Wednesday, May 17, 2023

Mögliche Risiken bei Erythritol / Erythrid, einem Zuckeralkohol

Ich hatte mich vor einigen Jahren bereits mit Zucker und Süßstoffen beschäftigt [1], jetzt aber schreckte mich ein Artikel von Prof. Stephan Martin in BDI aktuell [2] auf.  

Erythrid hatte ich nur einmal auf dem Radar und zwar als meine Mutter Xylit kaufen wollte, um die Verdauung zu fördern, und man ihr im Supermarkt Erythrid verkaufte. Sorbit und Xylit wirken in höheren Dosen laxierend (abführend), aber Erythrid nicht. Und deshalb wird es für Menschen mit häufigerem Durchfall als Zuckeraustauschstoff interessant. Erythrid wird als geradezu Gesundheit fördernd betrachtet – bislang. Erythrid wird fast vollständig über der Darm resorbiert und über die Niere ausgeschieden. Und in dieser Passage durch den Körper könnten Risiken begründet sein.

Stephan Martin zitiert zwei Studien [3], wobei die letztere Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko beobachtete und erhöhte Spiegel von Erythrid bei denen mit schweren kardiovaskulären Ereignissen (MACE – major adverse cardiovascular event – das sind Tod, nicht-tödlicher Herzinfarkt, Schlaganfall) fand. Erythrid erhöht die Thrombozytenreaktivität und führt damit zu einer verstärkten Thrombosebildung. Eine in-vivo-Studie an gesunden Probanden zeigte einen deutlichen Anstieg der Plasmakonzentration bei Einnahme von Erythrid, die oberhalb des Schwellenwertes lag, der zu einer erhöhten Throbozytenreaktivität geführt hatte.

Studien, die diese wichtigen Aspekte weiter hinterfragen würden, sind bislang nicht gestartet worden. Ernährungswissenschaftler warten aber noch auf solche Studien, bevor sie vor Erythrid warnen wollen. Nur, wer sollte sie durchführen. Die Süßstoffindustrie hat sicherlich kein Interesse. Prof. Martin weist darauf hin, daß man bei solchen kardiovaskulären Sicherheitssignalen eines Medikaments längst Rote-Hand-Briefe [4] verschickt hätte.  

Prof. Stephan Martin appelliert an die klinisch tätigen Ärztinnen und Ärzte, tätig zum Wohle der Betroffenen zu werden. Ich rate jedem, auf Zucker und Süßstoffe wie Erythrid überhaupt zu verzichten [5]. Viel besser für die Gesundheit wäre es, den Geschmack umzutrainieren. Anläßlich der zitierten Studien würde ich es sofort angehen. Viel Erfolg!



Links und Anmerkungen:
[1] Süß, süßer, SüßStuss https://rheumatologe.blogspot.com/2017/06/su-suer-sustuss.html  
Auszüge:
Zusammenfassend heißt das bis hierhin:
·         Verzichten Sie auf Zucker
·         Verzichten Sie auf gefärbten Zucker (raffinierter Zucker mit etwas Melasse)
·         Verzichten Sie auf Kokos- und Palmzucker (ist auch im wesentlichen Saccharose)
·         Verzichten Sie auf Honig
·         Verzichten Sie auf Dicksäfte / Sirups
·         Verzichten Sie auf HFCS gesüßte Speisen
·         Essen Sie Obst, aber eben auch nicht zu viel davon
Und das Fazit nach dem Teil über Süßstoffe:
Es kann nicht darum gehen, Alternativen für Zucker zu suchen, die sich dann auch als problematisch herausstellen. Dicksäfte oder Süßstoffe verändern nichts. Sie erhalten die Sucht nach Süßem. Viel besser für die Gesundheit wäre es, den Geschmack umzutrainieren. Lassen Sie aber Zeit dabei. Viel Erfolg!
[2] Stephan Martin: Herzrisiken durch Süßstoff Erythrid? Vorsicht ist ratsam. BDI aktuell, Mai 2023, S. 14.
Prof. Dr. med. Stephan Martin ist ein anerkannter Diabetologe und Chefarzt für Diabetologie und Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums des Verbundes der Katholischen Kliniken Düsseldorf (VKKD).
[3] Katie C. Hootman, Jean-Pierre Trezzi, Lisa Kraemer, +6 , and Patricia A. Cassano: Erythritol is a pentose-phosphate pathway metabolite and associated with adiposity gain in young adults. Proc Natl Acad Sci USA, May 8, 2017, 114 (21) E4233-E4240.  https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.1620079114
Und:
Witkowski M, Nemet I, Alamri H, Wilcox J, Gupta N, Nimer N, Haghikia A, Li XS, Wu Y, Saha PP, Demuth I, König M, Steinhagen-Thiessen E, Cajka T, Fiehn O, Landmesser U, Tang WHW, Hazen SL. The artificial sweetener erythritol and cardiovascular event risk. Nat Med. 2023 Mar;29(3):710-718. doi: 10.1038/s41591-023-02223-9. Epub 2023 Feb 27. PMID: 36849732.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36849732/
[4] Der Rote-Hand-Brief ist ein Informationsschreibens, mit dem pharmazeutische Unternehmen  über neu erkannte Arzneimittelrisiken informieren.
[5] Das ist auch die Einstellung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Machen-Suessstoffe-dick-224878.html



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