Wednesday, July 20, 2022

The Grand Tour – Bauhaus, Deutschland


Harry Seidler [1] zeigt in seinem Buch zwei Seiten mit Architektur, die dem Bauhaus bzw. diesem Geist zugeordnet werden kann: Gebäude von Walter Gropius, Le Corbusier und Mies van der Rohe. Zu dem Bild von Dessau schreibt Seidler: „Die Institution, die hier untergebracht war, stand für einen ganz neuen Ansatz in Architektur, Industriedesign und Kunst. Zugleich ist das Gebäude ein berühmtes Beispiel für eine Architektur, die unterschiedlicher Bestimmungen sichtbar macht. So ist der Flügel mit den Werkstätten vollständig verglast, um möglichst viel Tageslicht einzulassen.“


Ich bin bislang nie in Dessau gewesen, so daß ich von dort keine eigenen Bilder habe; allerdings könnte ich die mir von meinem Bruder holen, der selbst im Bauhaus-Stil arbeitet, z.B. Möbel oder Teppiche [2], und deshalb auch Dessau besucht hat. Aber ich habe Bilder von Köln-Buchforst, wo ich ausgewachsen bin. Ich habe meine alten Bilder oder die meines Vaters leider nicht gefunden, aber dann nochmals fotografiert.


Die Weiße Stadt und der Blaue Hof, beides Teile von Köln-Buchforst, wurden von den Architekten Wilhelm Riphahn und Caspar Maria Grod entworfen. Die katholische Pfarrkirche St. Petrus Canisius wurde dabei als Mittelpunkt der Siedlung Weiße Stadt geplant und ist eine der wenigen im Bauhausstil errichteten Kirchen in Köln [3]. Genau gegenüber der Kirche haben wir in meiner Kindheit gewohnt [4]. Die Kirche wurde 1931 geweiht, also noch vor der Machtübernahme durch die Nazis.


Den Nazis hatten den Plan, das Bauhaus zu Fall zu bringen. Mies van der Rohe das Bauhaus als privates Lehrinstitut in Berlin-Steglitz, wo meine Eltern her stammen, im Bestand zu sichern. Das ging nur von 18.10.1932 bis zum Eindringen der SA am 11.04.1933, so daß das Bauhaus anstatt der „freiwilligen Gleichschaltung“ zuzustimmen sich am 20.07.1933 (also vor genau 89 Jahren) aufzulösen [5].


Die Weiße Stadt ist weiterhin weiß angestrichen. St. Petrus Canisius besteht ebenso. Und die Aufschriften wie Apotheke und Metzgerei bestehen auch noch, die Betreiber haben gewechselt. Entfernt wurde der Schriftzug Meierei, da es schon früh in meiner Kindheit kaum mehr solch ein Geschäft gab [6].
 
Nach dem Entwurf von Marcel Breuer


Links und Anmerkungen:
[1] Auftakt und Buchbesprechung hier: https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/the-grand-tour-buchbesprechung-und.html
Harry Seidler: The Grand Tour - Reise um die Welt mit dem Blick des Architekten. Taschen GmbH, Köln 2004. ISBN: 3-8228-3871-6
[2] https://www.markanto.de/homage-to-the-bauhaus-teppich.html oder https://www.markanto.de/homage-to-the-meister-teppich.html
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Petrus_Canisius_(K%C3%B6ln)
[4] Meine Eltern haben ungefähr 65 Jahre in Buchforst gelebt.
[5] Diether Schmidt: bauhaus. weimar 1919 bis 1925 / dessau 1925 bis 1932 / berlin 1932 bis 1933. VEB Verlag der Kunst, Dresden 1966.
[6] https://rheumatologe.blogspot.com/2017/03/der-niedergang-der-fischgeschafte.html – Der Niedergang der Meierei-Geschäfte wird allerdings angesprochen.


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