Ich hatte gerade ein altes Buch gelesen – aus einem Bücherschrank. Der Titel ist: Geheimnisvolle Stätten der Geschichte [1]. Und ich hatte deswegen bereits über Tiahuanaco geschrieben [2], das ich vor ein paar Jahren besucht hatte. Ich las über Nan Madol, das ich allerdings vor über 30 Jahren besucht hatte. Ich habe mich sicherlich über 20 Jahre nicht mehr mit dieser Reise beschäftigt, so daß sich für mich aus der Lektüre ein guter Anlaß ergeben hat, mich noch einmal mit der Reise und besonders mit Nan Madol zu beschäftigen.
Auszug aus meinem Reisetagebuch: Ich hatte mir Sorgen gemacht, wie ich aus Kolonia zur PATS (Pohnpei Agricultural Trade School) komme; Köln kommt übrigens von Colonia. Ich erreichte PATS zur Zeit per Anhalter. Das zweite Auto, das hielt, brachte mich direkt dorthin. Die Fahrt dauerte 1 ½ Stunden auf einer schlechten Straße, aber man konnte froh sein, daß es sie überhaupt gab. Ich war zusammen mit zwei Paaren und Kindern auf einem Boot; es gab damals noch nicht die Brücke zur Insel Temwen, auf der Nan Madol liegt. Es ging durch die Lagune und durch die Mangroven-Sümpfe von Nan Madol. Die vom Tourist Office zugänglich gemachte Fläche war groß genug, um einen Eindruck zu bekommen. Dann fuhren wir nach Joy Island und zurück zur PATS. Dann mußte ich zurück nach Kolonia. Es regnete und die Straße war leer. Ich ging los – es waren immerhin 35 km. Weiterhin kein Auto in meine Richtung. Schließlich kam ein Wagen mit zwei japanischen Schwestern, die mich mitnahmen. Ich war bereits nass bis auf die Knochen, denn aus dem Regen war ein tropisches Gewitter entstanden.
Ich hatte es schon so gemacht, wie es im Lonely Planet stand [3]. Man mußte vorher die Bootsfahrt buchen, aber dann mußte man irgendwie zur PATS gelangen und wieder zurück. Ich könnte mir vorstellen, daß dies heute leichter möglich ist, aber damals gab es nur wenig Tourismus in Mikronesien. Insbesondere gibt es heute eine Brücke von Pohnpei nach Temwen.
Über Keramik-Funde (Lapita-Kultur) konnte die Besiedlung von Pohnpei datiert werden, sie liegt etwa 3000 Jahre zurück, also 1000 v. Chr. Nan Madol wurde rituelles Zentrum ca. 500 n. Chr. [4]. Die Megalithbauten wurden aber erst um 1200 n. Chr. errichtet (eine Uran-Thorium-Datierung 230Th/U spricht für um 1180 n. Chr.). Heute kann man im wesentlichen die künstlichen Inseln aus Basalt und Korallenbruch besichtigen. Die Korallenblöcke stammen überwiegend von der Insel Temwen selbst. Die sechseckigen Basaltsäulen hingegen wurden über weite Strecken per Boot/Floß transportiert – ca.50 t pro Block, ca. 50 km Strecke.
Nandauwas, die gigantische Grabplattform der Saudeleurs (herrschende Dynastie) ist das mächtigste Bauwerk, es bedeckt 3100 m² und ist von mehreren Mauern umgeben. Der innere Mauerring mißt insgesamt 155 m. „Die 10,5 m dicke und heute 4,5 m hohe Mauer ist ausgezeichnet erhalten.“
Da etwa Borobudur oder Machu Picchu einen stärkeren Eindruck bei mir hinterlassen hatten, möchte ich noch der Frage nachgehen, warum Nan Madol Eingang in Geheimnisvolle Stätten der Geschichte gefunden haben mag. Es war schon sehenswert an den hohen Basaltmauern entlang zu fahren, aber … Wahrscheinlich liegt die Motivation in diesem Satz: „Über das ursprüngliche Aussehen der Anlage von Nan Madol und ihren Verwendungszweck wissen wir nichts.“ Ich ging dem von de Camp angeführten Taubengott Nanusunsap nach. Der erste Google-Treffen wies auf von Däniken, so daß ich mir dachte, hier wäre ein genaueres Hinterfragen notwendig.
Die erste wissenschaftliche Untersuchung unter Gesichtspunkten erfolgte durch den der Ethnologen Paul Hambruch zwischen 1908 und 1910, wobei sich die zwei Jahre auf Melanesien und Mikronesien aufteilten (Hamburger Südsee-Expedition). Die Ergebnisse wurden bis in die 50iger Jahre ausgewertet und veröffentlicht. Paul Hambruch und Anneliese Eilers veröffentlichten den entsprechenden Band 1936 [6]. Nanu! Hier schreibt Paul Hambruch auf S. 92: Nanusunsap (Die heilige Schildkröte). Gut, die de Camps geben keine Quellennachweise sondern „eine Auswahl von Büchern …, in denen der hier dargebotene Stoff noch ausführlicher behandelt wird.“ Die drei Bände von Paul Hambruch und Anneliese Eilers werden erwähnt; halt - Anneliese Eilers wird gerne nicht erwähnt. Also vergessen wir den Taubengott. Es bleibt trotzdem geheimnisvoll.
Links, Anmerkungen und Literaturangaben:[1] L. Sprague de Camp und Catherine C. de Camp: Geheimnisvolle Stätten der Geschichte. Econ-Verlag, Düsseldorf und Wien 1966.
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/06/geheimnisvolle-statten-tiahuanaco.html
[3] Glenda Bendure & Ned Friary: Micronesia – a travel survival kit. Lonely Planet, Melbourne 1992. Ich nehme diese Ausgabe, denn da stehe ich unter: „Thanks to those travellers who wrote in with information“.
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Nan_Madol
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/06/geheimnisvolle-statten-tiahuanaco.html
[3] Glenda Bendure & Ned Friary: Micronesia – a travel survival kit. Lonely Planet, Melbourne 1992. Ich nehme diese Ausgabe, denn da stehe ich unter: „Thanks to those travellers who wrote in with information“.
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Nan_Madol
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Hamburger_S%C3%BCdsee-Expedition_1908%E2%80%931910
[6] Band 7: Ponape / Paul Hambruch und Anneliese Eilers: Teilband 3: Die Ruinen. Ponapegeschichten Verfasser: Hambruch, Paul. Friederichsen, De Gruyter, Hamburg 1936. Online: https://digitalisate.sub.uni-hamburg.de/de/nc/detail.html?tx_dlf%5Bid%5D=3213&tx_dlf%5Bpage%5D=108&tx_dlf%5Bdouble%5D=0&cHash=fe6fdad49ab83b0cddd63266e42a3856
[6] Band 7: Ponape / Paul Hambruch und Anneliese Eilers: Teilband 3: Die Ruinen. Ponapegeschichten Verfasser: Hambruch, Paul. Friederichsen, De Gruyter, Hamburg 1936. Online: https://digitalisate.sub.uni-hamburg.de/de/nc/detail.html?tx_dlf%5Bid%5D=3213&tx_dlf%5Bpage%5D=108&tx_dlf%5Bdouble%5D=0&cHash=fe6fdad49ab83b0cddd63266e42a3856
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