Monday, January 16, 2023

Altargesteck am 15.01.2023 – 2. Sonntag nach Epiphanias

 

Altargesteck in Kall


Wasser wird zu Wein, jedenfalls auf der Hochzeit zu Kana. Jesus erweist seine Vollmacht und offenbart die Herrschaft und Herrlichkeit Gottes [1]. Eigentlich will sich Jesus zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Messias outen, aber er gibt dem Drängen seiner Mutter nach. Diese Perikope erscheint übrigens nur im Johannes-Evangelium und wird in den synoptischen Evangelien nicht erwähnt. Damit bietet Johannes eine Alternative [2]. Dort steht auch der heute befremdlich wirkende Vers: „Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Eine ähnliche Stelle findet sich bei der Kreuzigung, denn da spricht Jesus „zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn!“ Und im folgenden Vers „spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter!“ [3]

Auch der Wochenspruch stammt aus dem Johannes-Evangelium [4]: „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“     Mich erinnert dies an die Brihadaranyaka Upanishad erinnert fühlen: “Dies ist die Fülle und das ist die Fülle und daraus kommt die Fülle. Nimmt man von der Fülle die Fülle, so bleibt doch die Fülle.” [5] Der Wein bei der Hochzeit zu Kana dürfte auch nicht ausgegangen sein, denn die Wandlung erstreckte sich auf 660 Liter.

Das Abendmahl konnte ich in Holweide wie in Kall feiern; einmal mit Traubensaft und einmal mit Wein. Die Frage ist weiterhin aktuell, ob es Wein sein muss. Die Frage nach dem vollständigen Ersatz zu Traubensaft ist weiter aktuell und virulent. Dabei geht es auch um Inklusion.

Auszug aus einer Bibel aus dem Jahre 1911

 Der Predigttext steht im zweiten Buch Mose und dabei um die Geschichte, in der Moses Gott bittet sein Angesicht sehen zu dürfen [6]. Nun kann man Gott aber nicht anschauen, schon gar nicht überprüfen. Gott erlärt aber, daß Moses ihn nicht anblicken könne, ohne daran zu sterben. Er setzt ihn aber in eine Felsnische und hält schützend seine Hand über ihn. Und wenn er vorüber gegangen ist, dann kann Moses ihm auch unbeschadet nachblicken. Gut, daß Moses sein Smartphone unten bei den Zelten gelassen hatte.

In Kall wurde noch ein Taufe gefeiert. Das war sehr schön. Es finden (erfreulicherweise – meine Meinung) wieder mehr Taufen statt. Allerdings kann nicht in jedem Gottesdienst getauft werden. Als Beispiel mag der Ewigkeitssonntag dienen, der den Tod und den Glauben an das ewige Leben zum Thema hat. Das hat zur Folge, daß an manchen Sonntagen auch mehrere Täuflinge zur Taufe kommen. Vielleicht müssen dann andere Formen der Taufe stattfinden, wie z.B. in oder an der Olef oder in oder an der Strunde. Übrigens hatte ich schon einmal das Taufbecken, Kirche von Petra (Jordanien) aus dem 5. Jahrhundert gezeigt [7]. Ich überlegte immer, daß die Erklärung für das kleine Ausmaß, es sei als Hinweis auf die Kindertaufe zu verstehen, nicht stimmig sein könnte. Ich meine eher, daß die geringe Größe dem Wassermangel geschuldet sein könnte (nur als Hypothese gedacht).

Taufbecken in Petra

Kommen wir kurz zur Strunde, die durch Köln Holweide fließt. An dem Bach war früher eine Baumwollbleicherei. Der Teil von Holweide ist als Schweinheim bekannt und wird so seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts genannt. Die Baumwollbleicherei wurde 2010 geschlossen. Mir ist die Bleicherei seit dem Heimatkundeunterricht bekannt, denn sie und die Papierfabrik in Bergisch-Gladbach sorgten für Verschmutzung und wir mußten über die Strunde, die bei uns der faule Bach hieß, schreiben und ich begann damals mit den Worten: „Puh, wie er stinkt!“ An mehr Text erinnere ich allerdings nicht mehr. Aktuell wird die Anlage abgerissen und Wohnraum entsteht. „45 Fotograf*innen haben im Sommer 2022 das Gelände und seine Hallen ein letztes Mal besucht und an diesem „verlorenen Platz“ ihre ganz eigenen Blickwinkel auf Artefakte, Mauerwerk und kleine Kuriositäten gefunden.“ Die Versöhnungskirche und der Runde Tisch Holweide zeigen zwanzig Bilder, die bei diesen fotografischen Erkundungen entstanden sind. Die Ausstellung wurde nach dem Gottesdienst mit kurzen Ansprachen und einer Preisverleihung eröffnet. Die Ausstellung wird bis Ostern zu sehen sein. [8]

Mein persönlicher Favorit [10].

Ohne von der Fülle zu nehmen, kommt noch mehr Fülle, denn da war doch noch was – Stichwort Altargesteck. Die Kirche in Kall punktete mit einem traditionellen Gesteck, das cum grano salis alle liturgischen Farben enthält. Es paßte wunderbar zu dem fröhlichen Anlass der Taufe. Das Gesteck in der Versöhnungskirche näherte sich der japanischen Blumensteck-Ästhetik an [9]. Interpretationsmöglichkeiten: nach oben ist noch Platz; die Fülle füllt noch nicht alles; uns können wir sehen, Gott aber nicht. 



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).


Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1091
[2] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/JHN.2/Johannes-2  Joh 2,1–11
[3] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/JHN.19/Johannes-19 Joh 19,26.27
[4] Joh 1,16
[5] „Ōm pūrṇam adah, pūrṇam idam, pūrṇāt pūrṇam udacyate; pūrṇasya pūrṇam ādāya pūrṇam evāvasisyate. Ōm Śāntih! Śāntih! Śāntih!“
https://www.swami-krishnananda.org/brdup/brhad_pre.html
[6] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/EXO.33/2.-Mose-33 2. Mose 33,18–23
[7] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/01/altargesteck-am-30012022-letzter.html
[8] https://evangelisch-in-koeln-dellbrueck-holweide.de/termin/fotoausstellung-auf-die-perspektive-kommt-es-an-versoehnungskirche/
[9] Ikebana – いけばな oder auch 生け花 geschrieben.
[10] "Como después de la noche / Brilla una nueva mañana" ~ Gloria Estefan: Abriendo puertas
 

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