Saturday, July 25, 2020

Zum Grünen Pütz über verschlungene Pfade


Der Grüne Pütz

Was ist eigentlich der Grüne Pütz? Damit bezeichnet man das Absatzbecken für das gesammelte Wasser, das dann in die Wasserleitung nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium, dem heutigen Köln, floss. Pütz kommt vom lateinischen Wort puteus, das übersetzt Wasseransammlung, Pfütze bedeutet [1]. Dorthin kann man sogar mit dem Auto fahren oder barrierefrei wandern, aber ich zeige Ihnen interessantere Strecken dorthin.

Der Grüne Pütz -Sammelbecken

Der Grüne Pütz sammelt Wasser aus einer ca. 80 m langen Sickerleitung und führte dann das Wasser in die Wasserleitung. Der grüner Pütz ist der südlichste der Sammelplätze, was bereits Mitte des 19. Jahrhunderts archäologisch gesichert werden konnte [2]. Die Wasserleitung versorgte Köln über 150 Jahre mit Wasser. Später wurden große Teile als Baumaterial genutzt, insbesondere der Kalk, der sich abgesetzt hatte, wurde zum Bau benötigt.


Die Medusen- oder Gorgonenhäupter an den Ecksteinen sollten den Pütz vor Unheil schützen. Übrigens sind auch andere weibliche Schutzgottheiten in der Gegen zu sehen. Ich meine damit die Matronensteine. Es sind 70 Gottheiten bekannt, aber das ist eine andere Geschichte.


Hier sickert das Wasser ein

Der Grüne Pütz wurde 1975 restauriert und es fließt auch wieder Wasser, allerdings wird dieses unter dem Bahndamm in die Urft geleitet. Wenn Sie normalerweise nur Mineralwasser aus der Flasche trinken, rate ich Ihnen dringend vom Genuss ab. Andererseits, wenn Sie gewohnt sind, Quell-, Brunnen- oder Oberflächenwasser zu trinken, dann entscheiden Sie selbst. Immerhin ist Wasser von dieser Qualität vor etwa 1900 Jahren Trinkwasser gewesen. Die Römer wollten sich nicht mit Flusswasser (es gab damals keine Verschmutzung durch Chemiewerke) aus dem Rhein oder Brunnenwasser zufrieden geben. Mit 95 km Länge war die römisches Wasserleitung das bedeutendste Bauwerk nördlich der Alpen.


Wenn es regnen sollte, kann man sich in einem Fachwerkhaus in der Nähe des Parkplatzes unterstellen bzw. auch sitzen. Es handelt sich dabei um die Rosenthaler Mühle. Etwas ist mir aufgefallen: die ganze Anlage war so sauber, wie man es an touristischen Orten selten sieht. So sollte es auch bleiben.



Blick auf die Urft von einer Brücke

Wenn man auf einen barrierefreien Weg angewiesen ist, dann geht man vom Parkplatz schräg gegenüber vom Haus Dalbenden in Urft entlang der Bahntrasse. Auch dort hat man schöne Ausblicke, aber das Bessere schlägt das Gute. Folgen Sie dem Quellenpfad. Es ist kaum möglich, sich zu verlaufen.


Ich schlage einen anderen Weg vor. Ich habe ihn am 24.07.2020 erkundet. Er ist deutlich länger, aber auch interessanter. Vom Bahnhof (Bahnsteig) Urft geht man nach links (SW) und sieht dann das Schild zum Jugendwaldheim. Die Straße heißt Am Birnbaum. Die geht man hoch und hält sich links. Man kommt ziemlich nah an die Bahntrasse, dort konnte man vor den Bauarbeiten auch noch auf den barrierefreien Weg kommen, jetzt aber muss man einen Trampelpfad nehmen, der auf einem Waldwirtschaftsweg entstanden ist. Da meint man sich auf den Planeten Pandora im Film Avatar versetzt. Es geht bergauf und nicht barrierefrei wegen umgestürzter Bäume. Irgendwann stößt man auf einen intakten Waldwirtschaftsweg und geht eine ziemliche Strecke durch sehr schöne Wälder.


Pandoras Waldgebiete

Dann kommt ein Pfahl mit einem Hinweis und man muss den Weg nach links nehmen. Der führt auf einen Wirtschaftsweg mit einem Talgrund von Wiesen, die von Wäldern gesäumt sind. Ich habe auf dem gesamten Weg bis zum Grünen Pütz niemanden getroffen. Man ist ziemlich weit von Straß entfernt, so daß man dem Wind in den Bäumen lauschen kann. Oder zusehen, wie der Wind die Äste der Bäume bewegt und die Wolken ziehen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Ruhe zu genießen. Folgen Sie einfach der Wegmarkierung Eifeler Quellenpfad. Und vielleicht machen Sie auch den Abstecher, um die römisches Fernstraße von Trier nach Köln zu besichtigen (sogenannte Agrippastraße, Rosenthaler Serpentine; Fun Fact: ein Hallenbad in der Innenstadt von Köln heißt Agrippabad). Nach dem Besuch vom Grünen Pütz gehen Sie den Weg entlang der Bahntrasse zurück nach Urft.







Dann kann nichts mehr schiefgehen

Ein andere Variante geht vom Mansio Netterheim aus los. Wenn man von der L205 nach Bahrhaus / Urft abbiegt kommt man nach etwa 300 m zu einem Parkplatz (rechte Seite). Der Weg führt nur ein wenig nach Norden und gabelt sich dann auf. Sie müssen nach Nordwesten (links); nach ca. 450 m gabelt sich der Weg spitz auf – Sie müssen nach links und unter der Überlandleitung durch. Wenn Ihnen das zu kompliziert ist – ja es geht auch einfacher – Sie folgen dem Schild „Archäologie entdecken“ und gelangen so auf den Quellenpfad, wie oben beschrieben. Bei dieser Variante können Sie auch über Bahrhaus zurück – es gibt eine Beschilderung. Am Schluss müssen Sie aber über die Straße nach Netterheim – sie ist nicht sehr befahren.


An dieser Pferdewiese 
führt kein Weg vorbei - 
natürlich doch, denn da müssen Sie lang

Viel Spaß auf Ihrer Entdeckungstour zum Grünen Pütz!


Auch hier müssen Sie lang 
(Richtung Dalbenden) -
aber sehen Sie es auch?


Links und Literaturangaben:

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