebraten und dann eine kleine, fein geschnittene Zwiebel und dann noch zwei kleingeschnittene Tomaten zugegeben und bei großer Hitze geschmort. Salz hinzu gegeben. Dann habe ich eine kleine Dose Kichererbsen zugegeben (mitsamt der Flüssigkeit, da das beim Eindicken helfen soll). Herd abgeschaltet und köcheln lassen. Nach Gefühl die gewürfelten Kartoffeln beigegeben. Ich hatte vorwiegend mehlig kochende Kartoffeln, so dass dies schon die Sauce reduzierte (ich mag Saucen nicht zu flüssig).

Dhal mit roten Linsen: als Vorbereitung hatte ich die roten Linsen schon mal im Reiskocher vorgekocht. Ich habe wiederum hartes Kokosöl mit Garam Masala Pulver, mehr Chili, Kurkuma, wenig Kardamom (schmeckt sonst seifig) sowie Ingwer und Knoblauch angebraten und dann eine kleine, fein geschnittene Zwiebel und dann noch zwei kleingeschnittene Tomaten zugegeben und bei großer Hitze geschmort. Ich musste noch etwas Wasser zugeben. Salz hinzu gegeben. Dann die Linsen hinein, umrühren und vom Feuer nehmen.

Palak Tofu Paneer: ich habe den frischen Spinat gedünstet, abkühlen lassen und kurz vor Gebrauch püriert (ist insgesamt besser als fertig zerkleinerte Spinat aus dem Tiefkühlfach, siehe unten). Ich habe immer noch hartes Kokosöl mit jetzt sehr wenig Garam Masala Pulver,  Chili, Kurkuma, sowie Ingwer und Knoblauch angebraten und dann eine kleine, fein geschnittene Zwiebel und dann noch zwei kleingeschnittene Tomaten zugegeben und bei großer Hitze geschmort (copy und paste!). Salz hinzu gegeben. Dann das geschmorte Gut zur Seite packen und das Fett in die Mitte laufen lassen, gegebenenfalls noch etwas Kokosöl nachgeben. Dann die Tofuwürfel darin  anbraten. Schließlich den Spinat dazugeben, gut mischen und vom Feuer nehmen.

Himalayareis: Reis mit Wasser in den Reiskocher, kochen lassen, wenn fertig auftragen.

Ich habe mit viel Petersilie und etwas Salbei garniert, weil ich kein Koriandergrün hatte.

Die indische Küche kennt für Gewürze nicht die Homöopathie und es ist üblich sie anzubraten; nicht die Homöopathie, denn die gehört abgefackelt. Für das Anbraten nimmt man in Nordindien Ghee (geklärte Butter), wodurch das Gericht zwar vegetarisch bleibt, aber nicht mehr vegan wäre; gut, daß wir das klären konnten. In Südindien nimmt man Kokosöl und das nehme ich lieber und die Wohnung roch auch danach („Oh, riecht das angenehm nach Kokos!“ O-Ton Schwägerin).
Ich habe auch Tofu anstatt Paneer genommen, da ein ansonsten veganes Gericht ohne guten Grund vegetarisch geworden wäre. Ich habe früher Paneer selbst gemacht, aber ich habe keine Milch im Haus. Ich hätte natürlich zum Bauern im nächsten Dorf gehen können, immerhin kommen die Kühe bisweilen bis auf 50 m an mein Grundstück. Im Stall steht die Milchanlage, zu der ich hin könnte, um wirklich Milch zu schöpfen; dafür gibt es ein Schöpfbehältnis (de Schepp). Habe ich zuletzt vor 4-5 Jahren gemacht. Andere Milch (Homogenisierung etc.) mag ich nicht.

Den Spinat habe ich extra wie oben zubereitet. Das Resultat erinnert in der Konsistenz nicht an hiesigen Spinat, es entsteht eine sämige Sauce, so wie ich Palak Paneer in Indien bzw. anderswo im indischen Restaurant gegessen habe.

In Kardamom sind verschiedene Terpene vorhanden und wir kennen den Geschmack aus Weihnachtsgebäck. Es ist auch Borneol enthalten, über das ich kürzlich berichtet hatte [1]. Diese Duft- und Würzstoffe [2] sind sehr flüchtig,  so daß man am besten die Samen im Mörser kurz vor Gebrauch zerstößt. Der Hauptbestandteil ist Terpineol, das für den Geschmack in Lapsang Souchong Tee verantwordlich ist [3]. Dieser Tee wird über Pinienholzfeuern getrocknet, was auf die Wa und Palaung Volksgruppen zurückgeht [4]. Die Palaung (Ta'ang) gehören zu einer Mon-Khmer Ethnie, die in Myanmar, Thailand und China (Yunnan) anzutreffen ist. Die Wa gehören zu einer verwandten Ethnie, allerdings sind schon bei den Palaung die enger verwandten Dialekte nicht untereinander verständlich und eher als eigene Sprachen anzusehen [5]. Der erste Lapsang Souchong Tee wurde 1646 hergestellt, also zur Zeit des Kaisers Shunzhi. Hier komme ich nicht umhin, aus der Doktorarbeit eines Freundes zu zitieren [6]: „Im Hofraum des Khans bekam ein in seine Nähe delegiertes Mädchen namens Kintai mit einer Frau namens Raja Raufhändel. Als Naja die Kintai mit den Worten 'Du Hure, du verkehrst mit Nong-ku' schmähte ...“ Es geht dann um das Geschenk von blauen Tüchern und endete mit der Hinrichtung der Naja, die Gattin des Khans war. Gut, das hat jetzt mit Kardamom nicht mehr viel zu tun ...


Hier noch eine "Heilige Kuh" -
so kommen wir wieder nach Indien



Links und Literaturangaben:

[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/01/keinkantinentweet-nr-44.html [2] https://en.wikipedia.org/wiki/Cardamom
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Terpineol
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/Palaung_people
[5] https://en.wikipedia.org/wiki/Palaungic_languages
[6] Bernd-Michael Linke: Zur Entwicklung des mandjurischen Khanats zum Beamtenstaat: Sinisierung und Bürokratisierung der Mandjuren während der Eroberungszeit. (Sinologica Coloniensia, Bd. 12.) x, 378 pp. Wiesbaden: Franz Steiner Verlag, 1982.


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