Sunday, April 28, 2024

Altargesteck für den 28.04.2024 Kantate

 



Der heutige Sonntag wird Kantate („singt!“) genannt [1]. Und wer jetzt an  „Cantare, oh, oh, oh, oh / Nel blu, dipinto di blu“ denkt, der wird auf einen früheren Blogpost verwiesen, in dem sich weitere Hinweise darauf finden [2]. Aber abschweifen möchte ich schon, denn wenn ich das Wort Kantate
sehe, dann assoziiere ich Kant und Tate. Vor nicht ganz einer Woche jährte sich der Geburtstag von Immanuel Kant zum 300. Mal [3]. Tate kennen viele vielleicht von der Tate-Galerie in London, aber ich erinnere mich gerne an den Film „Wunderkind Tate“ [4] und einen weniger bekannten Dichter, nämlich James Tate [5], den ich auch nur über Anthologien [6] kenne, die ich in den USA gekauft habe. Zurück zu Kantate: das erste Lied war „Da berühren sich Himmel und Erde“ [7]; man hätte auch „Du meine Seele, singe“ (EG 302), aber mir gefallen beide Lieder gleich gut und sie werden nach meiner Einschätzung gleich häufig gesungen. Der Wochenspruch kommt nicht ganz überraschend: „Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ [8]

Die Epistellesung steht im Brief an die Kolosser oder wie ich mich auch schon einmal sagen hörte: „im Kolosser drei“. Das finde ich sprachästhetisch unschön. Man könnte sagen: „Die Epistel für den heutigen Sonntag steht im dritten Kapitel vom Brief des Paulus an die Kolosser“; wobei hier schon jemand einwenden könnte, daß die Verfasserschaft von Paulus nicht sich ist. Bei den Konfirmations-Sprüchen nannten die KonfirmandInnen fast alle die Bibelstelle in der ästhetisch schöneren Weise. Warum also nicht auch PresbyterInnen? Vielleicht bin ich auch etwas empfindlich, aber es ist wie bei Arztbriefen, in denen ich Abkürzungen und Jargon angemahnt hatte. Man kann sie verwenden, wie z.B. in Anmerkungen (siehe Anmerkung [8] als Beispiel), aber sonst ist Zeit genügend  vorhanden. Warum also PresbyterInnen und ich früher auch z.B. „im Kolosser drei“? Weil es auf dem Druck aus dem Gemeindeamt so vorbereitet wurde; wenn man erst einmal liest, dann liest man es, wie es da steht, sonst verhaspelt man sich. Was mache ich also, wenn ich so etwas vorlesen soll? Ich korrigiere es per Hand, bevor ich es vorlese.
Auch der geduldige Leser mag sich jetzt wundern, was an der Stelle „im Kolosser drei“ nun steht. Es geht um gegenseitiges Ertragen und Vergeben, „wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“ Die Stelle endet mit: „Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“ [9]

Die Predigt in der evangelischen Kirche von Hellenthal handelte vom Überraschungs-Ei [10] – richtig gelesen. Aus der Kinder Überraschung wurde die Konfi Überraschung. Im Original schrieb man einmal (+ Milch / - Kakao), die Milch ist weniger gesund als der Kakao, ganz zu schweigen vom Zuckergehalt, der über 50% ausmacht. Es war eine sehr schöne, tiefgreifende und aber auch leichte Predigt, denn sie war besonders an die KonfirmandInnen gerichtet. Die Umhüllung / Verpackung wurde mit der Kleidung verglichen. Ich dachte an meine eigene Konfirmation. Das Bild muß auf einem anderen Planeten gemacht worden sein oder in einem Paralleluniversum. Die aktuellen KonfirmandInnen sahen da deutlich souveräner aus.



Vor dem Glaubensbekenntnis stand noch das Taufgedächtnis. Ich dachte da besonders an den Spruch: „Ich bin getauft“, den Martin Luther mit Kreide auf den Tisch geschrieben hatte, wenn er sich z.B. vom Teufel bedroht gefühlt hatte. Da denke ich wieder einmal an ScienceFiction, nämlich die Dune-Romane, in denen eine Litanei gegen die Angst aufgesagt wird [11]. Aber ich dachte ebenso an einen viel älteren Spruch, nämlich von Walther von der Vogelweide: „Ich hân mîn lêhen“ [12]. Es geht um Sicherheit und Angstfreiheit. Die Bibel ist voller Beispiele. Walther von der Vogelweide aber sucht eine andere Sicherheit, die ihm das Lehen gab.

Als Glaubensbekenntnis hatten die KonfirmandInnen ein eigens aus bereits bestehenden geschaffen und das ist so interessant geworden, daß ich es mir aufheben werde [13].

 


In Hellenthal war die dominierende Farbe im Altargesteck Weiß und es war zudem sehr kunstvoll gestaltet. Das Parament zeigte jedoch die Farbe Rot. Beides ist richtig. Weiß die liturgische Farbe für den Sonntag Kantate, aber Rot ist die liturgische Farbe für besondere Feste, die mit dem Wirken des Heiligen Geistes zu tun haben [14], also auch für die Konfirmation.



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1315  
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2023/05/altargesteck-am-0607052023-kantate.html … und schon da war es nicht neu.
[3] Immanuel Kant (1724-1804) war ein deutscher Philosoph der Aufklärung in Königsberg. https://de.wikipedia.org/wiki/Immanuel_Kant  
[4] „Das Wunderkind Tate“ (Little Man Tate) ist ein US-amerikanischer Film von Jodie Foster aus dem Jahr 1991. https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Wunderkind_Tate
[5] James  Tate (1943-2015) in war ein US-amerikanischer Dichter und Hochschullehrer. https://de.wikipedia.org/wiki/James_Tate_(Dichter)  
[6] David Lehman and R. Ammons (eds.): The Best American Poetry 1994. Simon and Schuster, New York 1995. ISBN: ‎978-0671510046. (als Beispiel)
[7] Z.B. als Lied 29 in: Ergänzungsheft zum Evangelischen Gesangbuch / Lieder und Psalmen für den Gottesdienst aus dem Jahr 2018.
[8] Ps 98,1 Cantate Domino canticum novum. Singt dem Herrn ein neues Lied!
[9] https://www.bibleserver.com/LUT/Kolosser3 Kol 3,12–17
[10] Die Konfi Überraschung war kein Produkt der italienischen Firma Ferrero bzw. war die Überraschung im kirchlichen Sinne ausgewechselt worden.
[11] https://dune.fandom.com/wiki/Litany_Against_Fear
Frank Herbert (1920-1986) war ein US-amerikanischer Fantasy- und Science-Fiction-Autor. https://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Herbert  
Die Trilogie besteht aus: „Dune“, „Dune Messiah“ und „Children of Dune“. Mehrfach verfilmt, aber die Bücher sind ungleich besser.
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Ich_h%C3%A2n_m%C3%AEn_l%C3%AAhen Walther von der Vogelweide (ca. 1170 bis ca. 1230) gilt als der bedeutendste deutschsprachige Lyriker des Mittelalters. https://de.wikipedia.org/wiki/Walther_von_der_Vogelweide
[13] Einzig bei den Satzzeichen hätte ein Lektorat gut getan.
[14] https://de.wikipedia.org/wiki/Liturgische_Farben   


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