Die Gemeinschaft der Gemeinden Hellenthal/Schleiden in der Eifel besitzt zwei Kirchen, die als Namen St. Johann Baptist tragen, also Johannes der Täufer, der gerade wieder als Vorbereiter für das Wirken Jesu Christi in den Gottesdiensten präsent war. Die eine Kirche steht in Olef und die andere ist Teil der Wildenburg. Eigentlich wollte ich bereits vor fast zwei Jahren darüber schreiben und ich hatte gerade gesucht, ob ich nicht doch getan hätte, aber hätte, hätte Fahrradkette.
Es haben nur wenige der Eifeler Höhenburgen die Kriege und Abrisse überstanden – die Wildenburg [1] ist eine davon und wegen der schönen Aussicht auch ein beliebtes Ausflugsziel. Ich schiebe hier einmal ein, daß vor etwa zwei Jahren ein ausgesprochen schöner Tag war und heute, am zweiten Weihnachtsfeiertag, war es genauso schön, so daß ich wieder einmal die Burg besuchte. Sie liegt etwa 5,5 km von mir entfernt, so daß ich häufig dort vorbeikomme. Die Burg wurde zwischen 1202 und 1235 erbaut. Die Herren von Wildenberg starben in der männlichen Linie bereits 1328 aus.
Eine Burgkapelle wird 1267 erwähnt, wobei unklar bleibt, ob sie nicht schon 1235 bestand; man könnte sie heute von der Orgelempore erreichen, wenn man dorthin dürfte. Die Kirche besteht aus Teilen des ehemaligen Palas. Die Seitenaltäre wurden aus Platzgründen 1957/1958 zum Hauptaltar hin verschoben. Der Mittelaltar zeigt die barocken Figuren des Pfarrpatrons (Mitte), des heiligen Norbert von Xanten (li.) und des heiligen Hermann Josef von Steinfeld (re.), außerdem die heilige Anna aus dem 15. Jahrhundert (rechts auf einem Sockel) und eine Mutter Gottes mit Kind aus dem Barock. Der dreiteilige Orgelprospekt aus dem 18. Jahrhundert erhielt 1957/1958 eine neue Orgel, zu der allerdings im Organ Index kein Eintrag zu finden ist. Auch zu den Fenstern ist nichts zu finden, aber da sie nicht weiter gestaltet sind, wundert mich das auch nicht. Die 12 Kreuzwegstationen hängen in Form einer Gold-Emaille-Senkarbeit (1960) unter der Orgelempore; dort befindet sich auch ein Taufbecken mit einer Taube. Auf der Kanzel ist noch eine Figur des heiligen Michael.
Der Namenspatron ist also Johannes der Täufer. Ich hatte vor drei Jahren den Ort besucht habe, an dem Johannes der Täufer geköpft wurde [2]. „Und wie sie zuvor von ihrer Mutter angestiftet war, sprach sie [die Tochter der Herodias]: Gib mir hier auf einer Schale das Haupt Johannes des Täufers! Und der König wurde traurig; doch wegen des Eides und derer, die mit ihm zu Tisch lagen, befahl er, es ihr zu geben, und schickte hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten.“ [3] Am dritten Adventssonntag wurde mit der Kernaussage „Bereitet dem Herrn den Weg!“ eine Verbindung zu Johannes dem Täufer hergestellt, der als Wegbereiter Jesu gilt: „... als Hannas und Kaiphas Hohepriester waren, da geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste. Und er kam in die ganze Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden, wie geschrieben steht im Buch der Worte des Propheten Jesaja (Jesaja 40,3-5): „Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige eben!“ [4]
Norbert von Xanten [5] wurde zwischen 1080 und 1085 geboren und starb als Erzbischof in Magdeburg, das gerade durch das Attentat auf dem Weihnachtsmarkt in unseren Fokus gelangt ist. Der hl. Norbert war der Gründer des Prämonstratenserordens und unter Kaiser Lothar III. Reichserzkanzler für Italien. Die Prämonstratenser waren bis zur Aufhebung des Klosters (1802) in Steinfeld tätig. Steinfeld liegt etwa 7-8 km entfernt, so daß dies die Figur in der Kirche erklärt. Norbert von Xanten wandelte sich in seinem Leben zum Asketen und Wanderprediger, kehrte aber zu den oben genannten Aufgaben wieder in das klösterliche Leben zurück.
Hermann Joseph von Steinfeld wurde um 1150 in Köln geboren, gilt als Mystiker und gehörte dem Prämonstratenser Orden an [6]. Er starb 1241 im Kloster Hoven bei Zülpich (oder 1252 nach einer anderen Quelle). Da er dem Standbild der Gottesmutter in der Kirche St. Maria im Kapitol in Köln Äpfel als Geschenk gebracht haben soll, werden auch heute noch Äpfel auf den Sarkophag im Kloster Steinfeld gelegt. Seine Heiligsprechung wurde bereits 1626 beantragt, aber erst Papst Pius XII. hat Hermann Joseph im August 1958 heiliggesprochen; verehrt hat ihn das Volk in der Eifel aber schon bereits seit dem 13. Jahrhundert. Und so wundert es nicht, daß in der Kirche St. Johann Baptist auch der hl. Hermann Josef vertreten ist.
Die heilige Anna [7] wird lediglich in apokryphen Schriften erwähnt, nicht in den kanonischen Evangelien. Es geht um Zeugung, Geburt und Leben von Maria und da steht nicht viel in den kanonischen Evangelien, so daß es nicht wundert, daß sich im Altertum bereits viele Menschen für das Protoevangelium des Jakobus [8] interessiert haben. Eine Entstehung wird für nach 150 n. Chr., aber auch nicht viel später angenommen, da z.B. Clemens von Alexandrien (gest. 215) den Text kannte. Er ist schon früh übersetzt worden. Die Kanonisierung des Texte zu der heutigen Bibel zog sich sehr lange hin. Vielleicht aber wäre der katholischen Kirche ein Jahrhunderte währender Streit erspart geblieben, wenn das Protoevangelium des Jakobus es in die Bibel geschafft hätte. 1854 wurde das Dogma der unbefleckten Empfängnis (lateinisch immaculata conceptio) verkündet [9]. Dabei geht es nicht um die Jungfrauengeburt Mariens sondern um ihre Freiheit von der Erbsünde. Maria wurde auf natürliche Weise von ihren Eltern Anna und Joachim gezeugt, empfangen und geboren, aber blieb als einziger Mensch frei von der Erbsünde. Das Protoevangelium beschreibt wie Anna und Joachim unabhängig zu Gott beten und Gott ihre Gebete erhört. 10 Lämmer, 12 Kälber und 100 Böcke opfert Joachim. Zurück zu Anna. Im Wikipedia-Artikel [7] wird zitiert: „In der maltesischen Sprache heißt die Milchstraße It-Triq ta' Sant'Anna, wörtlich Die Straße der Heiligen Anna.“ Ich fand für Milchstraße auf Maltesisch aber triq il-Ħalib oder mod tal-ħalib. Im Wictionary (Englisch) gibt es aber den Eintrag: It-Triq ta' Sant'Anna [10].
Habe ich jetzt genügend Heilige erwähnt? Einer kommt noch -: die Figur auf der Kanzel, der heilige Michael. Dabei handelt es sich um den Erzengel Michael [11], der im esten Buch Henoch [12] als vierter von sieben Erzengeln genannt wird.
Das lassen wir jetzt sacken und beim nächsten schönen Wetter wandern wir zur Wildenburg und schauen uns die Kirche in aller Ruhe, sie bietet außen wie innen interessante Aus- und Einsichten.
Links und Anmerkungen:
[1] Wikipedia-Artikel zu St. Johann Baptist / Wildenburg https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Wildenburg_(Eifel)
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/11/machaerus-castle-where-herod-antipas.html Englischer Text zum Besuch der Burg Machaeus. Man nimmt jedenfalls an, daß die in der Bibel erwähnte Feier dort stattgefunden hatte. Viel ist nicht mehr übrig von der damaligen Pracht. Sic transit gloria mundi.
[3] https://www.bibleserver.com/LUT/Matth%C3%A4us14 Mt 14,1-12, zitiert Mt 14,8-10
[4] https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas3 Lk 3,2-4
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Norbert_von_Xanten
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Joseph_von_Steinfeld
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_(Heilige)
[8] Hier steht mehr zum Protoevangelium des Jakobus: https://de.wikipedia.org/wiki/Protoevangelium_des_Jakobus und hier kann man es nachlesen: Alfred Pfabigan: Die andere Bibel : mit Altem und Neuem Testament. Hrsg. und bearb. von Alfred Pfabian. Eichborn, Frankfurt am Main 1991. ISBN: 3-8218-4413-2. S. 3-16 (NT).
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Unbefleckte_Empf%C3%A4ngnis
[10] https://en.wiktionary.org/wiki/Triq_ta%27_Sant%27Anna
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Erzengel_Michael
[12] Das erste Buch Henoch ist eine eine apokryphe Schrift und wird auch äthiopisches Henochbuch genannt. https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84thiopisches_Henochbuch
.
No comments:
Post a Comment