Methotrexat (MTX) ist für
mich und bestimmt alle Rheumatologen, aber auch Gastroenterologen, Dermatologen
und Onkologen eine faszinierende Substanz. Wenn Sie aber in die Internetforen
gehen, so werden Sie viel über Nebenwirkungen hören. Ja, pharmakologisch
wirksamen Substanzen gibt es nur mit der Möglichkeit der Nebenwirkung oder der
unerwünschten Wirkung einher. Nur pharmakologisch unwirksame Substanzen haben
auch keine Nebenwirkungen, wenn man einmal die Nebenwirkung einer unbehandelten
Erkrankung außen vor läßt. Methotrexat (MTX) hat ein besonders gutes Verhältnis
von Wirkung und Nebenwirkung; außerdem ist es gut steuerbar. Es ist das
Medikament in der Rheumatologie, bei dem wir auf die größte Menge an Erfahrung
blicken können.
Methotrexat ist ein
Folsäure-Analogon. Ein anderer Name ist Amethopterin. Klingt eher wie eine
ägyptische Gottheit. Über Namen kann man bekanntlich streiten. Aktuell kommen
Präparate Namen wie Taltz, Olumiant oder Kevzara auf den Markt. Bei Taltz denkt
man eher an Kaltz und seine Bananenflanke, bei Kevzara denke ich eher an
Keflavik, den Flughafen von Reykjavik, bei Olumiant verknotet sich meine Zunge.
Ich habe
einmal über eine oral einzunehmende Lösung mit dem Namen Jylamvo® geschrieben.
Ich über legte damals, ob man ein Medikament nicht gleich Grzpflzly® nennen
sollte.
Bei Methotrexat ist die
Abkürzung MTX bei Ärzten wie Patienten geläufiger. Unten als letzter Link habe
ich auf einen Artiekel hier auf dem Blog verwiesen, der sich (auf Englisch) mit
der Wirkungsweise beschäftigt.
Auf dem Kongress der DGRh
2018 in Mannheim gabe es ein Satellitensymposium unter dem Titel " Methotrexat — zentraler
Baustein der modernen Rheumatherapie". Der Vorsitz hatte Prof. Dr. med
Markus Gaubitz.
M. Gaubitz bestritt auch den ersten Vortrag, der auch der wichtigste war in
Hinblick auf Methotrexat. MTX wir in der Rheumatologie seine 30 Jahren eingesetzt. Die kerndokumentation zeigt, dass
60% der Patienten MTX erhalten, über die Hälfte davon als Monotherapie. MTX ist
der wichtigste Kombinationspartner für andere Medikamente.
Man kann mittlerweile nachweisen, dass höhere Dosierungen möglich und
sinnvoll sind. Auch die subkuane Gabe hat sich bewährt wegen besserer
Resorption und weniger Therapieabbrüchen.
Patienten mit rheumatoider Arthritis tragen ein höheres Risiko für
Infektionen. Nach Studienlage steigt aber das Risiko nicht wesentlich durch
MTX, allerdings läßt sich eine Zunahme des Risikos z.B. bei der Gabe von
Korikosteroiden, Diabetes melletus, chronischer Lungenerkrankung, Alkoholismus
und weiterer nachweisen. Das kardiovaskuläre Risiko von Patienten mit
entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wird durch MTX vermindert.
Im letzten Jahr konnte ein protektiver Effekt gerade von MTX auf die Entwicklung
von Demenz gezeigt werden. Einer meiner Brüder sprach mich vor Jahren einmal zu
Demenz bei Rheumatikern an; ich sagte ihm, dass dies eher die Ausnahme sei. Er
hatte einen Bericht von einem Pathologen im Fernsehen gesehen, der dies auf die
Unterdrückung von Entzündung zurückführte. Ein toller Nebeneffekt, jetzt
besonders für MTX nachgewiesen.
Ineffektivität der Therapie mit MTX ist sehr vom Rauchen abhängig; generell
sollte vom Rauchen abgeraten werden. Ein geringer Alkoholkonsum ist nach
derselben Studie bei MTX nicht nur möglich sondern auch sinnvoll, da die
Krankheitsaktivität bei diesen Patienten niedriger war.
Auf Kongressen
interessiert vielfach die Innovation, aber der Blick auf bewährte Medikamente
bringt ebenfalls kontinuierlich Neues.
Links:
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