Ich muss gestehen, daß mir „Kunst im Fluß 2023“ bei meinen Besuchen in Gemünd nicht aufgefallen war. Das ist ungewöhnlich, da ich doch über „KIF 2022 in Gemünd“ geschrieben hatte [1]. Auch in diesem Jahr sind an den Uferbefestigungen im Bereich des Zusammenflusses von Urft und Olef in Gemünd Collagen angebracht worden. Und für „Kunst im Fluss 2023“ ist auch wieder der Künstler Jürgen A. Roder verantwortlich. Der korrekte Titel der Ausstellung ist: „DE:CONSTRUCTION / RE:CONSTRUCTION“.
Jürgen A. Roder schreibt: „Von dort bis zur poststrukturalistischen DEKONSTRUKTION eines Jaques Derrida und zum Titel zur Ausstellung war es nicht weit, zumal ich während meines Architekturstudium in den 70er Jahren ein Freund der sogenannten DEKONSTRUKTIVISTEN unter den Architekten war, die außerhalb rationalistischer Bauhaus-Strenge oder postmodernem Historizismus ihren entrückten und verspielten Ideen nachgingen.“ [2] Da wurde ich hellhörig, da ich mich kürzlich mit dem Dekonstruktivismus auseinandergesetzt hatte, einerseits nachdem ich Edificio Néstor Kirchner (Néstor-Kirchner-Gebäude) [3] neben der Ciudad Mitad del Mundo in San Antonio de Pichincha gesehen hatte, andererseits auch wegen des Einflusses von Jacques Derrida [4] z.B. auf Emmanuel Levinas [5] oder Friederike Mayröcker.
Das Gebäude hatte ich fälschlicherweise dem Dekonstruktivismus [8] zugeordnet. Das Edificio Néstor Kirchner war als Hauptsitz der Union Südamerikanischer Nationen (Unión de Naciones Suramericanas, UNASUR) geplant worden, steht aber leer. Der Stil wird der Postmoderne zugerechnet und wurde vom Architekten Diego Guayasamín entworfen, über dessen Onkel Oswaldo Guayasamín ich später berichten möchte, da ich eine Ausstellung auf dem Gelände der Ciudad Mitad del Mundo besucht hatte. Edificio Néstor Kirchner besteht aus mehreren kubischen Elementen, die teilweise bis zu 55 m freitragend sind. Néstor Kirchner [6] war argentinischer Präsident und erster Generalsekretär der Union Südamerikanischer Nationen. Seine Frau Cristina Fernández de Kirchner wurde später Präsidentin von Argentinien und über ihre geschmackliche Verirrung, den Präsidenten-Palast in Pink anstrahlen zu lassen, hatte ich früher einmal berichtet [7]. Nun aber genug Abschweifungen. Zurück nach Gemünd.
Besonders angesprochen haben mich zwei Collagen von Maria Gilges, nämlich „Sonntagsstaat“ und „Feine Gesellschaft“. Aber es gibt noch mehr zu entdecken, allerdings nur noch bis zum 15. Oktober 2023. Hurtig, hurtig – spurten Sie nach Gemünd!
Ich hoffe, daß es im nächsten Jahr wieder so ein Projekt geben wird, denn der Ort benötigt jetzt ganz besonders solche KunstAktionen im Rahmen des Wiederaufbaus nach der Flut.
Links und Anmerkungen:
[1] KIF 2022 in Gemünd - https://rheumatologe.blogspot.com/2022/07/kif-2022-in-gemund.html
[2] https://kif.jaroder.de/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Edificio_N%C3%A9stor_Kirchner
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_Derrida
[5] Ich erwähnte Emmanuel Levinas kürzlich hier:
https://rheumatologe.blogspot.com/2023/08/altargesteck-am-28082023-12-sonntag.html
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%A9stor_Kirchner
[7] https://rheumatologe.blogspot.com/2015/11/buenos-aires-at-night.html
[8] Der Dekonstruktivismus erhebt in der architektur den Anspruch einer Ablösung der Postmoderne – insofern lag ich nicht völlig danaben. Interessanterweise besteht heute „keine wirkliche Verbindung zwischen der Dekonstruktion in der Philosophie und Literaturwissenschaft und dem Dekonstruktivismus in der Architektur“. https://de.wikipedia.org/wiki/Dekonstruktivismus_(Architektur)
.
No comments:
Post a Comment