Tuesday, August 5, 2025

The Grand Tour – Moskau, Roter Platz

 


Harry Seidler [1] führt uns in seinem Buch [2] auf sechs Seiten in die Architektur Russlands ein. Seidler widmet dem Roten Platz eine halbe Seite und schreibt: „Moskau, Roter Platz. / Dreh- und Angelpunkt der Stadt. Im Hintergrund die farbig gefassten Türme der Basilikus-Kirche, rechts das Lenin-Mausoleum, vor dem die Besucher anstehen.“ Ich hatte Moskau 2012 besucht und von dieser Reise stammen auch die Fotos hier. Bereits 2012/2013 hatte ich ausführlich von dieser Fahrt durch Moldawien, die Ukraine und Russland berichtet [3]. Jetzt freue ich mich, daß ich damals die Reise gemacht habe, da es auf lange Sicht unwahrscheinlich erscheint, Moskau bzw. Russland erneut zu besuchen. 

Der Rote Platz (Красная площадь) ist einer der bekanntesten Plätze [4], von dessen historischen Bauwerken Seidler die Basilius-Kirche und das Lenin-Mausoleum erwähnt und außerdem den Nikolausturm (Никольская башня) zeigt. Auf diese Bauwerke werde ich gleich eingehen. Das Kaufhaus GUM hat er extra erwähnt und so werde ich das ebenso machen. Das Staatliche Historische Museum, Auferstehungstor und die Kasaner Kathedrale hat er nicht erwähnt und ich spiele mit dem Gedanken, diesen Bauwerken auch einen Blogpost zu widmen. Der Platz ist riesig, von den Ausmaßen ähnlich wie der Naghsh-e Jahan Platz (aka Khomeini Square oder Meidān-e Emām), der in dieser Reihe bereits über die Madsched-e-Imam in Isfahan erwähnt woden ist [5].

Zurück zum Rot in Roter Platz. Das russische Adjektiv красный (krasny) bedeutete in der russischen Sprache ursprünglich neben „rot“ auch „schön“, so daß der Rote Platz eher der Schöne Platz sein sollte. Das kann man auch im Wikipedia-Artikel näher lesen. Dort kann man sich auch eine Zeichnung von Apollinari Wasnezow au dem Jahr 1925 ansehen, die den Roten Platz im 17. Jahrhundert ungefähr in der Perspektive von Seidler zeigt.

Die Basilius-Kathedrale (Храм Василия Блаженного) – der vollständie Name Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale am Graben (Собор Покрова Пресвятой Богородицы, что на Рву) ist etwas unhandlich – war einst das Hauptgotteshaus der Metropole. Nach Ende der Sovietzeit werden auch wieder Gottesdienste dort gefeiert. An gleicher Stelle stand Mitte des 16. Jahrhunderts eine Holzkirche, die der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht war und dem Platz damals den Namen gab. Heute ist Basilius-Kathedrale wahrscheinlich das am häufigsten fotografierte Objekt am Ort. Basilius bezieht sich nicht auf den Bischof von Cäsarea und Kirchenlehrer Basilius der Große (330-379 n. Chr.) sondern auf den russischen Heiligen Basilius der Selige (Василий Блаженный), der im 15. bzw. 16. Jahrhundert gelebt hat [6]. Hier ist die Gefahr der Abschweifung groß, denn vom Hl. Basilius komme ich auf die Basilisken (Leguanartige), von denen eine immerhin Jesus-Christus-Echse genannt wird, zu Schlangen, zur neunschwänzigen Katze, zu den neun Leben der Katze und schließlich den neun Kirchen, aus denen sich die Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale am Graben vulgo Basilius-Kathedrale zusammensetzt. Die neun Namen und mehr zur Architektur findet man im Wikipedia-Artikel [7]. Unter den neun Kirchen findet sich auch die Kirche des Einzugs in Jerusalem (Входа во Иерусалим). Wahrscheinlich werde ich in Zukunft den Aachener Dom mit ganz anderen Augen sehen, ob es mich sehr anstrengen wird, angesichts des karolingischen Oktogons nicht an MMA (Mixed Martial Arts) zu denken. 


An der Kremlmauer findet sich das Lenin-Mausoleum, zu dem wir allerdings keinen Zutritt erlangten. Ich ging schon einmal in Richtung Eingang und ein Wachtposten kam auf mich zu, er kam schon fast hervorgesprungen, und rief auf Englisch: „Lenin is closed!“ Wahrscheinlich wurde Lenin wieder einmal aufgefrischt wie alle kommunistischen Führer, die man in Mausoleen besichtigen oder besuchen darf. Ich war mit einem befreundeten Ehepaar unterwegs. Mit den beiden war ich auch in Beijing (北京市) auf einer Reise, aber Mao Zedong (毛泽东) war nicht zu sehen. Ich hatte Mao Zedong jedoch vor etwa vor über 30 Jahren sehen können. Wir sind auch zusammen in Hanoi gewesen und da war Ho Chi Minh gerade nicht zu sehen, aber den hatten meine Freunde Jahre zuvor gesehen. Nun, mit diesen interessanten Erinnerungen über das Sehen und Nicht-Sehen von kommunistischen Führern gehen wir mal schnell darüber weg, daß Lenin nicht zu sehen war. 


Dann kann man noch den 70 m hohen Nikolausturm sehen, der nach dem Hl. Nikolaus benannt worden ist. Am 6. Dezember kommt der Nikolaus. Nikolaus war Bischof von Myra in der kleinasiatischen Region Lykien. Erstaunlich unscharf aber sind seine Lebensdaten, denn er wurde  zwischen 270 und 286 (16 Jahre Ungewißheit) geboren und gestorben ist er am 6. Dezember (aha, s.o., der Nikolaustag), allerdings werden die Jahre 326, 345, 351 und 365 genannt (das sind sogar 39 Jahre Ungewißheit). Also erreichte er ein Lebensalter von 40 bis 95 Jahre [8]. 

Wer weiß, vielleicht treffen wir uns ja nach dem Krieg [9] auf dem Roten Platz.



Links und Anmerkungen:
[1] Wikipedia: "Harry Seidler (* 25. Juni 1923 in Wien; † 9. März 2006 in Sydney) war ein in Österreich geborener australischer Architekt." 
https://de.wikipedia.org/wiki/Harry_Seidler 

[2] Auftakt und Buchbesprechung hier: 
https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/the-grand-tour-buchbesprechung-und.html 

Harry Seidler: The Grand Tour - Reise um die Welt mit dem Blick des Architekten. Taschen GmbH, Köln 2004. ISBN: 3-8228-3871-6. Für den Roten Platz S. 114.
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/search/label/Russia  
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Roter_Platz 
[5] The Grand Tour – Madsched-e-Imam, Isfahan 
https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/the-grand-tour-madsched-e-imam-isfahan.html 
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Basilius_der_Selige 
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Basiliuskathedrale_(Moskau)#Architektur 
[8] Ich habe u.a. über diese beiden Kirchen geschrieben, die den Hl. Nikolaus als Schutzpatron haben:
Die Kirche St. Nikolaus in Hausen 
https://rheumatologe.blogspot.com/2024/12/die-kirche-st-nikolaus-in-hausen.html  
St. Nikolaus in Daun 
https://rheumatologe.blogspot.com/2024/11/st-nikolaus-in-daun.html 
[9] Frei nach Jaroslav Hasek.

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