Sunday, September 1, 2024

Altargesteck für den 31.08./01.09.2024 14. Sonntag nach Trinitatis

 



Der heutige Sonntag ist der 14. Sonntag nach dem Trinitatis-Fest [1]. Dieser Sonntag soll uns an Gott und all das Gute, das von ihm kommt, erinnern. Das läßt sich sehr gut am Wochenspruch ablesen: „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ [2]

In der Lesung in der Versöhnungskirche ging es um den Leviathan: „ … Zu der Zeit wird der Herr heimsuchen mit seinem harten, großen und starken Schwert den Leviatan, die flüchtige Schlange, und den Leviatan, die gewundene Schlange, und wird den Drachen im Meer töten. Zu der Zeit wird es heißen: Lieblicher Weinberg, singet von ihm! Ich, der Herr, behüte ihn und begieße ihn immer wieder. Damit man ihn nicht verderbe, will ich ihn Tag und Nacht behüten.“ [3] Es gibt nicht viele Stellen in der Bibel, die vom Leviathan handeln [4]. Den Leviathan stellt man sich in der jüdischen Mythologie als Seeungeheuer vor, das zum Ende der Welt von Gott besiegt wird [5]. Oft findet sich die Darstellung als Wal bzw. hier ist die Bezeichnung Walfisch einmal richtig, weil man sich früher diesen mythologischen Wal als Fisch vorstellte; Martin Luther schrieb: „Vnd Jona war im leibe des Fisches / drey tag vnd drey nacht.“ [6]  

Bei Leviathan denke ich zunächst an Arno Schmidt, der eine kurze Erzählung mit dem Titel „Leviathan“ geschrieben hat [7] oder an das Buch von Julian Green [8], das immer daruf wartet, von mir gelesen zu werden. Viel näher aber liegt „Moby Dick“ von Herman Melville [9]. Er zitiert die Geschichte um Jona und zwar im Kapitel „The Sermon“. Father Mapple  hält in der Kapelle in New Bedford, deren Kanzel mit der Festung Ehrenbreitstein verglichen wird, eine feurige Predigt. Er war selbst zur See gefahren, bevor er Prediger wurde, und wendet sich an die „shipmates, denen er den Wal beschreibt, der Jona verschlungen hat, aber dann heißt es: „For sinful as he is, Jonah does not weep and wail for direct deliverance. He feels that his dreadful punishment is just. He leaves all his deliverance to God …“ [10]. Jona kommt schließlich in die Megalopolis Ninive und sagt: „Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen.“ Man glaubte, rief ein Fasten und zog den Sack zur Buße an.“ Gott sah, daß Ninive bereute, und er verschonte die Stadt. Ich muß zugeben, daß mich das vierte Kapitel des Buches Jona weit mehr fasziniert hat, denn es beginnt: „Das aber verdross Jona sehr, und er ward zornig [...]“. Da war er dann wieder sehr bockig, der Herr Prophet. Jona setzte sich in den Schatten und erfreute sich an einer Staude, die aber Gott verdorren ließ. Ja, und genau daran dachte ich, als ich das vertrocknete Altargesteck in der Versöhnungkirche sah. Die Lehre, die Gott Jona erteilt, ist lesenswert wir das gesamte Buch Jona, das ausgesprochen kurz ist.


Der 14. Sonntag nach Trinitatis beschäftigt sich mit Dankbarkeit. Dankbarkeit für Kinder beispielsweise, wie die beiden Brüder, die in Kall getauft wurden, der eine schon in der Schule und der andere noch im Kindergarten, oder Dankbarkeit für den Frieden. Luther textete: „Verleih uns Frieden gnädiglich, / Herr Gott, zu unsern Zeiten.“ [11]. Luther trieb die Frage, ob er vor Gott im Jüngsten Gericht bestehen könne [12]. In der Beantwortung der Frage musste er Ablässe und auch gute Werke oder besondere Kasteiungen ablehnen, denn der Mensch wird dadurch nicht vor Gott gerecht, sondern nur durch Gottes Gnade. „[Die guten Werke] sind also nicht Voraussetzung für die Gnade Gottes, sondern die Konsequenz seiner Gnadenzusage an den Menschen.“

Die Lesung stand im Lukasevangelium [13], es handelt sich um die Geschichte der zehn Aussätzigen, die von Jesus geheilt, werden, aber nur  einer, ein Samariter, bedankt sich. Die Samariter begegnen uns bisweilen in der Bibel. „Die Samaritaner oder Samariter sind eine Religionsgemeinschaft, die wie das Judentum aus dem Volk Israel hervorgegangen ist.“ [14] Für sie gelten nur die fünf Bücher Mose als kanonisch. Wo begegen wir ihnen im Neuen Testament? Als Jesus die zwölf Jünger aussandte, befahl er ihnen, nicht in eine Stadt der Samariter zugehen [15]. Aber in dem Gespräch mit der Samariterin [16], die Jesus Wasser zu trinken gibt, entwickelt sich die Aussage, daß Jesus der Messias ist. Über den barmherzigen Samariter sprachen wir bereits vor einer Woche [7].

Das Altargesteck in Köln stand nicht im Abseits, aber es fiel nicht auf, daß es vertrocknet war, denn vor dem Altar stand das rote Cembalo von Irén Lill, die zusammen mit Holger Faust-Peters (Viola da gamba) als Duo „focus baroque“ nach dem Gottesdienst auf trat [18].Es wurden Werke von Marais, Heudelinne, Rameau, Caix d´Hervelois und Forqueray vorgetragen, so wie sie auch für die CD mit dem Titel „Avec privilège du roy“ (2012) eingespielt worden sind. In Kall gab es ein um die Farbe Blau herum konzipiertes Altargesteck, da die Taufe der zwei Jungs geplant war.



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/14-sonntag-nach-trinitatis/  
[2] Ps 103,2
[3] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ISA.26 und
https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ISA.27 Jesaja 26,19 – 27,3
[4] Dreimal erwähnt ds buch Hiob den Leviathan. In Psalm 104 heißt es: „Da ziehen Schiffe einher[a], der Leviatan, den du gebildet hast, um mit ihm zu spielen.“ (Ps 104, 26) dann folgt die bereeits zitierte Stelle Jes 27,1. Und in Hes 29,3 wird Ägypten als großes Seeungeheuer bezeichnet.
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Leviathan_(Mythologie)  
[6] Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.  http://www.zeno.org/Literatur/M/Luther,+Martin/Luther-Bibel+1545/Das+Alte+Testament/Der+Prophet+Jona/Jona+1  Beziehungsweise: „Aber der Herr ließ einen großen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte.“ https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/JON.2/Jona-2
[7] Arno Schmidt: Leviathan und Schwarze Spiegel. Fischer-Taschenbücher  1476. Frankfurt am Main 1974. ISBN: 3-43601-915-1.
[8] Julien Green: Leviathan. dtv, München 1990. ISBN: 3-423-11131-3.
[9] Herman Melville: Moby-Dick (Bantam Classics). New York 1981. ISBN: 0-553-21007-6. S. 46-54 (The Sermon).
[10] „Obwohl Jona ein Sünder ist, weint und jammert er nicht um direkte Erlösung. Er fühlt, daß seine schreckliche Strafe gerecht ist. Er überläßt seine Erlösung Gott ...“.
[11] http://www.l4a.org/cgi-bin/4lieder?lookupMode=liedaufschlagen&lookup=Evangelisches%20Gesangbuch+421
[12] http://www.ekiba.de/html/content/rechtfertigung_allein_aus_glauben.html
[13] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/LUK.17 Lk 17,11–19
[14] https://de.wikipedia.org/wiki/Samaritaner
[15] Mt 10,5
[16] Joh 4,4ff.
[17] https://rheumatologe.blogspot.com/2024/08/altargesteck-fur-den-2425082024-13.html
[18] Holger Faust-Peters und Irén Lill  / focus baroque https://faust-peters.de/?page_id=40 


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