HolzPolter
Da war dieses alte WarnSchild und zunächst dachte ich an eine Warnung, in den Wald zu gehen, da es dort abSchüssig ist und man fallen könnte. Aber dann sah ich doch genauer hin und lernte, daß man die Lagerung der HolzStämme Holzpolter nennt. Klar, daß man dort nicht drauf herumturnen soll, denn sonst fällt man Holterdiepolter herunter, da sich die Stämme bewegen.
Ich denke da auch an einen Bericht von Flößern in den USA, den ich als Jugendlicher gesehen hatte, wie sie auf den Baumstämmen balancierten, während die sich unter ihnen drehten.
Wölfe
Ich ging einen einsamen Weg entlang und dachte plötzlich an Wölfe. Mittlerweile gibt einige wenige hier in der Gegend. Aber ich denke, daß es schon ein sehr großer Zufall sein müßte, wenn man auf einem WaldWirtschaftsWeg, so einsam er auch ist, einem Wolf begegnen würde. Was würde ich tun? Ruhig stehen bleiben und die Kamera auf ihn richten. Ein paar Fotos machen und leise sagen: „Hallo, Wölfchen, geh weiter!“
Und da dacht ich an Wolfgang, einen KlassenKameraden in der GrundSchule, die man damals noch VolksSchule nannte, sogar evangelische VolksSchule. Man trennte das damals, selbst in einem so kleinen VorOrt wie BuchForst. Ich erinnere mich an Wolfgangs Mutter, eine kleine, rotunde Frau. Sie trug eine HandTasche aus SchlangenLederImitat. Wolfgang sollte irgendEtwas angerichtet haben. Die Mutter sagte zur Lehrerin („die Fräulein“) im BrustTon der Überzeugung: „Nein, mein Wölfchen macht so was nich!“ Nicht lange darauf stahl er ein FahrRad und man hat ihn erst einen Tag später aufgegriffen.
Walden
Nachdem ich Pirsigs Zen in the Art of Motorcycle Maintenance [1] gelesen hatte, geschahen zwei Dinge: ich wußte, daß ich das Buch Zen in the Art of Jeans Mending nicht schreiben würde und ich las Thoreaus Walden [2]. Ich trug damals Jeans, die so von Flicken übersäht waren, wie es erst Jahre später Mode wurde; ich war allerdings kein Trendsetter. An diesen Flicken war dauernd zu nähen. Walden will ich schon seit einer Weile erneut lesen und nach so langer Zeit ist es ein anderes Lesen, obwohl mich Gedanken von Thoreau über die Jahre begleitet haben. Ich könnte nicht auf meine Bohnen schauen, ohne an „nine bean rows will I have“ [3] zu denken. Es ist wichtig, daß sich Intellektuelle mit der Natur auseinandersetzen, sonst ist sie plötzlich nicht mehr da. Es wäre schade, denn ohne sie könnte Leben oder Literatur nicht existieren.
HochSitz
Ich sah wieder so einen HochSitz, der mir aufFiel, weil um ihn herum und auf der Lichtung das Gras geSchnitten war. Dieser HochSitz hat viel von einem WachTurm [4], wie es sie bei GefangenenLagern gibt. Dort wird auf Flüchtende geschossen, hier wird auf Wild geschossen. Ich wünschte, es würde überhaupt nicht geschossen.
Zukunft und Vergangenheit
In der Sprache der Aymara erBlickt man die Vergangenheit vor sich und die Zukunft befindet sich hinter einem. Man blickt auf die Vergangenheit und je näher sie ist, desto deutlicher sieht man sie. Jeweiter sie entfernt liegt, desto brüchiger, bröckeliger stellt sie sich dar. So wie die Ruinen, aus denen wir versuchen, die Vergangheit zu rekonstruieren. Oder die Fetzen eines Papyrus. Die Zukunft liegt hinter uns im Verborgenen, unsichtbar.
Die suizidale Taube
Ich fuhr morgens, als es für mich nur die A57 nach Meerbusch gab, über die Innere Kanal Straße in Köln und mußte an einer roten Ampel halten. Auf der BahnÜberführung saßen Tauben und eine davor fiel mir auf. Etwas stimmte mir ihr nicht. Als die Ampel Grün zeigte, fuhr ich an und diese Taube stürzte sich hinunter und flog unter mein rechtes VorderRad. Das war ein Suizid.
Der suizidale Hund
Die früheren Nachbarn meines Bruders und meiner Schwägerin [6] hatte einen lebhaften Hund, den sie kastrieren ließen. Der Hund wurde rund und still; bei Menschen würde man eine Depression vermuten. Er fraß ein vergiftetes Tier und starb. Wir sind überzeugt, daß auch dies ein Suizid war.
Links, etc.:
[1] Robert M. Pirsig: Zen and the Art of Motorcycle Maintenance: An Inquiry into Values. William Morrow 1974. ISBN 978-0-688002-30-5
[2] Henry David Thoreau: Walden, or, Life in the Woods. Ticknor and Fields, Boston 1854. https://archive.org/details/waldenorlifeinwo1854thor
[3] Das taucht übrigens später in dem Gedicht The Lake Isle of Innisfree von William Butler Yeats (1865-1939) auf. Das vollständige Zitat aus Walden lautet: „Nine bean rows will I have there, a hive for the honey bee“.
[4] Nur ja nicht Wachtturm, der gehört zu den Zeugen Jehovas.
[5] Das hat mich schon 2009 beschäftigt, wie ich gerade recherchiert habe: https://rheumatologe.blogspot.com/2009/11/ed4-has-sent-me-following-link-httpbit.html. Und: University of California - San Diego. "Backs To The Future: Aymara Language And Gesture Point To Mirror-Image View Of Time." ScienceDaily. ScienceDaily, 13 June 2006. www.sciencedaily.com/releases/2006/06/060613185239.htm.
[6] In Englischen heißt es sister-in-law und wird in Social Media gerne als SIL abgekürzt.
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