Harry Seidler [1] hat in seinem Buch ein ganzseitiges Bild mit etwas Wasser gewählt, das dann aber die klaren Linien zeigt wie aber auch die Schwingungen der Dachkonstruktionen. Er schreibt: „Eine Atmosphäre von unnahbarer Vollkommenheit umgibt das Heiligtum.“
In der Zeit des Internets kann man sich viele Bilder ansehen, Kinkaku-ji zu den verschiedenen Jahreszeiten, in Sonne oder Regen, im Schnee oder als Selfie [2]. Ich habe drei Bilder ausgewählt, so wie ich Kinkaku-ji 2013 gesehen habe. Darüber hinaus habe ich ein Dia von 1975 gefunden, da ich eingescannt habe und einmal bearbeitet und unbearbeitet zeige. Ich habe mein altes Reisetagebuch hervor gekramt, aber ich fand keinen Hinweis darauf, wie ich es damals erlebt habe.
Kinkaku-ji (金閣寺) bedeutet „Goldener-Pavillon-Tempel“, aber eigentlich heißt dieser buddhistische Tempel Rokuon-ji (鹿苑寺) und das bedeutet „Rehgarten-Tempel“ [3]. Der Wikipedia-Artikel ist sehr detailliert, was vielleicht auch dem Interesse geschuldet ist. Einige Daten zum Tempel will ich aber doch hervorheben: Errichtung 1397, Zerstörung durch Brandstiftung [4] 1950 und Wiederaufbau 1955, UNESCO-Weltkulturerbe seit 1994. Der Tempel gehört zur Rinzai-Richtung, also zum Zen-Buddhismus.
Die Architektur vereinigt mehrere japanische Stile, die mir leider nicht sagen, auch die chinesischen Elemente könnte ich nicht heraussehen. Hierzu hat aber auch der Wikipedia-Artikel ausreichend Material für den interessierten Leser. Oberhalb des Daches sitzt Fenghuang (鳳凰) [5], ein glücksbringender Vogel der chinesischen Mythologie, der auch bisweilen mit Phönix [6] übersetzt wird. Das erste Zeichen feng (鳳) bezeichnet den männlichen und das zweite Zeichen huang (凰) den weiblichen Vogel.
Links und Anmerkungen:
[1] Auftakt und Buchbesprechung hier: https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/the-grand-tour-buchbesprechung-und.html
Harry Seidler: The Grand Tour - Reise um die Welt mit dem Blick des Architekten. Taschen GmbH, Köln 2004. ISBN: 3-8228-3871-6
[2] Selfie am Kinkakuji Tempel (2019) https://germanbackpacker.com/wp-content/uploads/2019/12/Goldener-Tempel-Kyoto.jpg
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Kinkaku-ji
[4] Bei Brand mußte ich an den Brand der Kathedrale Notre Dame in Paris denken. Der Aufbau aber schreitet voran: https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/notre-dame-paris-kirche-aufbau-100.html
[5] Mehr dazu unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Fenghuang
[6] Wolfram Eberhard: Lexikon Chinesischer Symbole. Die Bildsprache der Chinesen. Geheime Sinnbilder in Kunst und Literatur, Leben und Denken der Chinesen. Diederichs, Köln 1983. ISBN 3-424-00750-1. S. 227–229. Eberhard listet Fenghuang unter Phönix, beginnt den Artikel so: „Der chinesische feng-huang hat nichts mit dem europäischen Phönix zu tun, […].“ Ich zitiere gerne aus diesem Buch, schon weil eine Freundin (Hwei-Lee Chang) die Zeichen für das Buch geschrieben hat. Damals war es in Deutschland am einfachsten, chinesische Zeichen per Hand (Pinsel) schreiben zu lassen.
.
No comments:
Post a Comment