Sunday, August 3, 2025

Altargesteck für den 7. Sonntag nach Trinitatis 02./03.2025


Der 7. Sonntag nach Trinitatis steht im Zeichen des Abendmahls [1], das wir in Köln feierten. Der Wochenspruch lautet: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ [2] Brot und Wein/Traubensaft erlauben uns Verbindung mit Gott und unter denen, die miteinander teilen und feiern. Das Abendmahl steht auch für Gastfreundschaft und die evangelischen Kirchen teilen Brot und Wein in ökumenischer Gastfreundschaft. Wir feiern Abendmahl mit denen, die wir kennen, aber auch mit denen, die wir erst kennenlernen möchten. Neben den körperlichen Bedürfnissen gibt es auch seelische und das Abendmahl steht für die Befriedigung beider.

In der Lesung aus dem Alten Testament hören wir, wie sich die Israeliten bei Mose und Aaron beklagten und Gott Wachteln und Manna schickte. Der letzte Vers des Textes lautet: „Aber als man’s nachmaß,hatte der nicht darüber, der viel gesammelt hatte, und der nicht darunter, der wenig gesammelt hatte. Jeder hatte gesammelt, so viel er zum Essen brauchte.“ [3] Das deutet man so: es ist ausreichend da, um es zu teilen und jeder hat das, was er benötigt.

Dazu paßt die Speisung der Fünftausend: „Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das für so viele? Jesus aber sprach: Lasst die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich etwa fünftausend Männer. Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten. Als sie aber satt waren, spricht er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt. Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig blieben, die gespeist worden waren.“ [4] 

die Epistellesung ist aktuell kein Brieftext, sondern stammt aus der Apostelgeschichte: „Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen …“. [5] Der Evangelist Lukas ist auch Verfasser der Apostelgeschichte. Man nimmt eine Entstehung etwa 60 Jahre nach der Kreuzigung und Auferstehung von Jesus Christus an. Da ist ziemlich sicher nicht mehr die Aufbruchstimmung, so wie sie geschildert wird, in den christlichen Gemeinden zu finden, da dürfen wir Alltag und auch Ernüchterung erwarten. Aber gerade da setzt Lukas an, in dem er zeigt, wie es sein könnte. Er entwirft ein Utopie, die auch jetzt noch Gültigkeit hat, trotz Abwendung großer Teile der Gesellschaft von den Religionen und sinkender Mitgliederzahlen der christlichen Kirchen.

So weit so gut, möchte ich an dieser Stelle sagen, denn nun spitzt sich der theologische Aspekt des Sonntags zu. Der Predigttext steht ebenso im 6. Kapitel des Johannesevangeliums [6]. Jesus wird gefragt, was er für ein Zeichen gäbe. Und er antwortet: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.“ Und: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ Hier ist Weisheit notwendig, heißt es in der Offenbarung [7]. Die Predigt in Köln dazu ließ die Gemeinde aufhorchen und es gab einen spontanen Zuspruch, wie tief und wunderbar die Worte darüber waren. Das Brot des Lebens wurde in den viele Facetten menschlichen Lebens gezeigt. In Kall kam es zu einem theologisch-philosophischen Feuerwerk zur Frage der Ontologie. Der Glaube wächst in uns (oder sollte es im Verlauf des Lebens), so daß aus dem Gegenstand ein Instand (hier als Neologismus!) wird. Vielleicht kann ich es so sagen: der Glaube führt aus dem Dualismus (hier Gott und Geschöpf) heraus und eint. Das mag neu und ungewohnt klingen, ist es aber nicht, denn dazu müssen wir nur einmal kurz an die mittelalterlichen Mystiker denken. Dazu paßte dann auch das Lied „Gott ist gegenwärtig“ von Gerhard Tersteegen, in dem es heißt: „... ich senk mich in dich hinunter. / Ich in dir, / du in mir, /...“. [8]  Karl Rahner hatte 1965 geschrieben: „Der Fromme von morgen wird ein „Mystiker“ sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“ [9]

Das Altargesteck in der Versöhnungskirche war ausgesprochen gut –  überraschend gut, bin ich geneigt zu sagen. Mich hatten die Nuancen von Rosatönen interessiert, da ich mich gerade wieder einmal näher mit Farben beschäftigt hatte [10]. Das Gesteck in Kall zeigt neben der liturgischen Farbe Grün klare Farben, die für die Vielfalt des Lebens stehen können. Die Schale selbst wirkt durch die schräge Ausrichtung [11] wie ein Schiff, wie die Arche Noah, die Leben rettete.




Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/6-sonntag-nach-trinitatis/  
[2] Eph 2,19 
[3] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/EXO.16 2. Mose 16,2–3.11–18
[4] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JHN.6 Joh 6,1–15 
[5] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ACT.2 Apg 2,41–47
[6] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JHN.6 Joh 6,30–35 
[7] Offb 13,18
[8] EG 165, 5. Strophe
[9] Karl Rahner: Frömmigkeit früher und heute (1965) 
https://www.erzbistum-muenchen.de/ueber-uns/dem-glauben-zukunft-geben/cont/78588 

[10] Farben und Farbnamen Version 7.0 
https://rheumatologe.blogspot.com/2025/08/farben-und-farbnamen-version-70.htm
[11] Ich stellte übrigens erst beim Fotografieren fest, das dies die einzig sinnvolle Plazierung auf dem Altar war.

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