Hergarten ist ein Ort mit etwa 500 Einwohnern und gehört zur Stadt Heimbach in der Nordeifel [1]. Der Ort ist seit der Römerzeit besiedelt und wurde im Jahre 864 als Herigarda in einer Tauschurkunde von König Lothar II. erwähnt. Aus „Herigarda“ entwickelte sich über „Hergarden“ der heutige Name „Hergarten“.
Die römisch-katholische Pfarrkirche unter dem Patronat des hl. Martin von Tours und wurde zwischen 1948 und 1951 erbaut, wobei Mauerreste eines Vorgängerbaus von 1827/31 mit einbezogen wurden [2]. Man darf davon ausgehen, daß es bereits in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts ein Gotteshaus in Hergarten gab, denn der bereits erwähnte Tausch fand mit der Abteil Prüm statt; die Gebeine von König Lothar I. sind in der Sankt-Salvator-Basilika in Prüm bestattet [3]. Eine Pfarrkirche wird 1308 erwähnt, aber nähere Informationen fand ich nicht. Eine neue Kirche wurde wegen Beschädigungen bei Unwettern Anfang des 19. Jahrhunderts notwendig und erfolgte, wie bereits erwähnt. Dieses Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und dann nach dem Krieg wieder errichtet. Bei dem Bild von außen kann man die alte Apsis erkennen, die mit der Nordwand in den Neubau integriert werden konnten. Innen steht noch ein Taufstein aus dem 16. Jahrhundert.
Die Fenster wurden von Maria Katzgrau gestaltet. Ich hatte ihre Arbeit bereits früher in der Kirche St. Lambertus in Tondorf bewundert [4]. Maria Katzgrau (1912-1998) war eine der ersten Frauen, die als selbständig Glasmalerinnen bedeutende Aufträge realisieren konnten. Ich habe mittlerweile einen Wikipedia-Artikel zu ihr gefunden [5]. Sie war auch in Island und in Grönland tätig, das aktuell in unseren Focus geraten ist. Sie hat die Fenster der evangelischen (lutherischen) Kirche von Kulusuk [6] gestaltet. Kulusuk hat 241 Einwohner und liegt auf gleicher geografischer Höhe wie das isländische Akureyri, über das ich immer noch nicht berichtet habe. Auf dem Bild von Wikipedia kann man die Fenster erkennen, die entweder von Maria Katzgrau oder der Glaswerkstatt Oidtmann im Jahr 1970 gestiftet wurden. In St. Martinus in Hergarten kann man z.B. Symbolbilder des Bußsakraments, Ornamente und weitere sehen, vollständig sind sie auf der Homepage der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V. abgebildet [7].
Die Orgel wurde von Josef Weimbs Orgelbau im Jahr 1957 (op.37) errichtet. Sie besitzt 13 Register, zwei Manuale und ein Pedal [8]. Über Reparaturen ist nichts bekannt, aber die dürften nach fast 70 Jahren anstehen.
Es gibt drei Glocken, eine gis'- und eine cis''-Glocke (beide 1951) und eine h'-Glocke aus dem Jahr 1921, von der auch das Gewicht (285 kg) bekannt ist.
Kommen wir zum namensgebenden Heiligen. Martin von Tours, lateinisch Martinus wurde um 316/317 geboren und starb 397 bei Tours. Ihm wurde die Würde eines Heiliger als erstem Nicht-Märtyerer zugesprochen [9]. Am bekanntesten ist das Bild, wie er seinen Mantel mit dem Schwert teilt und die eine Hälfte einem armen, unbekleideten Mann gibt. Er gilt darüber hinaus als Schutzpatron der Flüchtlinge und davon gibt es aktuell weltweit genügend. Meistens sind sie bei aller Willkommenskultur nicht gerne gesehen und leiden lassen wir das diese Menschen auch spüren. Bei diesem Hintergrund sollten wir über kulturelle und technische Errungenschaften der Moderne schweigen und mehr Besinnung und Demut üben, Kirchen sind dafür ein guter Ort, aber ich gebe zu, andere Orte können das genauso sein.
Hergarten liegt nur wenige Kilometer vom Freilichtmuseum Kommern und Schloß Eicks im Osten, Heimbach und Nideggen im Norden, Kermeter, Mariawald und Vogelsang im Westen und Gemünd im Süden entfernt. Planen Sie Ihren Weg durch Hergarten.
Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Hergarten
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Martinus_(Hergarten)
[3] Der vollständige Text steht in „Die Sankt-Salvator-Basilika in Prüm [3a]. hier daraus Auszüge: Lothar I. gehörte zum Geschlecht der Karolinger und war u.a. römischer Kaiser und König des Mittelreiches, das später Lothringen genannt wurde. Er dankte 855 ab und teilte das Reich unter seinen Söhnen auf, zog sich als Mönch in das Kloster Prüm zurück, wo er nur sechs Tage später verstarb [3b]. Das klingt überraschender und dramatischer, als es war. Lothar I. war bereits schwer erkrankt, als er abdankte, das Reich teilte und sich ins Kloster zurückzog. Für die Gebeine Lothars und die Reliquien der Märtyrer wurde ein Hochgrab errichtet, das von Kaiser Wilhelm I. finanziell unterstützt wurde.
[3a] https://rheumatologe.blogspot.com/2023/03/die-sankt-salvator-basilika-in-prum.html
[3b] https://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_I._(Frankenreich)
[4] St. Lambertus in Tondorf. Hier stehen schon einige Informationen zu Maria Katzgrau. https://rheumatologe.blogspot.com/2021/12/der-merkwurdige-besuch-in-der-kirche-st.html
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Katzgrau
[6] https://en.wikipedia.org/wiki/Kulusuk
[7] Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.
https://www.glasmalerei-ev-web.de/pages/b2838/b2838.shtml
[8] https://organindex.de/index.php?title=Heimbach_(Eifel)/Hergarten,_St._Martinus
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_von_Tours
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