K. lebt in der Stadt des Schweigens. Wenn er morgens sein Zimmer verläßt, um zu seinem ArbeitsPlatz zu gelangen, kommt er an einer Schule vorbei. In dieser Schule wird selbstVerständlich Schweigen geLehrt. Auch wenn man aus der Not der Dinge Rechtschreibung, Rechnen und ähnliche Fächer vermitteln muss, bleibt das wichtigste Fach Schweigen. K. sieht die Reihen der Schüler, wie sie mit geSchlossenen Augen daSitzen. Der Lehrer sitzt ebenfalls mit geSchlossenen Lidern hinter seinem Pult. Und alle Schweigen. Er geht weiter und fährt mit StraßenBahn und U-Bahn. Und alle, die dort drin sitzen, haben die Lider geschlossen und schweigen. Niemand blickt den anderen an, niemand sagt etwas. Auch gibt es keine DurchSage für die HalteStellen. Das ist nicht notwendig, denn die Menschen steigen automatisch an der richtigen HalteStelle aus, schweigend. K. geht noch ein Stück zu Fuß, vorbei an den anderen Schweigenden. Er beTritt seine ArbeitsStelle, ein riesiges HochHaus, dessen Höhe er nur ahnen kann, denn nie blickte er nach oben. Er muß AufZug fahren. In einem AufZug blickt auch in anderen Städten niemand den anderen an. Aber in diesen AufZügen stehen alle mit geSchlossenen Lidern. Und auch K. schließt die Lider, als sich die AuszugsTür schließt, und schweigt zusammen mit den andern. Jeder weiß, wo er ausSteigen muß. K. geht an seinen ArbeitsPlatz. An seinem PC arbeitet er schweigend. Die E-Mails, die er empfängt, sind ohne AnRede und ohne GrußFormel. Kein LG oder MFG. Auch K. schreibt seine E-Mails ohne AnRede und ohne Gruß. So viel Schweigen wie möglich! Wenn man durch die Reihen der ArbeitsTische zum KaffeeAutomaten geht, dann geht man, ohne die Augen zu öffnen. Wenn man jemanden hört, weicht man aus. Alle schweigen; kein Lächeln, kein Blick zum anderen. In der Cafeteria wird schweigsam gegessen. Man bemüht sich, keine Geräusche beim Essen zu machen, weder beim ZerTeilen der Nahrung noch beim Kauen. Einen Rülpser hörte man noch nie in dieser Stadt. Nach FeierAbend geht K. wieder über die Straße. Da sieht er jemanden, der geSprochen hatte, nun aber schweigt und zu Boden blickt. Er wird von Schweigenden abGeführt. K. senkt sofort den Blick, schließt die LIder und schweigt noch intensiver. K. kommt zu Hause an. Dort schweigt er alleine. Allein schweigt es sich am besten. Und so verGeht Tag um Tag im Schweigen. Nie hatte sich das Schweigen verändert. K. erTappt sich dabei, Nuancen des Schweigens entDecken zu wollen, aber das ist ein aussichtsLoses UnterFangen und verWirrt nur die Gedanken. Sitzen und schweigen. Schweigen.
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