Monday, January 30, 2023

The Grand Tour – Chichen-Itza, ca. 800 n. Chr.

 


Harry Seidler [1] zeigt in seinem Buch auf einer Doppelseite eine Aufnahme der Kukulkán-Pyramide (ca. 800 n. Chr.) und eine halbe Seite von der Pyramide hinab fotografiert. Die Steinpyramide beschreibt er als klar gestaltet und weist auf einen Sakralraum im Inneren hin. Zu der Aufnahme von der Pyramide hinab schreibt er unter anderem: „Die langen Mauern bilden ein Spielfeld – die steinernen Ringe waren „Körbe“. Der „Kriegertempel“ ist von 1000 Säulen umgeben.“ Den allerdings zeigt er nicht.


Ich habe die Pyramide deutlich nach Harry Seidler besucht, das war vor etwa 25 Jahren und mittlerweile habe ich die alten autologen Aufnahme (APS) digitalisieren lassen und bearbeitet. Damals war es noch erlaubt, die Kukulkán-Pyramide zu besteigen. Das hätte man schon damals verbieten sollen, denn die Stufen sind steil und besonders für den Abstieg gefährlich. Außerdem beschleunigt es den Prozess des Verfalls. Heute ist der Aufstieg verboten und insbesondere ist die Entweihung der Kultstätte verboten. Das hatte eine Touristin (später als die 29-jährige Mexikanerin Abigail Villalobos) missachtet und wurde mit umgerechnet 260 US$ bestraft [2].


Kukulkán ist in der Sprache der Maya der Gott, den die Tolteken als Quetzalcoatl bezeichneten; es bedeutet in beiden Sprachen gefiederte Schlange. Der Sakralraum in der Kukulkán-Pyramide war demnach dem Gott Kulkulkán geweiht. Auf die Gottkönigschaft eines Herrschers mit dem Namen Quetzalcoatl weise ich nur hin [3]. Chichen-Itza wurde 711, aber bereits 889 von den Maya verlassen. Die Pyramide steht auf einer älteren, kleineren Pyramide. Und kommen wir noch einmal auf die Stufen zu sprechen, die vier Treppen haben jeweils 91 Stufen und dazu noch die Plattform – 4x91+1=365.


Vor der Pyramide sieht man nordöstlich den Tempel der Krieger und nordwestlich liegen die Mauern mit dem Pelotafeld. Das runde Observatorium liegt südwestlich. Es sieht modernen Observatorien erstaunlich ähnlich. Auch in Indien konnte ich ein rundes Observatorium besuchen, jedoch ohne Kuppel [4]. Vielleicht ist die Niederschlagsmenge dafür verantwortlich.

Zur besseren Erkennbarkeit des Reliefs erheblich bearbeitet.


Dankend erinnere ich mich an die Professoren Karl Anton Nowotny [5] und Peter Tschohl, die  beide mein Interesse für Mesoamerika in ihren Vorlesungen und Seminaren am Institut für Ethnologie der Universität zu Köln geweckt hatten.

 

Links und Anmerkungen:
[1] Auftakt und Buchbesprechung hier: https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/the-grand-tour-buchbesprechung-und.html
Harry Seidler: The Grand Tour - Reise um die Welt mit dem Blick des Architekten. Taschen GmbH, Köln 2004. ISBN: 3-8228-3871-6
[2] Das Video und ein Artikel der New York Post dazu hier: https://nypost.com/2022/11/23/abigail-villalobos-ided-as-tourist-who-climbed-mayan-pyramid/ „She was seen in TikTok videos dancing on the steps at the top of the pyramid and entering the temple, … / Furious onlookers hurled profanities at the rule-breaker, calling her an “a–hole” and an “idiot” in Spanish, and demanding that she be jailed.“
[3] Hans Helfritz: Amerika - Inka, Maya und Azteken. Verlag Carl Ueberreuter, Wien 1979.
Hans Helfritz (1902-1995) war ein deutscher Komponist, Musikwissenschaftler, Schriftsteller und Fotograf. https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Helfritz_(Komponist)
[4] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/10/the-grand-tour-jaipur-jantar-mantar-1728.html
[5] Karl Anton Nowotny (1904-1978) https://en.wikipedia.org/wiki/Karl_Anton_Nowotny – bei ihm hatte ich auch meine Zwischenprüfung in Ethnologie abgelegt.
[6] Peter Tschohl (1935-2007) https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Tschohl – ich erinnere mich sehr gut an ein Seminar zur Zusammenführung von Codices.


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Altargesteck am 29.01.2023 – Letzter Sonntag nach Epiphanias


 

Mit dem letzten Sonntag nach Epiphanias neigt sich die Weihnachtszeit dem Ende zu [1]. In der katholischen Kirche wird drei Tage später Lichtmess (Maria Lichtmess) gefeiert; offiziell heißt das Fest Darstellung des Herrn. Man hat an diesem Tag Krippe und Weihnachtsbaum aus der Stube entfernt. Aber Hintergrund sind die 40 Tage nach der Geburt Christi, denn Maria galt für diese Zeit als unrein und mußte sich einem Reinigungsritual unterziehen und Jesus mußte als Erstgeburt ausgelöst werden. Von Weihnachte her strahlt das Licht noch hell und die Jünger, erlebten die „Verklärung Jesu“. Verklären muss man sich heute erklären, aber vielleicht paßt als Definition ganz gut: besser, schöner erscheinen, in einem neuen Licht erscheinen.

Der Text zur Verklärung Jesu steht im Matthäus-Evangelium [2] und gleichzeitig Evangeliumslesung und Predigttext. Der zentrale Vers lautet: „Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören.“

In der Epistellesung wird das Phänomen Licht aufgegriffen, den Paulus schreibt: „Denn Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass die Erleuchtung entstünde zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“ [3] Es handelt sich um eine Stelle aus dem zweiten Brief an die Korinther, von dem man annimmt, daß er wirklich von Paulus (plus Co-Autor Timotheus) stammt.

Der Wochenspruch lautet: „Hüte dich nur und bewahre deine Seele gut, dass du nicht vergisst, was deine Augen gesehen haben, und dass es nicht aus deinem Herzen kommt dein ganzes Leben lang.“ [4]    

Weiß ist die liturgische Farbe des aktuellen Sonntags. Das Altargesteck zeigt vor allen Dingen Rot, aber Rot würde man z.B. Pfingsten zuordnen, weshalb es uns in dieser Hinsicht überhaupt nichts mitteilen kann. Vielleicht kann man es so deuten: unten grünt und wächst das Leben, geht über in die roten Früchte, es folgen kahle Äste, die wie Antennen in das Licht reichen, und dann ist nur noch Licht. Der letzte Sonntag nach Epiphanias weist bereits auf Passion und Ostern hin.


 

Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1093   
[2] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MAT.17/Matth%C3%A4us-17  Mt 17,1–9, dabei insbesondere Vers 5. Zu Studienzwecken kann man auch Mk 9,2-13 und Lk 9,28-36 heranziehen. Bei Markus lenkt mich „weiß, wie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann“ ab, denn da muss ich Waschmittelwerbung denken. Lukas schreibt in diesem Zusammenhang: „und sein Gewand wurde weiß und glänzte.“ Vergleichen lohnt sich also: https://www.bibleserver.com/LUT/Markus9 und https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas9
[3] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/2CO.4/2.-Korinther-4 2. Kor 4,6–10, zitiert Vers 6
[4] 5. Mose 4,9a

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Friday, January 27, 2023

FreitagsGedichte / #KurzLyrik 27.01.2023

 

 

鴻飛冥冥日月白,
青楓葉赤天雨霜。
寄韓諫議
杜甫
Hoch fliegen die Wildgänse unter weißer Sonne und Mond,
Schon färbt sich der grüne Ahorn im frostigen Regen rot.
An den Zensor Han
Du Fu


Uhren
    da waren
WasserUhr
SandUhr
Mechanische
Und elektrische
Uhr
Die Atom-
Uhr
Jetzt
Kommt
Die
QuantenUhr
Die
Mißt
Gleich-
Zeitig alle
    Zeit
Der Ewigkeit

Tinte
    ich schrieb
Mit
Der
Tinte
Des
Frischen
Grases
Wie
Neruda
Lange
Blicke
Ich
Ins Grün
    Und
Sehe Rot

Magma
    Magma fließt
ErKaltet
Und
Dann
Brechen
Sie
Auf
Die
NahtStellen
Die
Narben
Der Erde
    Bis
Magma fließt

AugenBlicke
    diese ge-
Ronnenen
Momente
Der
Ewigkeit
ZuSammenGe-
Klumpte
Zeit
Die
Uns
EntGleitet
DahinRollt
Immer
Runder und
    Schneller
Immer entFernter

Ho, ho, ho
    wenn man
Ho, ho, ho
Ruft
Als
WeihnachtsMann
Dann
Kann
Man
Auch
Ho, ho
Hosianna
Singen
Oder
Ho, Ho, Ho
    Tschi
Minh skandieren

Echo
    der Raum
Aus
Dem
Das
Echo
Kommt
Wird
Immer
Größer
Dann
Kannst
Du
Die Geschichte
    Hören
Immer leiser

FachLeute
    wenn wir
Den
Faden
VerLoren
Haben
Nehmen
Wir
Ihn
Wieder
Auf
Und
Die FadenWürmer?
    Die
Bringens nicht

Wissen
    wir können
Wissen
Was wir
Wissen
Und
Was wir
Nicht
Wissen
Unseren
Anfang
Und
Vielleicht
Unser
Ende
Aber danach
    Wissen
Wir nichts

Die Laube
Dumpf riecht es in der alten Laube
Wir waren Jahre - JahrZehnte
Nicht mehr dort

An der Wand hängen
VerGilbte PostKarten
Mit HeftZwecken angebracht

Jetzt regnet es gerade so viel
Wie es für das Geräusch braucht

Ich blicke auf eine der Karten
Vor JahrZehnten hastig geSchrieben –    
Von mir


Du Fu (712-770) ist einer der größten Dichter der Tang-Zeit [zusammen mit Li Bo (李白)]. 39 seiner Gesichte wurden in die Kompilation 300 Gedichte der Tang-Zeit aufgenommen. Etwa 1400 Gedichte von ihm wurden überliefert, hier stehen schon einmal 1145 davon: https://www.gushicimingju.com/shiren/dufu/. Du Fu hatte im Jahr 761 in einer strohgedeckten Hütte in der Nähe des Huanhua Flüsschens am Stadtrand von Chengdu gewohnt. 1250 Jahre später ist dieses Gebiet ein Park in der Stadt Chengdu - mit einem Museum und einem strohgedeckten Hütte zum Gedenken an Du Fu. Darüber hatte ich schon berichtet. Aber nun habe ich auch Bilder aus diesem Park anläßlich einer Reise 1991 dorthin unter Negativen entdeckt, die ich gerade eingescannt habe.

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Ein Versuch zur Klassifizierung von chinesischen Teesorten

 



Kapitel 2.1: Boden und Dünger


Bei den Recherchen zur Klassifizierung kam ich über den Lu'an Tee (六安茶), der auch Lu'an Melonensamen Tee (六安瓜片茶) genannt wird, dazu, über Boden und Dünger nachzudenken. Im englischen Wikipedia Artikel zu chinesischem Tee [1] kann man lesen: „The Lu'an tea from the Bat Cave of Jinzhai County is considered of superior quality, as thousand of bats in the cave can provide an ideal fertilizer for the tea plants.“ Daher kommt die Idee,  sich mit Dünger zu beschäftigen.

Bleiben wir zunächst beim Lu'an Tee. Der kommt natürlich auch im Traum der Roten Kammer vor, wie der Baidu Artikel erwähnt [2]; ich auch schon einmal über Teewasser im Roman Der Traum der Roten Kammer geschrieben [3]. Wie ich aus dem Baidu Artikel und einem weiteren aus Taiwan [4] entnehmen kann, ist der Fledermaus-Kot-Dünger nur eine Vignette, die sich aber überhaupt nicht als Unterscheidungsmerkmal eignet. Vielmehr ist es die komplizierte Art, wie der Tee verarbeitet wird, wobei eine bestimmte, sehr kurze Röstung in der Pfanne eine Rolle spielt, die manuelles Geschick der beteiligten Handwerker erfordert. Und dann spielen noch Verpackung und Ablagerung eine Rolle, so daß der Lu'an Tee sich dann ähnlich dem Pu'er Tee (普洱茶) verändert. Dementsprechend schlägt man im Artikel aus Taiwan auch vor, ihn den schwarzen Tees (黑茶) wie den Pu-er Tee zuzuordnen. Traditionell wurde er gerne gegen Magenbeschwerden getrunken.

Ich habe in PubMed gesucht und 44 Artikel über Tee und Dünger (fertilizers) gefunden. Die stammen nicht nur aus China, sondern auch aus Indien oder dem Iran sowie weiteren Ländern waren Artikel dabei. Die meisten sind von der Verbesserung des Anbaus motiviert.

Ein iranischer Artikel hatte u.a. die Zugabe von Harnstoff untersucht [5]. Man fand mehr Tannin im Tee. Ein chinesische Forschergruppe fand heraus, daß Harnstoff die Verfügbarkeit von Fluor aus dem Boden erhöht (Übersetzung: „Am wichtigsten ist, dass mit CO(NH2)2-Zugabe [Harnstoff] der Gehalt an F im Tee von der ersten bis zur fünften Knospe im Vergleich zu denen ohne CO(NH2)2 signifikant anstieg, ...“ [6]. Das ist allerdings nicht wünschenswert wegen der Gefahr einer Fluorose (Zahn- und Skelettfluorosen, z.B. Wirbelkanalverengungen). In einem weiteren Artikel wurde wild wachsender und kultivierter Tee verglichen [7]. Man fand heraus (Übersetzung): „Der analysierte kultivierte Tee war eine bessere Quelle für Antioxidantien mit einer höheren Konzentration an Koffein.“ Da muss ich gestehen, daß ich genau das Gegenteil erwartet hätte. Ein weiterer Artikel untersuchte die Veränderung der Mikroflora des Bodens [7] (Übersetzung): „Die Verwendung von organischem [Bio-] Dünger erhöhte die relative Häufigkeit von Burkholderiales, Myxococcales, Streptomycetales, Nitrospirales, Ktedonobacterales, Acidobacteriales, Gemmatimonadales und Solibacterales signifikant und verringerte die Häufigkeit von Pseudonocardiales, Frankiales, Rhizobiales und Xanthomonadales.“ Geben Sie es ruhig zu, bei Gemmatimonadales haben Sie an Guiliano Gemma gedacht [8].

Der Dünger kann vielleicht helfen, zwischen Bio-Tees und Tees aus nicht biologischem Anbau zu  unterscheiden, aber das war es auch schon. Ansonsten völlig ungeeignet zur Unterscheidung von chinesischen Teesorten.


Links und Anmerkungen:
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_tea Übersetzung „Der Lu'an-Tee aus der Fledermaushöhle im Bezirk Jinzhai gilt als von höchster Qualität, da Tausende von Fledermäusen in der Höhle einen idealen Dünger für die Teepflanzen darstellen können.“
[2] https://baike.baidu.com/item/%E5%85%AD%E5%AE%89%E8%8C%B6/3505692  Die entscheidende Stelle lautete: 贾母道:“我不吃六安茶。”妙玉笑说:“知道.这是老君眉。” Übersetzung: „Mutter Jia sagte: „Ich trinke keinen Lu'an Tee.“ Miao Yu erwiderte lachend: „Weiß ich. Das ist Lao Jun Mei [Tee].“
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/09/teewasser-im-roman-der-traum-der-roten.html
[4] https://core.ac.uk/download/pdf/249335396.pdf Dieser Artikel ist sehr gut bebildert, so daß er auch für Nicht-Sinologen interessant ist.
[5] Shahram Sedaghathoor, Ali Mohammadi Torkashvand, Davood Hashemabadi and Behzad
Kaviani: Yield and quality response of tea plant to fertilizers. In: African Journal of Agricultural Research Vol. 4 (6), pp. 568-570, June, 2009.  https://academicjournals.org/journal/AJAR/article-full-text-pdf/530485F34006
[6] Long H, Jiang Y, Li C, Liao S, Shi S, Huang C, Zhao S, Li X, Liao Y. Effect of urea feeding on transforming and migrating soil fluorine in a tea garden of hilly region. Environ Geochem Health. 2021 Dec;43(12):5087-5098. doi: 10.1007/s10653-021-00949-4. Epub 2021 Apr 28. PMID: 33913082. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33913082/  
[7] Chowaniak M, Niemiec M, Zhu Z, Rashidov N, Gródek-Szostak Z, Szeląg-Sikora A, Sikora J, Kuboń M, Fayzullo SA, Mahmadyorzoda UM, Józefowska A, Lepiarczyk A, Gambuś F. Quality Assessment of Wild and Cultivated Green Tea from Different Regions of China. Molecules. 2021 Jun 13;26(12):3620. doi: 10.3390/molecules26123620. PMID: 34199199; PMCID: PMC8231865.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34199199/   
[8] Lin W, Lin M, Zhou H, Wu H, Li Z, Lin W. The effects of chemical and organic fertilizer usage on rhizosphere soil in tea orchards. PLoS One. 2019 May 28;14(5):e0217018. doi:  10.1371/journal.pone.0217018. PMID: 31136614; PMCID: PMC6538140.  https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31136614/
[9] Giuliano Gemma, italienischer Schauspieler, 1938-2013. Filme, wie z.B. Auch die Engel mögen’s heiß (Anche gli angeli tirano di destro) bleiben mir in Erinnerung.  https://de.wikipedia.org/wiki/Giuliano_Gemma


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Sunday, January 22, 2023

Altargesteck am 22.01.2023 – 3. Sonntag nach Epiphanias


Der Wochenspruch zeigt bereits das Thema des aktuellen Sonntags [1]: „Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ Und der Evangeliumstext weist in die gleiche Richtung [2], denn es wird die Geschichte vom Hauptmann von Kapernaum erzählt. Diese erzählt vom Gottvertrauen des römischen Hauptmanns. Die Kernaussage ist: „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund“: Jesus heilt einen Menschen [3].

Um Christen in anderen Kulturen zu helfen, entstanden in der Vergangenheit zahlreiche Partnerschaften; denn in der Begegnung mit anderen lernt man sich selbst besser kennen und erkennen: Vielfalt ist Reichtum! Die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Dellbrück/Holweide beteiligen uns an Partnerschaften unseres Kirchenkreises mit Burica (Brasilien), Kalungu (Kongo) und Kaohsiung (Taiwan) [4].
Einige Lieder im evangelische Gesangbuch sind in mehreren Sprachen abgedruckt, wie z.B „Lobe den Herren“ (EG 316) auf Französisch, Schwedisch, Tschechisch oder der Osterjubel auf Kisuaheli (EG 116).

So war der Zeitpunkt für eine Taizé-Andacht gut gewählt, denn dabei wird Ökumene (in der Mitte unserer Runde die Ökumene-Kerze) gelebt und nicht nur in der Muttersprache gesungen. Die Gemeinschaft von Taizé versteht sich als internationaler ökumenischer Männerorden, wurde aber bekannt durch ökumenischen Jugendtreffen, zu denen jährlich bis zu 100.000 Besucher [5] vieler Nationalitäten und Konfessionen kamen; vor der Pandemie kamen immerhin 15.000 Teilnehmer in Wrocław 2019 [6] zusammen. Interessant fand ich am Wikipedia-Artikel diese Worte: „Taizé wird kritisiert als „Vermengung konfessioneller Grenzen“. Beispielsweise geben katholische Bischöfe, Erzbischöfe und Kardinäle wie selbstverständlich sonntags das eucharistische Mahl wissentlich an evangelische Christen. Allerdings ist gerade dieser Punkt für die große Mehrheit derer, die Taizé betrachten, ein Hoffnungszeichen der Ökumene.“ Wir feierten aktuell kein Abendmahl, aber wenn wir es tun dann in ökumenischer Gastfreundschaft.

Der Predigttext steht im Römerbrief [7]. Als Verfasser steht Paulus beim Römerbrief ziemlich sicher fest. Er hat darin sein Evangelium erklärt und benötigt die Hilfe der römischen Gemeinde, damit sich der Glaube an Jesus Christus weiter verbreiten kann. Paulus will weiter in den Westen, nach Spanien. Der aktuelle Abschnitt beschäftigt sich allerdings mit der Offenbarung von Gottes Gerechtigkeit: „Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Hab 2,4): 'Der Gerechte wird aus Glauben leben.'“



„Das Gesteck in der Versöhnungskirche näherte sich der japanischen Blumensteck-Ästhetik an“, schrieb ich vorige Woche [8]. Das tat es diese Woche auch noch, da es nicht gewechselt hatte. Da wir unsere Runde am Taufbecken hatte, fiel das sowieso nicht auf.

Die Sakristei ist frisch gestrichen worden, es wurde entrümpelt, ein neuer Schrank wurde hineingestellt. Auf diesem Schrank steht nun ein schlichtes Holzkreuz, das mir sehr gefällt. Aber was macht dort die esoterische Klangschale. Klangschalen stammten früher aus der Himalaya-Region, werden aber mittlerweile nicht nur getrieben, sondern auch gegossen. Vielleicht ist sie nur ein Indiz für: Neues wagen.




Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] Lk 13,29
[2] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MAT.8/Matth%C3%A4us-8 Mt 8,5–13
[3] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1092
[4] Ich bin erst kürzlich über die Anstrengungen zur Bibelübersetzung in Taiwanesische gestolpert [4a]. Und da habe ich aktuell weiter über die Übersetzungstätigkeit zur Bibel nachgeforscht. "Das Neue Testament ist jetzt in weiteren 1 593 Sprachen übersetzt, zumindest einzelne biblische Schriften in 1 212 Sprachen. Damit gibt es in 3 524 Sprachen mindestens ein Buch der Bibel. Die Bibelgesellschaften gehen von weltweit rund 7 376 Sprachen aus, zu denen auch ca. 245 Zeichensprachen für Gehörlose gezählt werden. Damit gibt es rund 3 900 Sprachen, in denen kein Buch der Bibel übersetzt ist." [4b]
[4a] "Aktuell suchte ich die korrekte Transliteration des taiwanesischen Wortes für Tee, da sich das Hokkien Lehrbuch, in dem ich nachschlagen wollte, in Köln und nicht in der Eifel befindet. Ich wurde im Internet nicht sofort fündig, aber ich kam zu einem Artikel zur Etymologie des Wortes Tee und darüber werde ich hier berichten. Ich fand aber auch weiter heraus, daß der Maryknoll-Missionsorden sehr engagiert bei der Übersetzung der Bibel ist und war, denn das Alte Testament ist noch nicht vollständig [übersetzt für das Taiwanesische]."
https://rheumatologe.blogspot.com/2023/01/mehr-zur-etymologie-des-wortes-tee.html dort auch die Anmerkungen/Links.
[4b] https://www.die-bibel.de/spenden/weltbibelhilfe/zahlen-und-fakten/ Mit grafischer Aufarbeitung der Statistiken.  
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Communaut%C3%A9_de_Taiz%C3%A9 mit Quellenangabe zur Zahl: https://www.domradio.de/suche?searchterm=die-brueder-von-taize-die-brueder-von-taize – heute nicht mehr verfügbar.
[6] https://www.taize.fr/de_article27119.html
[7] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/ROM.1/R%C3%B6mer-1 Röm 1,13–17
[8] https://rheumatologe.blogspot.com/2023/01/altargesteck-am-15012023-2-sonntag-nach.html

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Friday, January 20, 2023

FreitagsGedichte / #KurzLyrik 20.01.2023

 



古戍蒼蒼烽火寒,
大荒沈沈飛雪白。
聽董大彈胡笳聲兼寄語弄房給事
李頎
Die Feuer der alten Garnison sind erkaltet,
Über die Weite der Wildnis fliegt weiß der Schnee.
Beim Anhören von Dongs Rohrflötenspiel, ein Gedicht an den Palastaufseher Fang gesendet
Li Qi


WunschBrunnen
Der dunkle Spiegel des Wassers
GeräuschLos wartend
Auf eine Münze
Die der UnGläubige wirft
Und halbHerzig wünscht
Im HerzHalb
ZeRisSen
Dann ein Plop
Ein paar Wellen
Und Ruhe kehrt ein

Wieder hat der Brunnen
Sich einen Wunsch erFüllt

Brief
    mein letzter
Brief
War
Kein
Leeres
Blatt
Ich hatte
Keine
Tinte
Mehr
Also schrieb
    Ich
Mit Tränen

Stunden
    du kannst
Die
Stunden
Nicht
AnKetten
Den
Minuten
KlebStoff
AufTropfen
Du kannst
Aber
Prüfen
Ob
Jedem
Tick auch
    Ein
Tack folgt

Farben
    was bedeutet
Es
Wenn
Das
Grün
Des
Gartens
Dem
Weiß
Gewichen
Ist
Liturgisch
    Und
ÜberHaupt?

ErInnerung
    in der
ErInnerung
Sehe
Ich
Immer
Noch
Deinen langen Blick
Bei
Der
AbFahrt
Des
Zuges
Bis
Du ihn
    Ab-
Wenden mußtest

Balkon
    da hängt
Er
Der
TollKühne
Balkon
Über
Dem
AbGrund
Und
Solange
Ihn
Niemand
BeTritt
Wird er
    TollKühn
Weiter hängen

Winter
    es gibt
Sie
Vielleicht
Noch
IrgendWo
Die
Weißen
Winter
Doch
Hier
Malt
Die
Seelen
    Grau
Der Winter

SpiegelBild
    da plötzlich
Sah
Ich
So
UnVermittelt
Mein
dliBlegeipS
Und
ErKannte
Manchmal
Braucht das
    Haar
Den Kamm

ZeitSamen
    diese Samen
Die
Von
Der
Zeit
In das
Jetzt
GeLegt
Werden
Um
In
Der
ZuKunft als
    VerGangenheit
AufZuGehen

Brief
    deinen Brief
Habe
Ich
GeLesen
Bei
KerzenLicht
Und
Es
GeLöscht
    Um
NachZuDenken



 

Li Qi (李頎) lebte von 690 bis 751. Sieben Gedichte wurden in die Anthologie 300 Gedichte der Tang-Dynastie aufgenommen.

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Thursday, January 19, 2023

Die Steglitzhofstiege oder Das Treppenhaus im Hinterhaus in der Schöneberger Straße

Die Steglitzhofstiege
oder
Das Treppenhaus im Hinterhaus
in der Schöneberger Straße


Der Hinterhof, viel grüner und verwunschener als in der Kindheit
 

„Über den Hof sehe ich die anderen ganz nah,
die leben wie ich, Kleider vor dem Fenster.“
Hinterhof Nachteile [1]
Martin Zingg


Meine Eltern sind in Steglitz aufgewachsen. Ich habe als Kind das Hinterhaus in der Schöneberger Straße noch erlebt und meine Beobachtungen stammen aus der Zeit Mitte bis Ende der 1960iger Jahre. Meine Großeltern sind dann in ein Haus am Kurfürstendamm umgezogen, damit die Großmutter nicht mehr bis in den dritten Stock steigen mußte.

Durch den Flur des Vorderhauses gelangte man in den Hof mit dem Hinterhaus. Das Haus nebenan war ausgebombt und man hatte die Ruine nicht wieder aufgebaut. Mein Großvater schimpfte darüber, denn die Wände von Schlafzimmer und Wohnzimmer waren keine Außen. sondern nur Zwischenwände und somit nicht isoliert. Heute nicht mehr denkbar. Die Naherwartung, daß man das Haus wieder aufbaue, erfüllte sich nicht. Großvater hat dann von Innen isoliert. Der Hof reichte auch bis zur Alexanderquelle, einem Lokal an der Ecke Schöneberger Straße und Holsteinische Straße, wo einmal ein Frau in den Tod gesprungen war, ich konnte noch den blutigen Fleck auf dem Steinpflaster im Hinterhof sehen – so ähnlich wie ich es später in Gyantse gesehen hatte [2]. Interessanterweise kannten sich meine Eltern nicht von diesem Hinterhof her, vielleicht waren in der Kindheit auch fünf Lebensjahre ein zu großer Altersunterschied. Mein Vater scheint aber öfters dort gewesen zu sein, wie er in seinen Memoiren schrieb [3].

Die Tür zum Treppenhaus war üblicherweise nicht abgeschlossen; meist war sie angelehnt und für  Kinder bewegte sie sich schwer. Das Treppenhaus roch nach Staub und Kehrspänen und wahrscheinlich auch nach einem Putzmittel vom hölzernen Treppengeländer, das sich ohne Absätze über die Stockwerke zog. Der Boden war mit braunem Linoleum bedeckt und die Kanten der Stufen hatten Messingleisten. Die Holzstufen und Absätze waren teilweise durchgetreten und die Schritte knarrten in unregelmäßigem Rhythmus.

Die alten Fenster waren zum Teil einfach durch Fensterglas ersetzt worden, aber es waren noch viele Scheiben aus gelbem und grünen Glas vorhanden. Im Sommer fiel das Sonnenlicht durch die Fenster und hinterließ kaleidoskopartige Flecken von Weiß, Gelb und Grün auf den weiß getünchten Wänden und dem braunen Linoleum. Vielleicht interessieren mich heute noch die Lichtflecken in Kirchen so sehr, wenn die Sonne durch das Buntglas scheint. Und alles arbeitete in der Wärme: Holz, Linoleum, Politur, Staub, den man in Schatten auch sehen konnte, und Kehrspäne.

Wenn man von den Großeltern noch ein Stockwerk hochstieg kam man auf den Dachboden, der erst recht staubig war. Dort durften wir Kinder auch nur in Begleitung hin, vielleicht, wenn der Opa etwa hochbrachte oder die Oma Wäsche zum Trocknen aufhängte. Dafür brauchte man einen Schlüssel. In den Kriegsjahren (2. Weltkrieg) und der ersten Hälfte der 1950iger Jahre hatte der Großvater dort auch Fruchtweine hergestellt.

Der Keller war trocken; auch er hatte eine Extratür, für die man einen Schlüssel benötigte. Die Stufen waren aus Ziegeln und sehr uneben und für Kinder hoch, höher als die Stufen des Treppenhauses. Der Keller roch nach Kohle und Zement, vielleicht auch Rattenurin. Es war dunkel, was aber den Großvater nicht abhielt, davon zu berichten, wie eine verrückte Mitbewohnerin mit einer Axt auf ihn losgegangen war. Sie kam dann in die Nervenheilanstalt – ich bin mir nicht sicher, daß der Großvater Bonnies Ranch [4] erwähnte, denn das wäre eher ein Ausdruck gewesen, den meine Onkel gebraucht hätten.

Beim nächsten Besuch in Berlin möchte ich mir das Treppenhaus vom Hinterhaus noch einmal ansehen; aber wer weiß, ob die Stufen nicht schon vor vielen Jahren erneuert wurden und dort nichts mehr knarrt. Die Fenster wurden sicherlich ausgetauscht und es gibt die Farbspiele an den Wänden nur noch in meiner Erinnerung.

Feuerbach Straße 8 mit dem Balkon, auf dem ich in den Kindheit war
- die Geranien sind immer noch da.


Links und Anmerkungen:

[1] In: Lyrik-Taschenkalender 2016, herausgegeben von Michael Braun. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2015.  ISBN: 978-3-88423-500-3. S. 152.
[2] Tibet – Sky Burial  https://rheumatologe.blogspot.com/2022/08/tibet-sky-burial.html
[3] „Am nächsten Augustmorgen bin ich dann zu Fuß, mit Straßen- und S-Bahn glücklich in Berlin-Steglitz und zur Freude meiner Eltern gelandet, die ich auch erst wieder suchen mußte, denn Vater war auf dem Postamt und Mutter war in der 'Alexanderquelle' in Steglitz Schöneberger Straße /  Ecke Holsteinische Straße, wo sie als Aufwartefrau in diesem Lokal tätig war. Frau Alexander wohnte unter uns in der Feuerbach Straße 8 [3a]. Es war jedenfalls ein ganz herzliches Wiedersehen, weil meine Eltern ja monatelang nichts mehr von mir gehört hatten. Meine Ankunft war der 18.08.1945.“ Dipl.-Ing. Gerhard Kirsch, Privatbesitz.
[3a] Kann man hier auf der rechten Seite sehen. Es ist das Haus mit den Erkern und Balkonen. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stra%C3%9Fen_und_Pl%C3%A4tze_in_Berlin-Steglitz#/media/Datei:120406-Steglitz-Feuerbachstra%C3%9Fe.JPG
[3b] Zu [3a] und [2] paßt auch „Die makabere Meise“ - https://rheumatologe.blogspot.com/2020/09/die-makabre-meise.html
[4] Die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik (Bonnies Ranch im Berliner Volksmund)  https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik
PS. Vielleicht regte mich auch Marcel Proust an, denn ich las „Die Welt der Guermantes“ vor etwa vier Wochen.
Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (Originaltitel: À la recherche du temps perdu). Das Werk erschien zwischen 1913 und 1927, teilweise posthum. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1964. Band 5: Die Welt der Guermantes, S. 107. (Oder die Frankfurter Ausgabe in drei Bänden von 2017, Übersetzung von Eva Rechel-Mertens; ISBN: ‎978-3518468302.)
PPS. Beide Fotos habe ich 2012 gemacht.
 

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Wednesday, January 18, 2023

Mehr zur Etymologie des Wortes Tee

 



Ich war wieder einmal dabei, im Internet zum Wort Tee zu recherchieren. Davor hatte ich bereits einige Ergebnisse hier veröffentlicht:
- Tee und einige Aspekte aus Sinologie und Linguistik [1]
- Archäologische Funde zum Tee [2]
Aktuell suchte ich die korrekte Transliteration des taiwanesischen [3] Wortes für Tee, da sich das Hokkien Lehrbuch, in dem ich nachschlagen wollte, in Köln und nicht in der Eifel befindet. Ich wurde im Internet nicht sofort fündig, aber ich kam zu einem Artikel zur Etymologie des Wortes Tee und darüber werde ich hier berichten. Ich fand aber auch weiter heraus, daß der Maryknoll-Missionsorden sehr engagiert bei der Übersetzung der Bibel ist und war, denn das Alte Testament ist noch nicht vollständig [4]. Selbstverständlich hat das nichts mit Tee zu, denn zu biblischen Zeiten trank man in Palästina und Europa noch keinen Tee, sondern es führte mich ganz woanders hin, nämlich zu einer amerikanischen Freundin, die damals auch in Taiwan studiert hatte, und später von Maryknoll nach Japan geschickt wurde [5]. Übrigens hatte ich vorgestern keine überzeugende Stelle gefunden, was den Tee angeht und dachte, wahrscheinlich mache ich mir viel zu viele Gedanken und auf Hokkien heißt es einfach tê. Und so ist es auch, denn ich fand ein offiziellen Online-Wörterbuch [6].

Kommen wir nun zu den Wikipedia-Artikeln zur Etymologie von Tee. Der Artikel auf Chinesisch  [7] listet die alten Zeichen und das neue Zeichen auf (hier auch Bopomofo), und dann auch den Text aus dem Chajing [8]:
    chá/ㄔㄚˊ, allgemeine Bezeichnung und Bezeichnung des Tees der ersten (frühen Pflückung)
    tú/ㄊㄨˊ, die alte Bezeichnung
    míng/ㄇㄧㄥˊ, letzte Pflückung
    jiǎ/ㄐㄧㄚˇ
    shè/ㄕㄜˋ
    chuǎn/ㄔㄨㄢˇ, alte Teeblätter.
Interessant finde ich den Hinweis, daß heute noch ming () und cha () benutzt werden und auch die Zusammensetzung als cha ming (茗茶) nachweisbar ist [9].

Der Artikel auf Deutsch [10] bringt nicht viel Neues und unterscheidet sich nur wenig vom Artikel auf Englisch [11]. Aber sie bieten eine Vielzahl von Informationen, von denen ich einige hervorheben will. Den längeren Text kann man in den Originalen nachlesen.

Die botanischen Heimat der Teepflanze liegt in Gebiet Südwestchina (Yunnan/ 雲南) und das angrenyende Burma – in diesen Bergregionen leben sehr viele, sehr unterschiedliche Ethnien, die austro-asiatische, tibeto-burmesische und Thai-Sprachen sprechen. Die Bergregion ist dort zerklüftet und immer noch schwer bereisbar; jedenfalls erlebte ich da so vor 25 Jahren. Das chinesische Wort für Tee könnte von einem austro-asiatischen Wurzelwort *la (Blatt) abgeleitet worden sein. Lamet bedeutet im Burmesischen fermentierte Teeblätter. Miang ist das Pendant in Thai; und es taucht auch in Lan Na auf. Erst  während der Tang-Dynastie wurde aus tu () cha () und dieses Zeichen bezieht sich ausschließlich auf Tee. Es kann sein, daß diese Unterscheidung notwendig wurde, da tu () bereits die Lautung cha (bzw. ähnlich) in der gesprochenen Sprache hatte; damit hatte man man eine Unterscheidung zwischen Tee () und bitterem Gemüse, was tu () ebenso bedeutet konnte [12]. In der Neuzeit hat sich das Wort über die Welt verbreitet und man könnte darüber eine Kultur- aber auch eine Kolonialgeschichte schreiben. Über die Seidenstraße (Landweg) verbreitete sich der Wurzellaut cha und über den Seeweg der Wurzellaut te.

Ich habe hier die Bezeichnungen für Tee in verschiedenen Sprachen, die ich früher zusammengetragen habe [1], ergänzt:
Abchasisch: achaj (ачаи)
Afrikaans: tee
Albanisch: çaj
Amharisch: shai (ሻይ)
Arabisch: schai
Aramäisch / Neo-Aramäisch: chai
Armenisch: t'ey (թեյ)
Assamesisch: sah (চাহ)

Asturisch: té
Aymara: pulu
Baskisch: te  
Bengalisch: châ / cā (চা)
Birmanisch: laathpaatrai
Bhutanesisch (Dzongkha): ja
Bislama: ti und lifti
Bosnisch: čaj
Bretonisch: te

Bulgarisch: chai (чай)
Bunun: savil (austronesische Sprache auf Taiwan, ähnlich wie Thao)
Burmesisch: lapet
Buruschaschki: chai
Cebuanisch: tsá
Chinesisch: chá ()
Dänisch: te
Deutsch: Tee
Elbisch: im Elbischen gibt es keinen Tee, aber tê bedeutet Linie, Weg
Englisch: tea
Esperanto: teo
Estnisch: Tee
Faröisch: te
Fiji: ti
Finnisch: tee
Französisch: thé
Gälisch (Irisch): té
Gälisch (Schottisch): tì
Galizisch: té
Georgisch: ti (ჩაი)
Griechisch: tsai (τσάι)
Gujaratisch: chā (ચા)
Hakka: chhà ()
Hausa: shayi
Hawaiianisch: ki
Hebräisch: te (תה)
Hindi: chai (चाय)
Hmong: tshuaj yej
Hokkien (泉漳片/閩南語): tê ()
Ido: teo
Indonesisch: teh
Isländisch: te
Italienisch: tè
Japanisch: cha (茶, ちゃ)
Javanisch: teh
Jiddisch: tey
Judaeo-Spanisch: chai (צ'יי )
Kambodschanisch: dtik-dtae
Kapampangan: cha (austronesische Sprache auf der philippinischen Insel Luzon)
Kannada:  ṭīsoppu (ಟೀಸೊಪ್ಪು)
Kasachisch: shay
Kaschubisch: arbata
Katalanisch: te
Khasi: sha (Gruppe der Mon-Khmer-Sprachen)
Khmer: tae (តែ)
Kinyarwanda (Ruandisch): icyayi
Kirgisisch: chay
Klingonisch: dargh
Kohistani: chai
Koreanisch: ti () und cha ()
Kroatisch: čaj
Kurdisch Kurmanji: çay
Ladakhi: cha
Laotisch: namsah auch ຊາ /saː˦˥/  [13]
Lateinisch: thea
Leonesisch: té
Lettisch: Tēja
Limburgisch: tiè
Lingwa de Planeta: chay – Chay kommt aus Hindi; chayguan (Teeraum oder Teehaus) hat guan (bzw. chaguan 茶馆) aus dem Chinesischen. [6]
Litauisch: arbata
Madagassisch: dite
Malaiisch: teh
Malayalam: caya (ചായ) und tēyila (തേയില)
Maltesische: tè
Maori: ti
Marathi: chahā (चहा)
Mazedonisch: čaj (чај)
Mongolisch: tsai (цай)
Marokkanisch(es Arabisch): shay für schwarzen Tee und atay für grünen Tee
Nepalesisch:  ciyā (चिया)
Neuguinea-Pidjin: ti
Niederländisch: thee
Norwegisch: te
Oḍiā: cha'a (ଚା’)
Okzitanisch: tè
Palaung: miang
Paschto: chay
Persisch: chai
Plattdeutsch: Tee [tʰɛˑɪ] und Tei [tʰaˑɪ]
Polnisch: herbata (aus dem Niederländischen herba theeu)
Portugiesisch: chá
Punjabi: cha (ਚਾਅ )
Rarotonganisch: ti
Romani: drab
Rumänisch: ceai
Russisch: tschai (чай)
Sacha: чей (саха тыла / jakutische Sprache)
Samoanisch: ti
Schemaitisch: erbeta
Schwedisch: te
Serbisch: čaj (чај)
Shina: chai
Shona: tii
Sindhi: chahen
Singhalesisch: tē (තේ)
Sizilianisch: tè 
Slowakisch: čaj
Slowenisch: čáj
Somalisch: shaah
Spanisch: té
Suaheli: chai
Sundanesisch: entèh
Tadschikisch: choy (чой)
Tagalog: tsa
Tahitianisch: ti
Tamilisch: tēnīr (தேநீர்)
Tartarisch: çäy (чәй)
Taschkurganisch: choy
Telugu: tēnīr (తేనీరు)
Thailändisch: chaa (ชา), wobei in Lan Na (Nordthailand) mîaŋ (เมี่ยง) benutzt wird
Thao / Sao /  邵語:  puschawil (austronesische Sprache, fast extinkt, auf Taiwan; siehe auch Bunun)
Tibetisch: cha (ཇ)
Tlingit: cháayu (die Tlingit sind ein indigenes Volk Nordamerikas)
Tonganisch: ti
Tschechisch: čaj
Türkisch: çay
Turkmenisch: chay
Uigurisch: chay
Ukrainisch: chay (чай)
Ungarisch: tea
Urdu: chai  
Usbekisch: choy
Vietnamesisch: trà und chà
Volapük: tied
Võro: tii (könnte man auch als Dialekt des Estnischen auffassen)
Wakhi: choi
Walisisch: te
Weißrussisch: harbata (гарбата) und cay (чай)
Westfrisisch: tee
Wolof: senegalesischer Tee: àttaya, normaler Tee: lipton
Xhosa: yeti
Yoruba: tíì
Zulu: itiye
(von intial ca. 106  auf etwa 150 erweitert)
Ich bin gespannt, ob sie einmal vollständig wird.


Links und Anmerkunge
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/04/tee-und-einige-aspekte-aus-sinologie.html
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/12/archaologische-funde-zum-tee.html
[3] Taiwanesisch (臺灣閩南語) ist besser als südlicher Dialekt der sino-tibetischen Sprache oder des chinesischen Min-Dialektes (閩南語) aufzufassen, der in Taiwan anders gesprochen wird als auf dem Festland. Muttersprachler nennen ihre Sprache Hokkien. Ganz genau steht es bei Wikipedia [3a] Der englische Artikel ist übrigens detaillierter und man erfährt einige interessante linguistische Einzelheiten über die acht Töne und das schwierige System des Sandhi [3b]. Es gibt nicht nur Transkriptionen in Buchstaben sondern auch in japanische Katakana und das chinesische Bopomofo System oder korrekt dem Zhuyin Fuhao (注音符號), das zu den Taiwanese Phonetic Symbols (臺語方音符號) ergänzt werden mußte [3c].  
[3a] https://de.wikipedia.org/wiki/Taiwanische_Sprache
[3b] https://en.wikipedia.org/wiki/Taiwanese_Hokkien
[3c] https://en.wikipedia.org/wiki/Taiwanese_Phonetic_Symbols
[4] „Der Maryknoll-Missionsorden (Latein: Societas de Maryknoll pro missionibus exteris, Englisch: Catholic Foreign Mission Society of America, Ordenskürzel: MM) ist eine Gesellschaft des apostolischen Lebens in der römisch-katholischen Kirche.“  https://de.wikipedia.org/wiki/Maryknoll-Missionsorden  
[5] Die Abschweifung geht dann hier weiter. Ich erinnerte mich deshalb an diese Freundin. Dann erledigte ich meine Einkäufe, und als ich zurückkehrte, fand ich einen Bried von ihr im Briefkasten, übrigens wg. Schneeregens völlig durchnäßt. Während der Brief auf der Heizung trocknete, fuhr ich den PC hoch und siehe da -: Microsoft ändert jeden Tag den Startbildschirm und da war ein Bild von Hawaii. Die ungeduldigen Leser wird anmerken: Na und?! Den geneigten Lesern sei gesagt, daß die besagte Freundin dort seit über 20 jahren wohnt. Abends sortierte ich Foto-Dateien, die ich von APS-Filmen hatte digitalisieren lassen. Und bei den Fotos von Boston 1998 war auch ein Foto von ihr. Ungeduldige und geneigte Leser unisono: Boston??? Boston ist eine Rockband aus Massachusetts – More than a Feeling [5a]. Halt, ich besuchte dort einen Kongress und sie lebte damals dort. So hatte ich vier völlig unverbundene Ereignisse, die meine Erinnerung auf eine Person lenkten. „Faszinierend“, würde Mr. Spock sagen, aber hier endet die Abschweifung. Andererseit hat Hildegunst von ...
[5a] https://www.youtube.com/watch?v=t4QK8RxCAwo (für Gänsehaut)
[6] https://web.archive.org/web/20200301132454/https://twblg.dict.edu.tw/holodict_new/  
[7] https://zh.wikipedia.org/wiki/%E8%8C%B6%E5%9C%A8%E5%90%84%E7%A8%AE%E8%AA%9E%E8%A8%80%E4%B8%AD%E7%9A%84%E7%A8%B1%E5%91%BC  
[8]《茶經》云:一曰茶,二曰檟,三曰蔎,四曰茗,五曰荈。早採曰茶,次曰槚,又其次曰蔎,晚曰茗,至荈則老葉矣。蓋以早為貴也。六經中无茶,蓋荼即茶也

„Im Tee-Klassiker heißt es: erstens cha, zweitens tu, drittens she, viertens ming und das fünfte [Zeichen] heißt chuan. Für das erste Pflücken benutzt man cha, das nächste heißt jia, das nächste heißt she und die letzte Pflückung nennt man ming, und bei chuan sind die Blätter alt. Wahrscheinlich ist die erste Pflückung am teuersten. In den sechs Klassikern wird Tee nicht erwähnt. Sicherlich steht tu für das Zeichen cha.“ 
[9] 現今還在廣泛使用的,是“茶”、“茗”這兩個稱呼。近年來,又有“茗茶”一謂。
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Etymologie_des_Begriffs_Tee   
[11] https://en.wikipedia.org/wiki/Etymology_of_tea
[12] Es gibt im Chinesischen Zeichen, die mehrere Aussprachemöglichkeiten haben, sie werden 破音字 oder 多音字 genannt. https://zh.wikipedia.org/wiki/%E5%A4%9A%E9%9F%B3%E5%AD%97
[13] https://lo.wiktionary.org/wiki/%E0%BA%8A%E0%BA%B2 Eine Liste auf Laotisch - habe ich auch ausgewertet. ພາສາໄອມາຣາ: pulu und ພາສາເບຣຕົງ: te wurden z.B. aufgenommen.

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Tuesday, January 17, 2023

Doch keine Hüpfburg

 



Ich habe heute einen Tablet-Halter gekauft, da er mir beim Lesen praktische Dienste leisten kann. Aber hatte ich denn überhaupt einen Tablet-Halter gekauft?

Ich zog den Gegenstand aus Bambus-Spanplatte aus der Verpackung. Es sieht aus wie ein kyrillisches L (Л). Bei den Sicherheitshinweisen stand, daß ich mich genau an die Montageanleitung halten sollte. Alle Teile müßten ordentlich verschraubt werden. Wo waren nur  Montageanleitung und Schrauben?

Alle Fragen konnte ich ohne Hotline beantworten. Es ist doch keine Hüpfburg, es gibt weder Schrauben noch Montageanleitung, denn es handelt sich um einen einteiligen Tablet-Halter, der funktionsfertig aus der Verpackung gezogen werden kann. Nur die Sicherheitshinweise sind so überflüssig wie dumm.



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Monday, January 16, 2023

Altargesteck am 15.01.2023 – 2. Sonntag nach Epiphanias

 

Altargesteck in Kall


Wasser wird zu Wein, jedenfalls auf der Hochzeit zu Kana. Jesus erweist seine Vollmacht und offenbart die Herrschaft und Herrlichkeit Gottes [1]. Eigentlich will sich Jesus zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Messias outen, aber er gibt dem Drängen seiner Mutter nach. Diese Perikope erscheint übrigens nur im Johannes-Evangelium und wird in den synoptischen Evangelien nicht erwähnt. Damit bietet Johannes eine Alternative [2]. Dort steht auch der heute befremdlich wirkende Vers: „Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Eine ähnliche Stelle findet sich bei der Kreuzigung, denn da spricht Jesus „zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn!“ Und im folgenden Vers „spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter!“ [3]

Auch der Wochenspruch stammt aus dem Johannes-Evangelium [4]: „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“     Mich erinnert dies an die Brihadaranyaka Upanishad erinnert fühlen: “Dies ist die Fülle und das ist die Fülle und daraus kommt die Fülle. Nimmt man von der Fülle die Fülle, so bleibt doch die Fülle.” [5] Der Wein bei der Hochzeit zu Kana dürfte auch nicht ausgegangen sein, denn die Wandlung erstreckte sich auf 660 Liter.

Das Abendmahl konnte ich in Holweide wie in Kall feiern; einmal mit Traubensaft und einmal mit Wein. Die Frage ist weiterhin aktuell, ob es Wein sein muss. Die Frage nach dem vollständigen Ersatz zu Traubensaft ist weiter aktuell und virulent. Dabei geht es auch um Inklusion.

Auszug aus einer Bibel aus dem Jahre 1911

 Der Predigttext steht im zweiten Buch Mose und dabei um die Geschichte, in der Moses Gott bittet sein Angesicht sehen zu dürfen [6]. Nun kann man Gott aber nicht anschauen, schon gar nicht überprüfen. Gott erlärt aber, daß Moses ihn nicht anblicken könne, ohne daran zu sterben. Er setzt ihn aber in eine Felsnische und hält schützend seine Hand über ihn. Und wenn er vorüber gegangen ist, dann kann Moses ihm auch unbeschadet nachblicken. Gut, daß Moses sein Smartphone unten bei den Zelten gelassen hatte.

In Kall wurde noch ein Taufe gefeiert. Das war sehr schön. Es finden (erfreulicherweise – meine Meinung) wieder mehr Taufen statt. Allerdings kann nicht in jedem Gottesdienst getauft werden. Als Beispiel mag der Ewigkeitssonntag dienen, der den Tod und den Glauben an das ewige Leben zum Thema hat. Das hat zur Folge, daß an manchen Sonntagen auch mehrere Täuflinge zur Taufe kommen. Vielleicht müssen dann andere Formen der Taufe stattfinden, wie z.B. in oder an der Olef oder in oder an der Strunde. Übrigens hatte ich schon einmal das Taufbecken, Kirche von Petra (Jordanien) aus dem 5. Jahrhundert gezeigt [7]. Ich überlegte immer, daß die Erklärung für das kleine Ausmaß, es sei als Hinweis auf die Kindertaufe zu verstehen, nicht stimmig sein könnte. Ich meine eher, daß die geringe Größe dem Wassermangel geschuldet sein könnte (nur als Hypothese gedacht).

Taufbecken in Petra

Kommen wir kurz zur Strunde, die durch Köln Holweide fließt. An dem Bach war früher eine Baumwollbleicherei. Der Teil von Holweide ist als Schweinheim bekannt und wird so seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts genannt. Die Baumwollbleicherei wurde 2010 geschlossen. Mir ist die Bleicherei seit dem Heimatkundeunterricht bekannt, denn sie und die Papierfabrik in Bergisch-Gladbach sorgten für Verschmutzung und wir mußten über die Strunde, die bei uns der faule Bach hieß, schreiben und ich begann damals mit den Worten: „Puh, wie er stinkt!“ An mehr Text erinnere ich allerdings nicht mehr. Aktuell wird die Anlage abgerissen und Wohnraum entsteht. „45 Fotograf*innen haben im Sommer 2022 das Gelände und seine Hallen ein letztes Mal besucht und an diesem „verlorenen Platz“ ihre ganz eigenen Blickwinkel auf Artefakte, Mauerwerk und kleine Kuriositäten gefunden.“ Die Versöhnungskirche und der Runde Tisch Holweide zeigen zwanzig Bilder, die bei diesen fotografischen Erkundungen entstanden sind. Die Ausstellung wurde nach dem Gottesdienst mit kurzen Ansprachen und einer Preisverleihung eröffnet. Die Ausstellung wird bis Ostern zu sehen sein. [8]

Mein persönlicher Favorit [10].

Ohne von der Fülle zu nehmen, kommt noch mehr Fülle, denn da war doch noch was – Stichwort Altargesteck. Die Kirche in Kall punktete mit einem traditionellen Gesteck, das cum grano salis alle liturgischen Farben enthält. Es paßte wunderbar zu dem fröhlichen Anlass der Taufe. Das Gesteck in der Versöhnungskirche näherte sich der japanischen Blumensteck-Ästhetik an [9]. Interpretationsmöglichkeiten: nach oben ist noch Platz; die Fülle füllt noch nicht alles; uns können wir sehen, Gott aber nicht. 



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).


Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1091
[2] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/JHN.2/Johannes-2  Joh 2,1–11
[3] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/JHN.19/Johannes-19 Joh 19,26.27
[4] Joh 1,16
[5] „Ōm pūrṇam adah, pūrṇam idam, pūrṇāt pūrṇam udacyate; pūrṇasya pūrṇam ādāya pūrṇam evāvasisyate. Ōm Śāntih! Śāntih! Śāntih!“
https://www.swami-krishnananda.org/brdup/brhad_pre.html
[6] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/EXO.33/2.-Mose-33 2. Mose 33,18–23
[7] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/01/altargesteck-am-30012022-letzter.html
[8] https://evangelisch-in-koeln-dellbrueck-holweide.de/termin/fotoausstellung-auf-die-perspektive-kommt-es-an-versoehnungskirche/
[9] Ikebana – いけばな oder auch 生け花 geschrieben.
[10] "Como después de la noche / Brilla una nueva mañana" ~ Gloria Estefan: Abriendo puertas
 

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Friday, January 13, 2023

Wegekreuz St. Barbara bei Sistig am Arnikaweg

 



Als ich über die Kapelle St Barbara schrieb [1], bemerkte ich, daß ich über das Wegekreuz St. Barbara bei Sistig am Arnikaweg noch gar nicht geschrieben hatte. Ich gehe häufig Teile des Arnikaweges, aber gerade diesen Teil nicht. Warum nicht? Weil gerade dieses Stück über 500 m direkt neben der B258 entlangführt. Man ist zwar zwischen Büschen und Bäumen, aber der Lärm ist schon lästig. Zur Zeit muss man unter einem abgeknickten Baum im Entengang gehen und der Weg ist oft zum Bächlein und somit Test der Wasserfestigkeit des Schuhwerks mutiert.



Wo liegt nun das Wegekreuz genau? Was weiß ich!!! Es ist nicht mehr da. Es ist abgebaut. Mein Erstaunen war groß – nein, das ist nicht korrekt – es muss heißen: mein Erschrecken war groß, denn ich hatte damit gerechnet. Wieso? Mein Bruder war mit meiner Schwägerin am vierten Dezember dort. – ??? – Der 4.12. wird im Volksmund Barbaratag [2] genannt und Barbara von Nikomedien (enthauptet vom Vater) ist eine populäre Heilige, immer noch, auch wenn sie während des 2. Vatikanischen Konzils aus dem römischen Generalkalender gestrichen worden ist. Ach ja, eine meiner Schwägerinnen heißt Barbara.
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Heinz Erhardt  schrieb: „Damit wir sehen, was wir hören / Erfand Herr Braun die Braunschen Röhren. / Wir wär'n Herrn Braun noch mehr verbunden, / Hätt' er was anderes erfunden.“ [3] Ganz so ist es nicht, aber damit wir sehen, was nicht mehr da ist, gibt es ja die Fotografie und ich hatte früher ein Foto gemacht. Irgendwie sieht der Ort ohne Kreuz öde aus. Ich hoffe, daß es instand gesetzt und wieder aufgestellt wird. Und das hoffe ich auch für andere Wegekreuze, egal ob aus Holz oder Stein, denn allen die Zerstörung durch Verwitterung.



Links und Anmerkungen:

[1] „Wegekreuz, über das ich noch nicht geschrieben habe – da wird es wohl Zeit … der Arnika-Qeg führt daran vorbei. https://rheumatologe.blogspot.com/2020/03/der-arnika-weg-wandern-in-der-sistiger.html Anmerkung in:  https://rheumatologe.blogspot.com/2022/09/kapelle-oder-feldaltar-st-barbara-in.html
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_von_Nikomedien
[3] Heinz Erhardt (1909-1979), deutscher Filmschauspieler und Humorist. https://www.zitate.de/autor/erhardt,+heinz


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Wednesday, January 11, 2023

Sammelsurium (219) 11.01.2023

 

"Vulkaneifel"


TickTack
Woher kommt das onomatopoetische TickTack der Uhren?  Im Englischen heißte es ähnlich -: ticktock; im Spanischen tic tac, im Chinesischen dida, meist als dida dida gebraucht (滴答). Würden wir auf die Uhren, die noch das mechanische Ticktack haben, anders hören, wenn es klickklack oder tacktick heißen würde? Oder ginge es uns wie in dem Witz: Maltes Mutter hat drei Söhne: Tick, Trick und …?

Trennungen
Manche Menschen belächeln die strikte Trennung in fleischig und milchig im orthodoxen Judentum. In meiner Kindheit aber trennte man auch in Metzgerei, Meierei, Bäckerei und den Obst&Gemüse-Händler. Aber dann setzten die VerWässerungen ein -: der Bäcker verkaufte WurstBrote, der Metzger Sauerkraut und die MeiereiProdukte übernahm der Konsum.
Oder wir trennen Abfall. Wenn man Abfall gewissenhaft trennt, warum nicht schon viel früher?

Wege
Wohin führen die schlechten Wege des Lebens? Ich weiß es nicht, denn ich bin sie nie gegangen.

Nun gilt es
Hypothese -: so wie es die Banalität des Alltags gibt, gibt es auf die Perfektion im Alltäglichen. Nun gilt es, sie aufzuSpüren.

Ein Leben ist nicht genug
Man bräuchte mehr Zeit, als ein Leben dauern kann, um seine Gedanken rekapitulieren und verstehen zu können. Warum nur habe ich vor langer Zeit einen Baum monochrom fotografiert, an dem ich heute nichts AußerGewöhnliches entdecken kann? Vielleicht war noch das völlig Gewöhnliche faszinierend.

Der Weg zur Schönheit
Um die Schönheit des Achats betrachten zu können, muss man ihn verletzen. Man muss die Auster öffnen (gewaltsam, sie töten), um an die Perle zu gelangen.

Unleserliche Schrift
„..., die noch schwerer zu entziffern waren als ein mit Keilschriftzeichen bedeckter Papyrus ...“, schrieb Marcel Proust [1]. Er wollte sagen, daß es sehr schwierig war, die Schrift zu entziffern. Da kenne ich mich aus, z.B. wenn ich nachts ohne Licht etwas auf einen Zettel gekritzelt habe. Oder wenn unter Ärzten einer den Spitznamen „Die Krähe“ wg. seiner Schrift bekommen hat. Aber Keilschrift wurde in erster Linie auf Tontäfelchen geritzt und nicht auf Papyrus geschrieben [2].

Fichten im Wind
Bei Betrachten von Fichten im Wind, wie sich wiegen, merke ich, wie Bilder aus der Kindheit von sich wiegenden SchwarzPappeln auftauchen, oder auch der hohe Bambus in Asien mitschwingt. Eigentlich mag ich die FichtenPlantagen nicht, aber so ist doch wieder gut.

Zwischen Konsum, Kommunikation, Kontemplation und Kirche
Man kauft etwas ein, man unterhält sich mit der Nachbarin, man liest etwas, denkt nach, ißt etwas -: und schon ist die Zeit um vor dem Treffen in der Kirche. Nichts wurde geschaffen, aber es wurde gelebt und das nicht schlecht.

Wie von WildSchweinen durchFurcht
Ich gehe einen Weg durch den Wald und die Sistiger Heide und der Boden ist durchFurcht von MountainBike-Spuren. Die obere Schicht wird abGeschürft und der Boden verdichtet. Aber WildSchweine durchFurchen den WaldBoden ebenso. Vielleicht mag es uns nicht gefallen, aber wir Menschen stehen den Schweinen näher als den Affen. Ich sah einmal einen jungen Mann von einem GartenBetrieb, der mit einem AufsitzRasenmäher im Park des KrankenHauses arbeitete, so wie er lustvoll in die Kurven ging, sah es danach an diesen Stellen aus, als wären die WildSchweine am Werk gewesen.

Scherben
Sarglos - sorglos




Links und Anmerkungen:
[1] Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (Originaltitel: À la recherche du temps perdu). Das Werk erschien zwischen 1913 und 1927, teilweise posthum. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1964. Band 10: Die Gefangene 2, S. 353. (Oder die Frankfurter Ausgabe in drei Bänden von 2017, Übersetzung von Eva Rechel-Mertens; ISBN: ‎978-3518468302.)
[2] Dazu Wikipedia: „Das bevorzugte Schriftmedium der Keilschrift zur Zeit ihrer Verbreitung (3000 bis 500 v. Chr.) waren Tafeln aus feuchtem Ton. Die Schriftzeichen wurden mittels eines Schilfrohr- oder Holzgriffels eingeprägt. Danach trockneten die Tontafeln, oder sie wurden durch Brennen zusätzlich gehärtet.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Keilschrift  

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