Der 31. Oktober ist als Gedenktag der Reformation gedacht [1]. Also wir feiern etwas anderes als Halloween; und da ich sehr spät in die Eifel zurückkehrte, hatte ich auch keine Süßigkeiten an die Dorfkinder zu verteilen. Der Reformationstag erinnert an den 31. Oktober 1517, als Martin Luther seine 95 Thesen oder vielleicht richtiger, aber weniger griffig, seine Kritik an der Praxis der Bußtheologie der Kirche, insbesondere dem Verkauf von Ablässen, „an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben soll“. Ob das Annageln der 95 Thesen an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg historisch ist, darf bezweifelt werden, denn erst 1540 wird dies erstmalig erwähnt [2]. Man nimmt an, daß die Thesen am 31.10.1517 unter dem Titel „disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum“ [Disputation zur Klärung der Kraft der Ablässe] an mehreren Wittenberger Kirchen durch Anschlag veröffentlicht worden sind; ein Anschlag auf eine kritikwürdige Glaubenspraxis! Die 95 Thesen Martin Luthers [3] behandeln Einzelheiten zum Verkauf von Sündenablässen, so z.B. „36. Jeder Christ, der wirklich bereut, hat Anspruch auf völligen Erlass von Strafe und Schuld, auch ohne Ablassbrief.“ Insgesamt sind die Thesen von Luther selbst als Hinweis auf Reformen verstanden worden, ein Schisma war nicht geplant, allerdings unausweichlich. Philipp Melanchthon, Huldrych Zwingli und Jean Calvin sollte ich in diesem Zusammenhang nicht vergessen. Jean Calvin und Huldrych Zwingli haben übrigens weitaus stärker eine Konfrontation in Kauf genommen; übrigens auch mit Luther.
Der Wochenspruch weist mir fast zu zaghaft auf die Reformation hin: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ [4] Das ist natürlich die Grundlage, auf der Paulus die Rechtfertigung allein durch den Glauben aufbaut. „Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben.“ Und: „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ [5] Damit aber sind nicht wir diejenigen, die uns retten, sondern es ist die Gnade Gottes. Sich durch Werke oder Opfer zu rechtfertigen ist als ob sich der Baron von Münchhausen selbst am Schopf aus dem Sumpf ziehen will. Der Herrenbruder Jakobus schrieb: „Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?“ [6] Man hatte leider einen Antagonismus gegenüber der Aussage von Paulus angenommen, daß wir nur aufgrund des Glaubens durch Gottes Gnade gerechtfertigt werden, und Martin Luther wollte den Brief überhaupt nicht im Neuen Testament wissen. Aber auch Paulus fordert gute Werke, nämlich als er Timotheus über Witwen beriet [7].
Die Lesung aus den Evangelien behandelte die Seligpreisung und die lohnt es, immer wieder nachzulesen [8].
Der Predigttext steht im 5. Buch Mose [9]. Es handelt sich um das Schma Jisrael (שְׁמַע יִשְׂרָאֵל), deutsch "Höre, Israel!" gehört zu den wichtigsten Gebeten des Judentums [10]. Und es beginnt so: „Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.“ Uns ist vielleicht am augenfälligsten das das Anlegen der Tefillin (Gebetsriemen), die am Arm und „zwischen deinen Augen“ in Lederkapseln Texte aus der Torah enthalten. Bekannt sind wahrscheinlich darüber hinaus die Mesusot (Kapseln an den Türpfosten); auch wenn man nicht katholisch ist, kann man die Sternsinger bitten, die eigenen Türpfosten mit „C+M+B mit Jahreszahl“ bekleben zu lassen.
Fürbitten stehen bereits im Alten Testament. Moses, Hiob oder Propheten sprechen Fürbitten aus. Im Neuen Testament stehen sie fast immer in den nachträglich eingefügten Überschriften, aber man findet auch dies: „So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, ...“ [11]. Und hier nun eine Fürbitte pars pro toto [12]:
„Guter Gott,
vieles scheint ins Wanken zu geraten in unseren Tagen.
Vertrautes und Verlässliches verschwindet.
Lass uns in solchen Zeiten Ruhe finden bei dir
und festen Grund unter unseren Füßen spüren.
Schenk uns Vertrauen in dein gutes Wirken, an uns und an deiner Welt.“
Das Altargesteck in der Christuskirche zeigte viel Rot, und das zu Recht, denn am Reformationsfest ist Rot die liturgische Farbe. Es war auch Grün zu sehen, denn immerhin liegt das Fest in die Zeit nach Trinitatis eingebettet. Der Gottesdienst war festlich gestaltet und dazu trug auch die Musik von Helix Blechle bei. Und ja … -: „Ein feste Burg“ haben wir auch gesungen.
Der Wochenspruch weist mir fast zu zaghaft auf die Reformation hin: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ [4] Das ist natürlich die Grundlage, auf der Paulus die Rechtfertigung allein durch den Glauben aufbaut. „Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben.“ Und: „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ [5] Damit aber sind nicht wir diejenigen, die uns retten, sondern es ist die Gnade Gottes. Sich durch Werke oder Opfer zu rechtfertigen ist als ob sich der Baron von Münchhausen selbst am Schopf aus dem Sumpf ziehen will. Der Herrenbruder Jakobus schrieb: „Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?“ [6] Man hatte leider einen Antagonismus gegenüber der Aussage von Paulus angenommen, daß wir nur aufgrund des Glaubens durch Gottes Gnade gerechtfertigt werden, und Martin Luther wollte den Brief überhaupt nicht im Neuen Testament wissen. Aber auch Paulus fordert gute Werke, nämlich als er Timotheus über Witwen beriet [7].
Die Lesung aus den Evangelien behandelte die Seligpreisung und die lohnt es, immer wieder nachzulesen [8].
Der Predigttext steht im 5. Buch Mose [9]. Es handelt sich um das Schma Jisrael (שְׁמַע יִשְׂרָאֵל), deutsch "Höre, Israel!" gehört zu den wichtigsten Gebeten des Judentums [10]. Und es beginnt so: „Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.“ Uns ist vielleicht am augenfälligsten das das Anlegen der Tefillin (Gebetsriemen), die am Arm und „zwischen deinen Augen“ in Lederkapseln Texte aus der Torah enthalten. Bekannt sind wahrscheinlich darüber hinaus die Mesusot (Kapseln an den Türpfosten); auch wenn man nicht katholisch ist, kann man die Sternsinger bitten, die eigenen Türpfosten mit „C+M+B mit Jahreszahl“ bekleben zu lassen.
Fürbitten stehen bereits im Alten Testament. Moses, Hiob oder Propheten sprechen Fürbitten aus. Im Neuen Testament stehen sie fast immer in den nachträglich eingefügten Überschriften, aber man findet auch dies: „So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, ...“ [11]. Und hier nun eine Fürbitte pars pro toto [12]:
„Guter Gott,
vieles scheint ins Wanken zu geraten in unseren Tagen.
Vertrautes und Verlässliches verschwindet.
Lass uns in solchen Zeiten Ruhe finden bei dir
und festen Grund unter unseren Füßen spüren.
Schenk uns Vertrauen in dein gutes Wirken, an uns und an deiner Welt.“
Das Altargesteck in der Christuskirche zeigte viel Rot, und das zu Recht, denn am Reformationsfest ist Rot die liturgische Farbe. Es war auch Grün zu sehen, denn immerhin liegt das Fest in die Zeit nach Trinitatis eingebettet. Der Gottesdienst war festlich gestaltet und dazu trug auch die Musik von Helix Blechle bei. Und ja … -: „Ein feste Burg“ haben wir auch gesungen.
Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).
Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/reformationsfest/
[2] Der Thesenanschlag wird erstmals in einer Bearbeitungsnotiz zum Neuen Testament Luthers Sekretär Georg Rörer ca. 1540 verschriftlicht; diese Notiz wurde allerdings erst 2006 gefunden.
https://de.wikipedia.org/wiki/95_Thesen
[3] Die 95 Thesen Martin Luthers kann man sich auch herunterladen:
https://www.ekiba.de/media/download/variant/55130/95_thesen.pdf
[4] 1. Kor 3,11
[5] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ROM.3 Röm 3,21–28
[6] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JAS.2 Jak 2,14–26
[7] https://www.bibleserver.com/LUT/1.Timotheus5 1. Tim 5,9.10
[8] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MAT.5 Mt 5,1–10(11–12)
[9] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/DEU.6 5. Mose 6,4–9
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Schma_Jisrael
[11] https://www.bibleserver.com/LUT/1.Timotheus2 1. Tim 2,1
[12] Aus den Fürbitten, ausgearbeitet von Vikar Joscha Halm.
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auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).
Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/reformationsfest/
[2] Der Thesenanschlag wird erstmals in einer Bearbeitungsnotiz zum Neuen Testament Luthers Sekretär Georg Rörer ca. 1540 verschriftlicht; diese Notiz wurde allerdings erst 2006 gefunden.
https://de.wikipedia.org/wiki/95_Thesen
[3] Die 95 Thesen Martin Luthers kann man sich auch herunterladen:
https://www.ekiba.de/media/download/variant/55130/95_thesen.pdf
[4] 1. Kor 3,11
[5] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ROM.3 Röm 3,21–28
[6] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JAS.2 Jak 2,14–26
[7] https://www.bibleserver.com/LUT/1.Timotheus5 1. Tim 5,9.10
[8] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MAT.5 Mt 5,1–10(11–12)
[9] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/DEU.6 5. Mose 6,4–9
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Schma_Jisrael
[11] https://www.bibleserver.com/LUT/1.Timotheus2 1. Tim 2,1
[12] Aus den Fürbitten, ausgearbeitet von Vikar Joscha Halm.
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