Wieder einmal war Samstagnachmittag und Markt auf dem Wiener Platz in Köln. In der Nähe vom U-Bahneingang und der Ampel zur anderen Straßenseite bauten die Salafisten ihren Stand auf und gleich daneben eine Bibelmission ihren Stand.
Rechts die Bibelmission, links die Koranmission
Da standen sie nebeneinander. Es ist kaum denkbar, dass ein Miteinander daraus wird, aber es ist doch schon ein Fortschritt, dass es sich nicht zu einem Gegeneinander ausgeweitet hat, wie man es doch täglich in Nachrichten aus der Geburtsregion dieser Religionen erfahren kann. Juden, Christen, Muslime - alle beten zu einem Gott, wenn man mir die Vereinfachung gestattet, und sind sich feind. Nun aber standen sie nebeneinander und verteilten das Neue Testament oder den Koran in deutscher Sprache.
Verteilt wird "Der edle Qur'an - Die ungefähre Bedeutung in der deutschen Sprache", denn nach muslimischer Auffassung ist dies nicht der "Qur'an", den kann es nur auf Arabisch geben. Die Bibel ist zwar als Vulgata Referenzwerk der römisch-katholischen Kirche, wurde aber aus Hebräisch, Aramäisch, Griechisch und Latein zusammengesetzt bzw. ins Lateinische übersetzt. Hieronymus wurde mit der Aufgabe der Edition im Jahr 382 beauftragt und befand im Laufe der Editionsarbeit die Septuaginta, das ist die alte griechische Version des Alten Testaments, als ungenau und übersetzte selbst aus dem Hebräischen. Deshalb ist die Haltung der Muslime gut nachzuvollziehen, dass es der Qur'an nur auf Arabisch gibt. Da den Gläubigen anderer Länder und den frisch Konvertierten sowieso das Arabische nicht zufällt, ist eine Übersetzung natürlich sinnvoll. Wie gut ist nun die salafistische Übersetzung? Das kann ich nur erahnen bzw. versuchen, zu verstehen.
In der Übersetzung von Max Henning heißt es:
"Nicht haben wir den Koran auf dich herabgesandt, daß du elend würdest, sondern als Ermahnung für die Gottesfürchtigen, eine Hinabsendung von dem, der die Erde erschuf und die hohen Himmel. Der Erbarmer sitzt auf seinem Thron; ihm gehört, was in den Himmeln und auf Erden und was zwischen ihnen und unter dem feuchten Grund." 20. Sure, 2-5
In der salafistischen Übersetzung liest sich der Text so:
"Wir haben den Qur'an nicht auf dich herangesandt, um dich unglücklich zu machen, sondern als Ermahnung an den, der (Allâh) fürchtet. (Dies ist) eine Offenbarung von Ihm, Der die Erde und die hohen Himmel erschuf. Der Allerbarmer ist über dem Thron erhaben. Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden ist und was zwischen beiden und was unter dem Erdreich ist."
Nun kann jeder selbst entscheiden - ich halte die zweite Version für lesbarer.
Was für eine Bibel wird verteilt? Das Neue Testament in der Elberfelder Übersetzung. Da gibt es meines Erachtens sinnvollere Alternativen.
Literaturangaben:
Der Koran. Aus dem Arabischen, Übersetzung von Max Henning. VMA-Vertriebsgesellschaft, Wiesbaden, o.J.
Die ungefähre Bedeutung des Al Qur'ân in deutscher Sprache. Aus dem Arabischen von Abu-r-Ridâ' / Muhammad ibn Ahmad ibn Rassoul. Köln, März 2012.
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