Heute ist Nikolaustag und da dachte ich, schau einmal nach, ob du nicht noch eine Kirche in der Pipeline hast, die St. Nikolaus geweiht ist. Hatte ich! Und hier ist sie -: die römisch-katholische Kirche St. Nikolaus im Ort Hausen. Der Ort Hausen ist wahrscheinlich nicht bekannt, er gehört zur Stadt Heimbach. Und dafür, daß es ein sehr kleiner Ort (280 Einwohner) ist, steht doch relativ viel im Internet über ihn. So lese ich da: „Hausen schmiegt sich an den Nordhang des Sonnenberges und gruppiert sich um die Burg und die Kirche“ [1]. Die Landwirtschaft in Hausen besteht nur noch aus zwei Betrieben, aber der Ort hat sich touristisch entwickelt, nicht zuletzt über den Denkmalschutz. Dabei gab es auch Schwierigkeiten, denn Hausen liegt am Übergang von Schiefer- zu Buntsandsteinfelsen, die zusammen mit Felsen in Nideggen beliebte Kletterfelsen waren, bis sie unter Naturschutz gestellt wurden [2]. Ich erinnere mich noch, daß damals in Nideggen verschiedene Geschäfte schließen mußten, da der Kletter-Tourismus ausblieb; gerade aus den Niederlanden kamen viele Gäste wegen der Klettermöglichkeiten.
Man vermutet, daß der Ort im Rahmen der fränkischen Landnahme im 6. und 7. Jahrhundert entstanden ist. Die Quellenlage zum Namen ist nicht eindeutig, es werden genannt: Erwähnung als Husen im Jahr 1348 oder Rückführung auf einen Wihelmus von Hausen im Jahr 1248 [3]. Hausen kennt man gewöhnlich als zweiten Bestandteil eines Ortsnamens und der bedeutet dann „mit Häusern bebaut“. Die Herren von Husen [4] waren ein fränkisches Adelsgeschlecht, das für das 12. Jahrhundert belegt ist, aber das sehr viel weiter südöstlich sein Einflußgebiet hatte. „Die von Hausen sind ein erloschenes hessisches Adelsgeschlecht, vermutlich mit Sitz auf der Burg im Hayn, südlich von Obertshausen in Hessen“ [5], also da scheinen wir auch nicht weiter zu kommen. Ach, dann kommen wir doch endlich zu der Kirche St. Nikolaus [6].
Es gab bereits 1550 eine Kapelle, die dem hl. Nikolaus geweiht war. Über die ist aber nichts weiter im Internet zu finden. Die Pfarrgemeinde St. Nikolaus Hausen wurde im Jahr 1804 von der Pfarre Vlatten unabhängig, wobei das Gesuch dazu bereits 1730 gestellt worden war. Das Sprichwort „Gottes Mühlen mahlen langsam“ ist fehl am Platz, denn es waren die Mühlen der Kirchenpolitik, die da ausgesprochen langsam mahlten. Die Saalkirche wurde 1834 aus Bruchsteinen mit aufgesetztem Turm gemauert. 1911 wurde die Kirche nach Westen als 3-jochige Saalkirche mit eingestelltem Ostturm erweitert. Der Eingang liegt im Osten. In der Kirche kann man „lebensgroß farbig gefasste Holzskulpturen des St. Nikolaus der St. Cecilia“ finden und „der geraden Chorabschluß mit Ausmalungen in nazarenischen Stil“ bewundern. Und Glasmalerei? Nein, leider nicht. Aber die Ausmalungen haben mir gefallen und auch die Statue des hl. Nikolaus mit dem Auge Gottes im Dreieck des Altars. Ich fragte mich, warum mir gerade diese Holzplastik so gefällt. Wahrscheinlich weil sie mich an Darstellungen der acht daoistischen Unsterblichen erinnert [14].
„Der Namenspatron ist Nikolaus von Myra, und der ist einer der bekanntesten Heiligen, Kindern und auch Erwachsenen ist er jedes Jahr am 6. Dezember – also heute – willkommen, denn er soll dann Süßigkeiten bringen. Nikolaus war Bischof von Myra in der kleinasiatischen Region Lykien. Erstaunlich unscharf aber sind seine Lebensdaten …“ soweit der leicht abgewandelte Text zu St. Nikolaus in Daun [7]. Zu den Wundern zählt das Quellenwunder: am Kopfende des Sarkophags entsprang eine Quelle mit Salböl und am Fußende eine mit Wasser, aber wahrscheinlich sind die Quellen versiegt, sonst könnten wir sie auf TikTok oder Twitter („X“) bewundern. Die Perikopenordnung der evangelischen Kirche kennt den 6. Dezember nicht als Feiertag, aber wir sind schließlich in einer römisch-katholischen Kirche. Da gab es als verbindliche Perikope das Gleichnis von den anvertrauten Talenten [8]. Da gibt einer Silber und läßt andere damit arbeiten und verschiedene der Empfänger arbeiten damit und bekommen dies reichlich belohnt. Einer aber vergräbt das Silber und buddelt es wieder aus, ohne damit gearbeitet zu haben. „Nehmt ihm also das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben werden und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.“ [9] Auf dieses Gleichnis soll die Befragung der Kinder durch den Nikolaus, ob sie denn auch brav und fromm gewesen seien, beziehen. Das Befüllen von Schuhen bzw. Stiefeln, Kinder sind ja nicht dumm, geht auf eine Legende mit drei Jungfrauen zurück, die vom hl. Nikolaus beschenkt worden waren. Die Legende würde man heute anders formulieren, da ist von „der Schande preiszugeben“ die Rede, was man meint ist Prostitution … doch lesen Sie selbst [10]. Also mehr zum Nikolaus, vielleicht auch warum der Mantel doch schon immer rot war und nicht erst seit Coca-Cola, bestimmt im nächsten Jahr.
Kommen wir noch zur hl. Cäcilia, die ich oben bereits erwähnte [11]. Cäcilia ist historisch nicht nachweisbar, aber das ist sicherlich häufig bei Märtyrern der Fall. Auch über die zeitliche Zuordnung herrscht Ungewißheit – zwischen den Jahren 177 und 362. Die Legende hat es in sich und es lohnt sich, diese wenigstens auf Wikipedia zu lesen. Stoff für eine Oper mit vielen Toten und gerade der Tod der hl. Cäcilia paßt dazu. Zunächst sollte sie erstickt werden, aber das klappte nicht und dann hat der Henker dreimal versucht, sie zu enthaupten, aber das klappte auch nicht. Sie lebte noch drei Tage, das hatte sie von Gott erbeten, um noch den Rest ihres Vermögens unter den Armen verteilen zu können. Sie wurde von Urban zwischen den Bischöfen beerdigt und einige Jahrhunderte später (ca. 821 oder 822) wurden ihre Reliquien mit den Reliquien weiterer Märtyrer in die ihr geweihte Kirche Santa Cecilia in Trastevere (Rom) überführt. Und was sie nun in Hausen macht, das liegt im Dunkeln. Nach Wikipedia gilt sie als Schutzpatronin der Kirchenmusik und deshalb zählt die Orgel zu ihren Attributen, aber ich kann mich an keine besondere Orgel erinnern. Selbstverständlich hat die Kirche eine Orgel aus dem Jahr 1979 mit zwei Manualen und Pedal sowie 10 Registern [12]. Wieviele Pfeifen das sind, weiß ich Pfeife nicht zu flöten. Es handelt sich sicherlich um eine solide Orgel, aber nicht um eine, die als Magnet für Orgel-Enthusiasten dienen könnte.
Wie textete Donald Duck: „Mit oder ohne Heilquelle – Bad bleibt Bad“ [13], also mit oder ohne besondere Glasmalerei oder alter Orgel, Kirche bleibt Kirche und St. Nikolaus in Hausen sollte man besuchen.
Links und Anmerkungen:
[1] https://www.heimbach-eifel.de/unsere-stadt/ortsteile/hausen.php
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Hausen_(Heimbach)
[3] Wenn bei wenig Daten zwei Jahreszahlen so ähnlich sind wie 1348 und 1248, werde ich skeptisch.
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Husen_(fr%C3%A4nkisches_Adelsgeschlecht)
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Hausen_(hessisches_Adelsgeschlecht)
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Nikolaus_(Hausen_bei_Heimbach)
[7] St. Nikolaus in Daun https://rheumatologe.blogspot.com/2024/11/st-nikolaus-in-daun.html Das Buch von Roman Mensing (Nikolaus von Myra. Patmos Verlag, Ostfildern 2007. ISBN: 978-3491704121) liegt immer noch in Köln, aber ich habe ja jetzt ein Jahr Zeit.
[8] https://www.bibleserver.com/EU/Matth%C3%A4us25 Mt 25,14–30 Einheitsübersetzung von 2016
[9] Normlerweise zitiere ich lieber aus einer Lutherübersetzung, aber da hat man die Talente durch Zentner ersetzt. Ein zentnerschwerer Fehler nach meinem Geschmack.
[10] https://nikolaus-von-myra.de/de/legenden/legendenausdemgriechischen/jungfrauenwunder.html
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/C%C3%A4cilia_von_Rom
[12] https://organindex.de/index.php?title=Heimbach_(Eifel)/Hausen,_St._Nikolaus
[13] https://313frankfurt.home.blog/wp-content/uploads/2020/06/grafik-33.png bzw. https://313frankfurt.home.blog/zehnter-stammtisch/
[14] Die Acht Unsterblichen / Baxian (八仙) und da vielleicht Zhang Guolao (張果老).
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