Sunday, January 10, 2021

#KeinKantinentweet Nr. 44




Gebrüse, Gemüse und Geschrei

Gebrüse: hier handelt es sich um Kartoffelpüree mit Erbsen. Ich habe noch eigene mehligkochende Kartoffeln gefunden und gekocht. Dann zusammen mit einigen Erbsen püriert und in Sojamilch mit Pfeffer und Salz sowie einem Schuss Olivenöl geköchelt, später kamen die restlichen Erbsen dazu.

Gemüse 1: es handelt sich um Spinat, der in grobe Stücke geschnitten wurde. Olivenöl mit Salz, Muskat und Chiliflocken erhitzen, nassen Spinat zugeben. Sobald es zischt, Hitze reduzieren und Kokoscreme dazugeben. Noch etwas köcheln lassen.

Wurst: vegetarische Wiener Wurst in Olivenöl anbraten.

Gemüse 2: braune Champignons an der unteren Seite glatt schneiden, Frühlingszwiebel in gleich lange Stifte schneiden, Spitzpaprikahaube mit dem Rest Frühlingszwiebel füllen. Gemüse 2 zur Wurst geben. Braten.
 
Anrichten mit Petersilie (der Wald lichtet sich) und einigen Cocktailtomaten (nachgereift).


Ich hatte zwei Sorten Würstchen gekauft. Die von #KeinKantinentweet Nr. 43 waren in Ordnung, diese heute schmecken mir nicht, aber die habe ich auch schon als Kind nicht gemocht. Und vegetarische Wiener Würstchen sind eben auch nicht anders im Geschmack.

Ich komme zum Muskat. Ich könnte jetzt abschweifen, um über die Stadt Muskat zu berichten bzw. den Flughafen, wo ich einmal in einem Fracht-Jumbo-Jet auf die Verladung eines Renn-Kamels gewartet habe, aber ich und Abschweifen … Niemals!
 
Ich habe mich bereits vor Jahren für Muskat interessiert und zwar im Rahmen eines Beitrags, der im NDR Fernsehen lief, und den ich hier im Blog verrissen hatte [1]. Der Blogpost war erfolgreich, immerhin wurde er über 39.000mal angeklickt. Etwa zwei Jahre später wurde ich anonym angeschrieben (ich nehme an, dass es die Ärztin aus dem NDR Beitrag war) – es ging um Schäden von Muskat, die, meine ich, verharmlost wurden. Beim Kochen verwenden wir kleine Mengen und das auch nicht jeden Tag. Bei der medizinischen Anwendung des Gewürzes (und jetzt ist es Phytotherapie) aber sollte Muskat jeden Tag verzehrt werden. Da muss man sich auch über Nebenwirkungen unterhalten; habe ich hier getan [2]. Jemand hatte mir einen Link geschickt, den ich damals nicht öffnen konnte, aber jetzt klappte es [3]: „Die Rauschdosis und die tödliche Dosis liegen nah beieinander! (2 Muskatnüsse können zu wenig, genau richtig oder sogar tödlich sein!)“ Gut, wir werden solche Mengen beim Kochen nicht verwenden!

Der Muskatnussbaum wächst in den Tropen/Subtropen. Haupterzeuger ist Guatemala [3]. Schimmelpilze sind ein Problem, aber nur bei Pulver, denn auf Nüssen würde man den Befall bemerken. Da die ätherischen Öle flüchtig sind, wird in der Regel die Nuss gerieben, wenn man würzen will. Das wäre in der Lebensmittelindustrie zu aufwändig, so dass dort Muskatöl verwendet wird – so wird dort die Kontaminierung mit Schimmelpilzgiften vermieden (Aflatoxine). In der Muskatnuss sind nicht nur Halluzinogene wie Myristicin, Safrol oder Elemicin enthalten, sondern auch z.B. Borneol, das man sonst durch die Meerwein-Ponndorf-Verley-Reduktion von Campher erhalten kann [4] – kein Scheiß! Manchmal wirkt die Detailfreude von Wikipedia lustig. Andererseits kann ich mir vorstellen, dass die dargestellten Strukturformeln von Borneol für ChemikerInnen eine ästhetische Komponente enthalten, die mir verschlossen bleibt (vielleicht wegen meiner Borniertheit). Im Artikel zum Muskatnussbaum werden noch weitere Stoffe aufgelistet, die für das Aroma sorgen.

In Kräuterschnäpsen wird bisweilen auch die Muskatnuss verwendet, z.B. im Bénédictine [5]. Hierbei geht es nur um die geschmackliche Note, denn für einen halluzinogenen Rausch sind die Mengen an Muskatnuss zu gering. Für uns können wir als Resumée ziehen: Muskatnuss gerne als Gewürz, besser nicht als Medikament oder für einen Rausch.

PS. Fast hätte ich das „Geschrei“ vergessen. Das hätte ein Geschrei gegeben! Die Spitzpaprika hat die Form einer phrygischen Mütze. Ja, und? Sie wurde von den Jakobinern getragen. Ein Symbol für Freiheit und Revolution! Und bei Revolutionen gibt es viel Geschrei. Gut, dass wir das haben klären können. Le jour de gloire est arrivé!


Links und Literaturangaben:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2015/09/zur-ndr-sendung-visite-gelenkschmerzen.html Die Links in meinem Blogpost funktionieren nicht mehr, da die NDR Beiträge nicht mehr im Netz stehen.
 
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