Tee muss man in einem Gefäß zubereiten, in diesem oder einem anderen kurzfristig bereitstellen, vielleicht in ein weiteres gießen und trinken. Deshalb gehört zu den Musings and Proceedings of a Tea Afficionado (Denkereien und Berichte eines Teeliebhabers) auch eine Behandlung von den Gefäßen, die benutzt werden, vom Geschirr und Geklirr.
Nachdem ich uns einen kurzen Impuls aus dem Elfenbeinturm des Teegenusses gestattet habe, geht es nun aber zurück in die Niederungen der realen Welt, die aber nicht phantasielos sein muss, wie sich hoffentlich zeigen läßt.
Glas
Ja, Glas eignet sich auch zum Tee trinken. Warum auch nicht? Als ich in Taiwan studierte, sah ich kleine Angestellte, Arbeiter oder Handwerker, die sich Tee in einem Schraubglas mit zur Arbeit nahmen. Stellen Sie vor, sie würden ein hohes Schraubglas, z.B. von einer Stangenspargel-Konserve, nehmen und nach dem Säubern als Trinkgefäß benutzen. Warum auch nicht? Man nimmt etwas grünen Tee, gießt heißes (nicht kochendes) Wasser drauf und trinkt immer wieder im Laufe des Tages davon. Irgendwann füllt man heißes Wasser nach. Grüner Tee kann mehrfach aufgeschüttet werden. Er wird im Laufe des Tages dünner. Morgens ist er anregend, zum Feierabend hin ist er weniger anregend. Paßt!
Was sagt uns das? Es muss nicht immer das teure Geschirr sein, in der Werkstatt hat auch das Schraubglas seinen Platz.
Teegläser gibt es auch bei uns. Man findet sie in vielen Haushalten, aber auch in Gaststätten. Eine Tradition besteht z.B. in der Türkei, in der gesüßter Schwarztee aus kleinen Gläsern getrunken wird. Und ebenso ist es in den arabischen Ländern, im Magreb wird eher Grüntee mit Minze, im Osten eher Schwarztee getrunken. In Russland trinkt man Tee ebenfalls aus Gläser und um die heißen Gläser halten zu können, ohne sich die Finger zu verbrennen, gibt es den Podstakannik (подстаканник) – einen Glashalter mit Henkel [1].
Wer seinen Tee aus einem Teeglas trinken will, nur zu, das tut dem Tee nicht weh und man selbst kann sich mehr an Inhalt (Farbe) als dem Gefäß erfreuen.
Terracotta oder Ton
Es gibt viele edle Tongefäße, die zur Zubereitung und zum Trinken von Tee verwendet werden. Man bekommt neben den Formgefäßen, die in größerer Stückzahl hergestellt werden, Unikate aus Manufakturen. Manchmal lohnt es sich aber auch, Unikate in Verkäufen von zweiter oder dritter Qualität ausfindig zu machen, die dort wegen einer Delle oder einem Einschluss von anderem Material gelandet sind. Kännchen und Schalen aus rotem Ton sind bereits preiswert im Handel. Es kann aber auch, besonders bei japanischer Ware, sehr teuer werden. Der Handel bietet glasierte und unglasierte Ware an. Ein schwarze, asymmetrische Teeschale (Raku) kann dann auch 100-300€ kosten. Muss aber nicht sein!
Hier fällt mir Wabi-Sabi (侘寂) ein [2], denn dieses japanische Schönheitsprinzip ist eng verbunden mit der japanischen Teezeremonie. Einfacher Ästhetizismus – das kann sehr teuer werden.
Porzellan
Und dann gibt es noch Porzellan. Und das gibt es seit der Tang-Zeit. Ich hatte einmal über die Angabe gewitzelt, daß jemand den Beginn der Porzellanherstellung 3500 v. Chr. vermutete [3] und das auch noch in einem Bestseller über Tee veröffentlichte. Frühformen kann man etwa 1600 v. Chr. finden, aber der Übergang zu Porzellan fand sich in der Han-Zeit, und Porzellan, so wie wir es kennen, gehört als Entwicklung in die Tang-Zeit, denn man benötigte die richtige Mischung von Kaolin, Quarz und Feldspat sowie geeignete Brennöfen, da eine Temperatur von 1350° C notwendig ist [4].
Porzellan eignet sich für das Teetrinken. Da haben sich viele Formen herausgebildet, z.B. die in Ostfriesland oder Friesland üblichen Kännchen, Tassen und Zubehör, die auf das Porzellan in Blau-Weiß aus Jiangxi zurückgehen. Es gibt solches Porzellan auch mehrfarbig. Wer es etwas kitschig mag, auch mit blauem Anker, vielleicht passend zum Tattoo. Jetzt noch mal mit weniger Gemeinheit – für einen Seebären geht das schon in Ordnung. Dabei denke ich gerade an die Figur des Käpt’n Albert Wiles (Edmund Gwenn) in dem Film Immer Ärger mit Harry (The Trouble with Harry) [5].
Behandlung der Gefäße
Je schlechter ein Buch über Tee ist, desto mehr wird über die Wichtigkeit der Patina schwadroniert. Patina zeigt höchstens an, daß Sie nicht mit Tensiden oder anderen Spülmitteln, die durch Reste den Teegeschmack verändern könnten, ihr Teegeschirr behandeln. Patina kann auch unschön aussehen und den Genuss stören, z.B. wenn an Tassen die Patina dort bleibt, wo jemand zuvor den Mund angesetzt hat. Außerdem kann sich bei zu viel Patina eher Schimmel bilden. Das passiert auch, wenn man Teeblätter in einer Kanne vergißt, die man nicht täglich benutzt.
An Stellen, wo die Patina stört -: weg damit! Ansonsten nur mechanisch reinigen. Wenn dabei auch etwas von der Patina verschwindet, ist das egal. Man sollte allerdings auf vollständiges Trocknen aller Gefäße achten.
Falls einmal Schimmel auftritt, sollte man die Patina vollständig entfernen und dann auch mit Tensiden oder anderen Mitteln bearbeiten. Danach muss man das Gefäß mehrfach heiß ausspülen, bis auch der letzte Rest des Putzmittels weg ist.
Es ist nicht so wichtig, für welches Teegeschirr Sie sich entscheiden, aber es sollte Ihnen gefallen, damit der Tee Ihnen Ruhe, Frieden, Harmonie, Entspannung, Genuss … bringen kann.
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Keine Angst! Die Auswahl ist groß.
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Eine preiswerte Kanne, so richtig für den Sommer und den großen Durst. Die Kalligraphie ist von Wang Xizhi (王羲之) und heißt Lantingji Xu (蘭亭集序). Sie stammt aus dem Jahr 353.
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Meine Lieblingstasse. Vor über 40 Jahren in Taiwan gekauft. Herrlich asymmetrisch.
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Links, Anmerkungen und so weiter:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Podstakannik
[2] Der deutsche Wikipedia Artikel ist kurz, aber trotzdem sehr lesenswert. https://de.wikipedia.org/wiki/Wabi-Sabi Er ist eben Wabi-Sabi. Es gibt auch ein Bild vom Steingarten im Tempel Ryoanji; hier mehr davon: https://rheumatologe.blogspot.com/2017/08/zen-in-art-of-japanese-rock-gardens.html
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/09/lu-yu-und-deutsche-teebucher-der.html
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Porzellan
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Immer_%C3%84rger_mit_Harry
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