In
einer Session zum Thema Leitsymptom
Schmerz sprach Prof. Dr. med. W. Eich zum Fibromyalgiesyndrom (FMS). Er
unterschied zwischen lokalen und generalisierten Schmerzen.
Es gibt kaum
Medikamente, die nach der S3 Leitlinie einsetzbar wären; Amitriptylin,
Duloxetin und Pregabalin sind zeitlich befristet einsetzbar. SSRI können bei
komorbiden Angststörungen und Depressionen eingesetzt werden. Für alle anderen
Medikamente gilt eine negative Empfehlung.
Kognitive
Verhaltenstherapie in Kombination mit aerobem Training soll eingesetzt werden
[1]. Auch Entspannungsverfahren in Kombination mit aerobem Training soll
eingesetzt werden.
Meditative
Bewegungstherapien wie Tai-Chi oder Qigong werden empfohlen. Zeitlich
befristete Empfehlung für Akupunktur [2]. Negative Empfehlung für
achtsamkeitsbasierte Stressreduktion als Monotherapie, Homöopathie,
Nahrungsergänzungsprodukte, Reiki, Tanztherapie.
Die Pathogenese
somatoformer Störungen wurde mit Disposition, Auslösung und Aufrechterhaltung als
bio-psycho-soziales Modell vorgestellt.
Überflüssig
sind Pregabalin nach vier Wochen ohne Wirknachweis, Oriate, Cannabis,
Benzodiazepine, Antipsychotika. Man soll das Entweder-Oder-Modell oder hierarchische
Modelle zur Erklärung vermeiden.
Aktuell werden
nach ICD-10 das Fibromyalgiesyndrom mit M79.70 und die somatoforme
Schmerzstörung mit F45.41 verschlüsselt. Der ICD-11 wurde vorgestellt, bei dem
dann das Fibromyalgiesyndrom mit MG30 also als chronischer Schmerz und die
somatoforme Schmerzstörung mit 6C20 als „bodily distress disorder“
verschlüsselt werden sollen.
In seinem
Vortrag Joints for joints berichtete
Prof. Dr. med G. Pongratz über die Datenlage zu Cannabis in der Rheumatologie.
Cannabis hatte
eine unkonventionelle Zulassung im medizinischen Bereich ohne Zulassungsstudien
für spezielle Indikationen im Bereich z.B. des Bewegungsapparates. Kosten und Nutzen
sind für viele Indikationen mangels Evidenz unklar.
Cannabis sativa
wirkt anregend, jedoch wirkt Cannabis indica beruhigend. Es sind bis zu 545
Komponenten nachweisbar, z.B. Terpene, Phenole, Steroide, Fettsäuren etc.
Salben, Tees, Zigaretten und Verdampfungsflüssigkeiten („liquids“) werden
angeboten. Delta-9-THC (Tetrahydrocannabiol) wirkt psychotrop, CBD (Cannabidiol)
wirkt nicht psychotrop und kann damit die THC-Wirkung modulieren.
Eine
kontrollierte Studie (N=31 Cannabis, N=27 Placebo) zur rheumatoiden Arthritis
zeigte zwar Effekte, aber auch eine hohe Nebenwirkungsrate (bis achtmal so hoch
wie Placebo).
Zusammenfassend
is Cannabis bei rheumatologische Indikationen unzureichend untersucht. Das Endocannabinoidsystem
zu beeinflussen hat jedoch „großes Potential“. Als Drittlinientherapie bei
neuropathischen Schmerzen einsetzbar.
Links:
[1] Das hatten
wir am Rheinischen Rheuma Zentrum bereits in den späten 90iger Jahren etabliert:
http://rheumatologe.blogspot.com/2010/11/fibromyalgia-multimodal-therapy-at.html
[2] Ich hatte
die Möglichkeit chinesische Akupunkteure zu befragen, die aber Akupunktur bei
FMS (纤维肌痛综合征) nicht einsetzten.
INTERDISZIPLINÄRE RHEUMATOLOGIE 2.1 Johann
Wenzel Stamitz
14:45 - 16:15 16 | Leitsymptom Schmerz
Vorsitz:
Klaus Schmidt, Dortmund
Christoph G. O. Baerwald, Leipzig
14:45 16.01 | Fibromyalgie-Syndrom und somatoforme
Schmerzstörungen
– Was gibt es Neues?
Wolfgang Eich, Heidelberg
15:05 16.02 | Joints for Joints? Datenlage zu Cannabis in der
Rheumatologie
Georg Pongratz, Düsseldorf
15:25 16.03 | Evidenz-basierte Physikalische Therapie - Was
wann einsetzen?
Joachim-Michael Engel, Bad Liebenwerda
15:45 16.04 | Rückenschmerz bei axialer Spondyloarthritis –
Was tut weh
und wie behandeln?
Uwe
Schwokowski, Ratzeburg
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