Tuesday, August 13, 2024

LYRIK-Taschenkalender 2016 25. KW 13.08.2024

 



Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2016 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren  mit je einem Gedicht vorgestellt und kommentiert. Die 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Diesen Taschenkalender habe ich nun wieder herausgesucht, denn er hatte mich eingeladen zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2022-2024.


25. KW
Hendrik Jackson: Rauschen


„Der Ton war gemischt am Mälersee“ wollten die ParaPsychologen  herausGehört haben [1], aber es waren Interferenzen des Liedes „Beg, Steal or Borrow“ von den New Seakers.

Ich habe kratzende TonbandSpuren aus Taiwan, mitGeschnittene RadioSendungen [2] um Chinesisch zu lernen; manchmal aber höre ich dann doch lieber etwas weniger nostalgische Musik.

Wenn zwei Winde sich treffen, gehen sie dann achtlos durch einAnder oder gehen sie in irgendEine gemeinsame Richtung?

Oder schuf sich das Meer seine schattenGebenden Wolken und seinen abKühlenden Regen?

Krankheit
    wenn die
Besserung
Nur
Bis
Zum
AbWinken
Reicht
Und
Man weiß
    Um
Den Abgrund  


25. KW
Kommentar: Katharina Schultens


In jedem alten Haus knarren Hölzer und der Wind versucht, durch die DachSparren zu kommen und stöhnt dabei auf. Dann regen sich die FlederMäuse. Von den Ratten sprechen wir lieber nicht.

Die Wände, die des Dichters rezitierte Werke zurückWarfen, bleiben stumm und leer; drum, schreibe Dichter, schreibe auf Papier.

Ich spreche nicht über den Wind, aber ich gehe mit dem Wind, der zuhört, meine Worte weiterTrägt, mit mir spricht und dann ist der schon fort und führt wieder ein anderes Gespräch.

„dieses Gedicht aber lese ich schon seit fast zehn Jahren“ -: ich rezitiere „Salz der Stille“ [3] bereits seit über 40 Jahren.

Wind, Windhauch-: aber was ist, wenn wir das „Salz der Stille“ wieder aufleben lassen, oder Musik von Nico [4] uns anhören?

Auch ein Rausch
    RegenTropfen
Sind
Wie
FallschirmSpringer
In ihrem
    Rausch
Des Fallens



Links und Anmerkungen:
[1] Dies bezieht sich auf Sendungen im Fernsehen, die ich nicht mehr auffinden konnte. Aber ich hatte mich schon einmal dafür interessiert und geschrieben: Eine Vignette zu paranormalem Unsinn [1a]. Das Lied „Beg, Steal or Borrow“ von den New Seakers [1b]. Das Lied aber kannte ich gut, denn es gefiel Frau Kerr, der Wirtin meines Sprachaufenthaltes in England. In einer dieser Sendungen, ich meine mit Hans Bender [1c], nahm man Botschaften aus einer anderen Welt auf, indem man auf Kurzwellenfrequenzen zwischen Sendern ging oder einfach das Mikrofon offen ließ. Ein Botschaft deutete man als „Der Ton war gemischt am Mälersee“ und  fühlte sich bestätigt, da das  Mikrofon und der Eingang von der Kurzwelle gemeinsam aufgenommen wurde. Ich erinnere mich allerdings nicht mehr, ob es später ein Dementi gab. Zu schade, denn sonst findet man einfach alles im Internet.
[1a] https://rheumatologe.blogspot.com/2019/08/eine-vignette-zu-paranormalem-unsinn.html  
[1b] „Beg, Steal or Borrow“ von den New Seakers: https://www.youtube.com/watch?v=5hAS1509czA Sie landeten mit dem Lied auf dem zweiten Platz des Eurovision Song Contest 1972.
[1c] Hans Bender (1907-1991) war ein deutscher Psychologe und Parapsychologe. https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Bender_(Psychologe) Interessant auch wann der Titel Dr. med. zu unrecht und zu recht getragen wurden. Weitere Informationen: „Podcast Geisterjäger: Hans Bender und die Suche nach dem Unerklärlichen“ https://www.swr.de/swrkultur/wissen/podcast-geisterjaeger-hans-bender-und-die-suche-nach-dem-unerklaerlichen-100.html
[2] Hörspiele, Nachrichten, Musiksendungen, aber auch:
我愛我的家庭 [Ich liebe meine Familie], denn die Moderatorin hatte eine so angenehme Stimme. Oder die 傻大姐 [Dumme ältere Schwester], die lustige, praktische Lebenshilfe gab. Auf: „Unsere Nachbarin gegenüber zieht sich immer nackt aus und mein Mann guckt dann hinüber“ antwortete sie: „Streichen Sie die Fenster schwarz an“.
[3] „Salz der Stille. // Aus der Tiefe der Schatten / der Blinde es trinkt. // Durch das / die Sandspur des Mondes / silberne Spiegel trägt/ und das Schweigen, / von metallnen Mönchen / geknüpft, / mit der Rede / grünäugiger Hähne / zerbricht.“ Bambi von Bebenburg. Sie war ein Model und süchtig. Ich habe keine Spur im Internet entdeckt. Es gab einmal einen Artikel im STERN (1970iger Jahre etwa) und ich habe auch vor 25 Jahren das STERN-Archiv angeschrieben; das übrigens geantwortet hatte, aber ich weiß nicht mehr, in welcher Kiste sich diese Antwort befindet.
[4] Ich hatte über „The Frozen Borderline“ von Nico geschrieben [4a]. Außerdem kommt sie in einem Haiku vor, das ich 2014 geschriben habe [4b]. Nico (Künstlername von Christa Päffgen) stammt aus Köln und lebte von 1938 bis 1988. Sie war eine deutsche Sängerin, Komponistin, Liedtexterin, Schauspielerin und Model. [4c] Sie starb nicht an Drogen, sondern an einer zu stät erkannten Hirnblutung nach einem Fahrradsturz. Sie war sie wegweisend für Frauen in Musikrichtungen wie Punk, Wave und Gothic.
[4a] Nico: The Frozen Borderline // Preliminary Thoughs [Thoughts] https://rheumatologe.blogspot.com/2009/11/nico-frozen-borderline.html  
[4b]  Frozen borderline / The soul’s lonely scars in flesh – / Nico’s broken voice“. In: Carpe Diem Haiku Special Alexey Andreyev's haiku "Empty Swing" https://rheumatologe.blogspot.com/2014/01/carpe-diem-haiku-special-alexey.html
[4c] https://de.wikipedia.org/wiki/Nico_(S%C3%A4ngerin)


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