Was ist dran an Metabolic-Balance?

Nachdem mich eine Patientin fragte, was ich von Metabolic-Balance halte, musste ich sagen, dass ich diese Diät nicht kenne. Ich habe dann recherchiert und mich dann entschlossen, doch etwas zu schreiben.

Metabolic-Balance macht es kompliziert und teuer, damit es über die Metabolic Balance GmbH & Co. KG vertrieben werden kann. Ein geheimes Computerprogramm stellt tausende (zehntausende?) individueller Diätprogramme zusammen, die von Metabolic-Balance-Coaches gekauft werden (80 Euro pro Monatsplan) und dem Endkunden verkauft werden: "Das Unternehmen empfiehlt, die Diät dem Endkunden nicht unter 360 € anzubieten.“

Zur Erstellung der Diät werden 36 Blutwerte und persönlichen Daten analysiert. Das klingt so wissenschaftlich, ist es aber ziemlich sicher nicht. Z.B. werden zwei Enzyme der Bauchspeicheldrüse getestet, die aber nur bei Entzündung der Bauchspeicheldrüse erhöht sind. nochmals überprüft. Metabolic-Balance argumentiert, dass die verschiedenen Werte innerhalb des Normbereichs unterschiedliche Aktivitätsniveaus der einzelner Organe aufzeigen könnten. Das allerdings ist eine unwissenschaftliche Privatmeinung.

Es werden drei Mahlzeiten am Tag im Abstand von mindestens fünf Stunden empfohlen - aha, so nimmt man natürlich ab. Nach 21 Uhr soll nichts mehr gegessen werden. Hier ist schon einmal eine Verhaltensänderung festzustellen - aber benötigt man dafür einen teuren Diätplan?

Es gibt noch weitere Regeln. Dazu später mehr.

Vier Phasen werden durchgeführt: ein Vorbereitungsphase mit Abführen, also einer Maßnahme, die einen schnellen Erfolg durch Stuhl- und Wasserverlust suggeriert, eine strenge Umstellungsphase, in der wahrscheinlich Eiweiß/Muskulatur abgebaut wird, und dann noch eine gelockerte Phase sowie eine Erhaltungsphase. Diese Phasen halte ich aus Marketinggründen für sinnvoll, nicht aus gesundheitlichen Gründen. Die ersten beiden Phasen führen zu einem Jojo-Effekt, wenn nicht weiter Diät gehalten wird. Sie führen zu einem initialen Erfolg, der dann den Probanden weiter bei der Stange hält. Also muss man weiter Diät machen. Und das kostet.

Kaffee und Tee soll man nur mit den drei Mahlzeiten zu sich nehmen. Damit wird der Anreiz auf Zwischenmahlzeiten abgemildert. Kein zweites Frühstück, kein Kaffee und Kuchen am Nachmittag. Ist so ein Tipp nun 360 Euro im Monat wert?

Jede Mahlzeit soll mit Eiweiß beginnen (low carb!) und dann nur eine Sorte Eiweiß enthalten, also entweder Fleisch oder Bohnen, nicht beides zusammen. Eiweiß wird bei der Verdauung in Aminosäuren aufgespalten, die nimmt man auf und diese werden dann zu neuen Eiweißen im Körper wieder zusammengesetzt. Dieser Empfehlung fehlt eine ernährungswissenschaftliche Grundlage.

Aus dem Hochrhein-Institut für Rehabilitationsforschung Bad Säckingen stammt eine Dissertation von C. Meffert. Es wurde allerdings nur beforscht, dass abgenommen wurde, und nicht, warum abgenommen wurde. C. Meffert: "Die Leute bezahlen dafür nicht wenig Geld, was schon mal die Motivation erhöht. Sie bekommen viel Beratung und einen individuell auf sie zugeschnittenen Ernährungsplan, nicht irgendein Diätprogramm von der Stange." Der Wikipedia-Artikel weist auf einen Artikel der Süddeutschen Zeitung hin, in dem eine wirtschaftliche Verflechtung des Hochrhein-Instituts für Rehabilitationsforschung Bad Säckingen mit der Metabolic Balance GmbH & Co. KG beschrieben wird. Das Institut entwickelte (Stand: 23. August 2011für die Metabolic Balance GmbH & Co. KG Qualitätssicherungsprogramm.

Die Verbraucherzentrale Bayern warnte bereits 2007 vor Metabolic-Balance aufgrund von Intransparenz des Programms und des hohen Preises.

Meine Erkenntnisse basieren auf dem Wikipedia-Artikel und den zitierten Quellen. In der Zusammenschau rate ich von Metabolic-Balance dringend ab!

Link zu Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Metabolic-Balance.html/