Wednesday, June 4, 2025

Die Krotzenkapelle in Brück (Eifel)

 


Zunächst dachte ich nach meinem letzten Besuch in Dreis-Brück, ich hätte die Kapelle nicht besucht, aber ich hatte sie doch vor 5 Jahren etwa besucht und fand sie jetzt doch so interessant, daß ich darüber berichten will.

Die Kapelle wird Krotzenkapelle genannt. Krotzen ist eine lokale Bezeichnung für Lavaschlacken [1], die wegen ihrer Porosität (Entstehung aus flüssigem und mit vielen Gasen angereichertem Magma) leicht zu bearbeiten sind und zum Hausbau wie zum Bau der Kapelle verwendet wurden.

Der Bau der Kapelle geht auf die Rückkehr von Hubert Bernardy aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Mein Vater war auch in russischer Kriegsgefangenschaft, allerdings nicht über acht Jahre wie Hubert Bernardy, sondern nur etwa drei Tage, da er durch eine Gegend in Schlesien kam, aus der meine Großmutter stammte und er diese von den Ferien her kannte. Er konnte aus dem Tross fliehen, andere kamen durch ihre Heimatdörfer und kehrten nicht zurück. Also wenn auch Hubert Bernardy nicht so viel Glück wie mein Vater hatte, so war dennoch die Rückkehr ein unvorstellbar freudiges Ereignis, daß man beschloß, diese Kapelle zu bauen. Sie wurde 1957 fertiggestellt. Das aber kann man ausführlich nachlesen [2]. In der Kapelle befindet sich eine menschengroße Fatima-Marienstatue. 




Mich hat besonders der Blick nach oben fasziniert, allerdings ist es keine offener Blick in der Himmel, aber die Illusion besteht. Ich kenne dies als offenen Blick z.B. von der Bruder-Klaus-Feldkapelle oberhalb der Ortschaft Mechernich-Wachendorf [3], die ich schon mehrfach erwähnt habe auf diesem Blog [4]. Die Bruder-Klaus-Kapelle sieht von außen kompakt aus und man sieht gar nicht, daß sie kein Dach besitzt. Man blickt von Innen in den Himmel.





Ein ähnliches Phänomen bemerkte ich bei den Nuraghen. Nuraghen nennt man die prähistorischen Turmbauten auf Sardinien [5]. Sie sind bis über 4000 Jahre alt und man schätzt, daß sich bis etwa 10.000 dieser Bauten auf Sardinien befunden haben. Ihre Funktion ist unklar, man diskutierte Kultstätten oder Grabanlagen, geht aber heute eher von Wohn- und Befestigungskomplex. 





Vielleicht denkt man auch an die Anlagen in Mesopotamien, die Zikkurat und damit auch an den Turmbau von Babel. „... fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten daselbst. Und sie sprachen untereinander: … Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen ...“ [6]. Ich meine, daß ich gerade mein Konto der Abschweifungen gnadenlos überziehe. Ich wünsche Besuchern der Kapelle ähnlich viele und vielleicht auch ganz andere Assoziationen.
 
 



Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Krotzen_(Geologie) 
[2] https://dreis-brueck.de/project/die-krotzenkapelle/  
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Bruder-Klaus-Feldkapelle 
[4] Eine Auswahl:
https://rheumatologe.blogspot.com/2023/05/altargesteck-am-23052023-kafka-in-der.html  
https://rheumatologe.blogspot.com/2024/01/das-winzhaus-ruckzugsorte.html  
https://rheumatologe.blogspot.com/2012/12/auferstehungskirche-koln-buchforst.html 
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Nuraghe 
[6] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/GEN.11 1. Mose 11,1-9
 
.

No comments:

Post a Comment