Sunday, June 8, 2025

Altargesteck für Pfingstsonntag 07./08.06.2025

  


Pfingsten kann man als das Fest der christlichen Kirche auffassen, aber noch besser kann man es als das Fest des Heiligen Geistes auffassen. „Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.“ [1] Die Jünger überkam damals die Kraft des Heiligen Geistes, der sich wie Flammen auf sie senkte. Im Wochenspruch hören wir: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth.“ [2] Da wird bereits alttestamentarisch auf das Pfingstwunder, das Ausgießen des Heiligen Geistes, hingewiesen. Und dann sprachen die Jünger in Zungen und nein, darin sehe ich nicht das Zungenreden, sondern das Reden in Sprachen. Der Heilige Geist hebt sozusagen die babylonische Sprachverwirrung auf, damit die frohe Botschaft, nichts anderes bedeutet Evangelium, verbreitet werden kann. 

Darf ich das um eine Nuance zurücknehmen? Ich hatte bereits von der Installation um die Orgel der Christuskirche berichtet [3]. Da die Einweihung in diesem Gottesdienst durchgeführt wurde, las die Gemeinde im Kanon, jeder wie er wollte, aber in wechselnder Intensität aus der Fülle der Einsendungen für diese Installation, also z.B.: Rücksichtnahme, Liebe, Kommunikationsfähigkeit, Menschenfreundlichkeit, Barmherzigkeit, Empathie, Bescheidenheit, Solidarität, Gerechtigkeit, Würde, Respekt, Vertrauen, Großzügigkeit, Humor, Rettungsring, Menschenwürde, Scham, Scheu, Zuverlässigkeit, Achtsamkeit, Nächstenliebe, Fürsorge, Toleranz, Resilienz, Augenhöhe u.w.m. – da war ebenso ein Brausen und erfüllte das ganze Haus.

Im Evangelium geht es um „Die Verheißung des Heiligen Geistes“, denn Jesus Christus will uns nicht als Waisen zurücklassen, sondern er gibt einen Tröster, den Geist der Wahrheit. Diese Textstelle endet mit: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ [4] 

Der Gottesdienst in der Versöhnungskirche war etwas bescheidener, aber er war besser besucht als gedacht. Das mag vielleicht daran gelegen haben, daß sich vorher bereits zum Singen getroffen wurde. Da wir einen Chor mit dem Namen Singaholics haben, taufte ich diese Gruppe kurzerhand Singalongics. Es war nett, denn sie bereicherten den Gottesdienst mit ihrem Gesang. Während sich der Gottesdienst der Idee des Wiederfindens der Sprache stellte, befaßte sich der Gottesdienst in der Versöhnungskirche mit dem Problem des Verstummens. Und mit dem Schweigen hatte ich mich am Tag zuvor in einer kafkaesken Parabel beschäftigt [5].


Die liturgische Farbe Rot ist für Pfingsten sowie für besondere Feste, die mit dem Wirken des Heiligen Geistes oder der Kirche an sich zu tun haben, gedacht. Nach römisch-katholischer Sicht tragen auch Karfreitag und Palmsonntag die Farbe Rot (und die Feste der Märtyrer), nach evangelisch-lutherischer Sicht ist Rot nur noch für das Reformationsfest [6] vorgesehen. Und die Altargestecke waren gar nicht so schlecht, man war bemüht, aber blaßlila hatte mir nicht so zugesagt.

 


Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:

[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/pfingstsonntag/  
[2] Sach 4,6b
[3] Die Orgel in der Christuskirche und eine Installation von Reinhard Doubrawa 
https://rheumatologe.blogspot.com/2025/06/die-orgel-in-der-christuskirche-und.html 
[4] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JHN.14 Joh 14,15–19(20–23a)23b–27
[5] K. und die Stadt des Schweigens 
https://rheumatologe.blogspot.com/2025/06/k-und-die-stadt-des-schweigens.html 
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Liturgische_Farben   

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