Der leicht verharschte
Schnee, der unter den Schuhen knirscht zu Beginn einer Wanderung, wenn man das
noch hören kann. Spuren im Schnee von anderen, die sich im Laufe der Wanderung
schnell verlieren, wenn schließlich nur noch das Weiß unter dir bleibt und der
Himmel über dir. Dann wieder die Spuren von Rehen, über die dein Weg kreuzt.
Und wieder nur der weiße Schnee, manchmal zu kleinen Häuflein aufgeweht.
Die Augen sehen weiße
Bäume; keine Blätter, denn die hat der Herbst geraubt. Oder Tannen mit
ausladenden Ästen, auf denen der Schnee Ruhe gefunden hat. Die Augen
betrachten, aber das Hirn ist ganz woanders. Bei Gespächen, die so niemals
stattgefunden haben. Oder beim Geschmack eines Tees, den der Bruder mit
besonderer Sorgfalt aufgebrüht hatte; noch etwas fast kochendes Wasser auf den
Tee, bevor er in die vorgewärmte Kanne abgegossen wurde. Und dann der knackende
Kandis und die Wölkchen der Sahne in der Tasse Tee.
Bilder anderer
Landschaften ziehen vorbei, während der Schritt zielstrebig weiterführt, ohne
dass es doch ein ausgemachtes Ziel gäbe. Die Gedanken sind anders als das
Leben, dass doch nur das eine Ziel hat. Der Weg ist der Weg und das Ziel ist
das Ziel. Die Wahrheit aber hat gelernt, sich zu verstecken.
Dann wieder hört man den
Schritt, sieht Büsche, Nebelschwaden oder ein paar verirrte Vögel. Nein, das
scheint nur so. Die Vögel denken nicht nach über Ziele, aber sie erreichen sie.
Mein Neffe erklärte mit
fünf Jahren seiner dreijährigen Kusine den Schnee. Aber da war nichts von
Winter, von Schlittenfahrten, von Schneeballschlachten. Er analysierte das Wann
des Schneefalls. "Du musst bis Ostern warten, dann fällt immer der
Schnee!"
Das Wann des Todes. Die
Toten haben oft die Farbe des Schnees angenommen. So rein. So rein wie zu der
Geburt. Auch wenn sie aufgehört haben zu sprechen, sagen sie uns noch so viel.
Vielleicht wollen sie uns nun sagen, wer sie denn wirklich gewesen sind. Dann
erinnern wir uns. Dann liegt die Vergangenheit vor uns. Manchmal können wir in
diesem dicken Band blättern. Oft aber versäumen wir, uns die Zeit dazu zu
nehmen.
Niemand hat Zeit. Nein
wirklich, wir besitzen nicht die Zeit. Sie besitzt uns. Aber sie lässt es zu,
dass wir uns von ihr nehmen. Nur das trauen wir uns dann nicht.
Einige Schneeflocken aus
grauen Wolken. Wie kann der Schnee nur so weiß aus dem Grau fallen? Es gibt
Wissenschaftler (ich weiß keinen besseren Ausdruck), die Untersuchungen zu den
Formen der Schneeflocken anstellen. Ach, es würde doch genügen, ihre Schönheit
zu würdigen.
René Char hat einmal das
Wort geprägt: Leben heißt, einen Blitz zu bewohnen. Für uns ist der Blitz von
ultrakurzer Dauer, aber für ihn ist es ein ganzes Leben. Ob unser Leben kurz
oder lang ist, hängt nicht von den Lebensjahren ab. "Und Abraham verschied
und starb in einem guten Alter, als er alt und lebenssatt war, ...". Nun
175 Jahre, mag man einwerfen, sind doch eine ziemlich lange Zeit. Sophie Scholl
hatte geantwortet zu der Zeit, die ihr nicht vergönnt was: "Ach, die paar
Jährchen!" Dem kann man sich sich anschließen, wenn man älter wird und die
Jahre immer schneller zu vergehen scheinen.
Unter den Schuhen
knirscht der leicht verharschte Schnee. Spuren von anderen Wanderern tauchen im
Schnee auf. Aber der Zauber bleibt.
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Na pesquisa dos vídeos eu pesquiso da seguinte forma.
ReplyDeleteI was wondering if you ever considered to stop spamming blog? I have an awful lot of text - literature has an awful lot of text. And there aren't "one or 2 images", there are two images. Well, only bots can't count ...
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