Ich weiß gar nicht, was die Erinnerung getriggert hat,
aber ich erinnerte mich dieser Tage an eine Begebenheit, die 30-40 Jahre
zurückliegt. Es war zu der Zeit, als man in der Intensivmedizin nur wenige
Medikamente zur Verfügung hatte, aber die Menschen genauso krank waren wie
heute. Und es gab noch keine Handys.
Eine Patientin Ende 60 wurde mit schwerster
Atem-insuffizienz auf die Intensivstation eines Kölner Kranken-hauses gebracht.
Unter dem Medikament Amiphenazon (ein Atemanaleptikum, also ein Medikament, das
die Atmung stimulieren soll) schien der Zustand kurzfristig stabiler zu sein,
aber dann half nichts mehr. Nulllinie im EKG. Es wurde untersucht und der Tod
festgestellt.
Auch Minuten nachdem das Herz aufgehört hatte zu
schlagen, blieb eine Nulllinie auf dem Monitor. Der Monitor und die Kabel wurden
ausgetauscht – technisch alles in Ordnung. Es blieb bei der Nulllinie. Auch die
Lunge wurde nicht belüftet (Auskultation). Die Pupillen waren lichtstarr und entrundet. Warum
dann wurden Monitor und Kabel ausgetauscht? Die Patientin bewegte sich noch und
zwar im Gesicht, als müsse sie tief einatmen.
Dann wurde die Tochter telefonisch informiert. Wie gesagt
kein Handy! Und sehr rasch nach dem Telefonat stand jemand vor der Tür und
beharrte darauf, die Tochter dieser Patientin zu sein. „Aber wir haben doch
gerade telefoniert!“ Hatten wir eben nicht. Wir hatten mit der anderen Tochter
telefoniert. So gab es nun zwei Peinlichkeiten. Zunächst mitzuteilen, dass die
Mutter gerade verstorben war und dann die Tochter nicht sofort hineinzulassen.
Es wäre doch ein Schock gewesen, wenn die Tote das Gesicht verzogen hätte. Die stimulierten Muskelbewegungen im Gesicht endeten etwa 15-20 Minuten nach der Nulllinie im EKG, so dass die Tochter etwa 10-15 Minuten
warten musste. Es waren emotional lange Minuten.
PS. Das ist schon fast eine Geschichte, die Vermessungsrat
a.D. Friedrich Stürenburg vortragen könnte.
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