K. findet sich in einer
AmtsStube des ausgehenden 19. Jahrhunderts wieder. Er soll einen
Brief an den Kaiser schreiben, der mit einer schweren Krankheit dem
Tode nahe zu Bette liegt. Es ist Mittwoch, der 13. Juni 1888. Wenn er
abends fertig ist, so lautet die AnWeisung, solle er den Brief bei
der Post einwerfen und dann könne er nach Hause gehen. Er schreibt:
„Lieber Herr Kaiser, alles Gute und viel Gesundheit.
Hochachtungsvoll! Ihr K. Es ist ihm selbst klar, daß er diesern
Brief nicht verschicken sollte. Aber er hatte den halben Tag
überlegt, was er überhaupt da schreiben soll und warum er überhaupt
eine solche Aufgabe bekommen hätte. Abends geht trotzdem die Tür
auf, K. geht hinaus, zur Post und nach Hause. Damit hat er seine
Aufgabe erledigt. Er ißt zu Abend, schläft, wacht auf und ist
wieder in der AmtsStube. Es ist Mittwoch, der 13. Juni 1888. Die Tür
ist verschlossen, auf dem Tisch liegt BriefPapier. Das TintenFäßchen
ist auf und der FederHalter liegt bereit. Er versucht es mit: „Sehr
geehrter Herr Kaiser!“ ZerKnüllt das Papier er versucht es mit:
„Euer HochwohlGeboren, lieber Kaiser! Bitte werdet wieder gesund.
Das wünscht sich sehr Ihr Untertan K.“ Auch dazu hat er Stunden
gebraucht, aber er hat mehr Zeit damit verbracht, darüber
nachzudenken, als wirklich zu schreiben. Und die Tinte ist nicht
eingetrocknet. So geht es nun Tag um Tag. Immer ist Mittwoch, der 13.
Juni 1888. Er schreibt. Während er sich anfangs nicht so sehr
angestrengt hatte, strengt er sich jetzt mehr an. Er macht sich auch
Gedanken, wie man einen Kaiser anspricht und was man ihm wünschen
könnte. K. bemerkt, daß er sich in einer Schleife befindet, denn
mmer ist Mittwoch, der 13. Juni 1888. Wahrscheinlich kommt er nie
wieder aus dieser Schleife hinaus. Es sei denn, so hofft K., er
findet die richtige Art und Wiese, so daß der Brief dem Kaiser
zugestellt wird. Er hat keine HilfsMittel. Das Telefon funktioniert
nicht, K. kommt nicht aus dem Zimmer hinaus. Und abends, wenn er nach
Hause geht, sind Geschäfte, Büchereien geschlossen. K. beschließt,
bei einem Kollegen vorbei zu schauen. Aber wie sehr er auch immer
wieder einmal versucht, zu seinem Bekannten zu gehen, gelangt er
immer bei sich zu Hause an. Er kann nur nach Hause gehen sein. Seine
Wohnung aufsuchen, zu Abend essen und schlafen. Wieder wacht er in
der AmtsStube auf. Es ist Donnerstag, der 14. Juni 1888. K. schreibt
zum 1000. Mal seinen Brief: „Eure Majestät! Bleibt stark und
gefaßt der Deutschen Kaiser. Die besten Genesungswünsche sendet Ihr
Untertan K.“ Gar nicht so schlecht, denkt er sich. Die Tür öffnet
sich, K. wirft den Brief bei der Post ein, schläft und wacht erst am
nächsten VorMittag auf. K. öffnet das Fenster und es schallt ihm
entgegen: „Der Kaiser ist tot! Der Kaiser ist tot!“
K. findet
sich in einer AmtsStube des ausgehenden 19. Jahrhunderts wieder. Er
soll einen Brief an den Kaiser schreiben, der mit einer schweren
Krankheit dem Tode nahe zu Bette liegt. Es ist Mittwoch, der 13. Juni
1888. Wenn er abends fertig ist, so lautet die AnWeisung, solle er
den Brief bei der Post einwerfen und dann könne er nach Hause gehen.
Er schreibt: „Lieber Herr Kaiser, alles Gute und viel Gesundheit.
Hochachtungsvoll! Ihr K. Es ist ihm selbst klar, daß er diesern
Brief nicht verschicken sollte. Aber er hatte den halben Tag
überlegt, was er überhaupt da schreiben soll und warum er überhaupt
eine solche Aufgabe bekommen hätte. Abends geht trotzdem die Tür
auf, K. geht hinaus, zur Post und nach Hause. Damit hat er seine
Aufgabe erledigt. Er ißt zu Abend, schläft, wacht auf und ist
wieder in der AmtsStube. Es ist Mittwoch, der 13. Juni 1888. Die Tür
ist verschlossen, auf dem Tisch liegt BriefPapier. Das TintenFäßchen
ist auf und der FederHalter liegt bereit. Er versucht es mit: „Sehr
geehrter Herr Kaiser!“ ZerKnüllt das Papier er versucht es mit:
„Euer HochwohlGeboren, lieber Kaiser! Bitte werdet wieder gesund.
Das wünscht sich sehr Ihr Untertan K.“ Auch dazu hat er Stunden
gebraucht, aber er hat mehr Zeit damit verbracht, darüber
nachzudenken, als wirklich zu schreiben. Und die Tinte ist nicht
eingetrocknet. So geht es nun Tag um Tag. Immer ist Mittwoch, der 13.
Juni 1888. Er schreibt. Während er sich anfangs nicht so sehr
angestrengt hatte, strengt er sich jetzt mehr an. Er macht sich auch
Gedanken, wie man einen Kaiser anspricht und was man ihm wünschen
könnte. K. bemerkt, daß er sich in einer Schleife befindet, denn
mmer ist Mittwoch, der 13. Juni 1888. Wahrscheinlich kommt er nie
wieder aus dieser Schleife hinaus. Es sei denn, so hofft K., er
findet die richtige Art und Wiese, so daß der Brief dem Kaiser
zugestellt wird. Er hat keine HilfsMittel. Das Telefon funktioniert
nicht, K. kommt nicht aus dem Zimmer hinaus. Und abends, wenn er nach
Hause geht, sind Geschäfte, Büchereien geschlossen. K. beschließt,
bei einem Kollegen vorbei zu schauen. Aber wie sehr er auch immer
wieder einmal versucht, zu seinem Bekannten zu gehen, gelangt er
immer bei sich zu Hause an. Er kann nur nach Hause gehen sein. Seine
Wohnung aufsuchen, zu Abend essen und schlafen. Wie wacht er in der
AmtsStube auf. Es ist Donnerstag, der 14. Juni 1888. K. schreibt zum
1000. Mal seinen Brief: „Eure Majestät! Bleibt stark und gefaßt
der Deutschen Kaiser. Die besten Genesungswünsche sendet Ihr
Untertan K.“ Gar nicht so schlecht, denkt er sich. Die Tür öffnet
sich, K. wirft den Brief bei der Post ein, schläft und wacht erst am
nächsten VorMittag auf. K. öffnet das Fenster und es schallt ihm
entgegen: „Der Kaiser ist tot! Der Kaiser ist tot!“