Vor einiger Zeit berichtete eine
Patientin über ein Vorgespräch zu einer Behandlung ihrer Arthrosen mit
Schlangengift, das homöopathisch verdünnt in Akupunkturpunkte injiziert werden
sollte. Nachdem der Heilpraktiker seine kleine Tochter befragt hatte: „Was
spritzen wir denn da?“ und das Mädchen geantwortet hatte: „Schlangengift“, da
war es dann auch der Patientin zu viel und sie sagte die Folgetermine ab.
Kürzlich sah ich eine Anzeige in
der Rheinischen Post, die von besagtem Heilpraktiker geschaltet worden war. Ich
hatte ihn schon auf einem Bild mit Stethoskop gesehen. Hier zeigte ihn das Bild
vor einer Magnetresonanztomografie, auf die er mit einem Bleistift zeigt –
allerdings schauen er und Patientin in die Kamera, also weg von der Tomografie.
Ich lese: „Unsere Präparate und Rezepturen, die zum Teil auf meinen Vater
zurückgehen, der 40 Jahre …. als Kassenarzt gewirkt hat, werden in Deutschland
hergestellt und über ortansässige Apotheken geliefert.“
Ich möchte mich heute nur auf
Schlangengift konzentrieren. Neben entzündlich-rheumatischen sowie degenerative
Erkrankungen des Bewegungsapparates und Fibromyalgie wird es auch eingesetzt
bei: chronischen Schmerzen, Asthma bronchiale, Migräne, Neurodermitis,
Neuralgien, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Allergien, Polyneuropathien,
Erschöpfungszuständen und, und, und. Ich glaube, es wird schwer sein eine
Erkrankung zu finden, wo es nicht wirksam sein soll. So eine Aussage sollte
Zweifel wecken. Oder das: „Durch eine
Reintoxin-Therapie können deshalb verblüffende Erfolge erzielt werden.“ Wo
etwas als verblüffend bezeichnet wird,
stimmt etwas nicht. Aber das kennen Sie bestimmt schon von anderen Artikel hier
auf meinem Blog.
„Ein großer Vorteil dieses Naturheilverfahrens ist das Fehlen von
Nebenwirkungen. Die Therapie mit Schlangengift beeinträchtigt weder das
Denkvermögen noch Autofahren oder das Arbeiten.“ (1) Das ist bei
homöopathischen Mitteln so. Wo nichts mehr drin ist, kann auch nichts das
Autofahren stören. Das Denkvermögen setzte bereits vor der Therapie aus.
Dann finde ich „Wichtiger
Hinweis: Meso-Sanke ist eine auf Erfahrung basierende Behandlungsmethode. Der
Einsatz dieser Methode ist noch nicht nach den Grundsätzen der evidenzbasierten
Medizin wissenschaftlich hinreichend abgesichert. Ein Erfolg der Behandlung
kann nicht in jedem Behandlungsfall gewährleistet werden.“ (2) Damit ist auch
der Misserfolg abgesichert. Interessant ist auch das „noch nicht abgesichert“,
denn man findet es besonders dort, wo diese wissenschaftliche Absicherung der
Methode sicherlich nie durchgeführt werden wird.
„Die
Schlangengift Therapie hat sich seit mehr als 40 Jahren bewährt.“ (3) Ich frage
mich, worin diese Bewährung besteht? Dass man damit Geld verdient hat? „Die
Wirkung dieser Gifte beruht auf ihrem hohen Gehalt an Enzymen.“ Das mag wohl
stimmen, aber: „In jedem Reintoxin sind 30 - 50 Enzymarten enthalten. Die
Reintoxine sind im Körper nicht mehr giftig, da sie keine Eiweiße mehr
enthalten.“ Das stimmt mich aber sehr nachdenklich, denn Enzyme sind Eiweiße
und die sind nicht vorhanden.
Ich lese, dass die Therapie „von dem genialen Forscher und Entwickler Dr.
Waldemar Diesing (1902 – 1992) entwickelt“ (4) worden ist; ich wundere mich
schon, dass der geniale Entwickler das nicht genial entwickelt hat. Die Hauptbestandteile
von Schlangengiften sind Enzyme und einige andere Eiweiße; Kohlenhydrate und
Lipide sind kaum vorhanden. Die Wirkung von Schlangengiften ist auf die
Eiweißbestandteile zurückzuführen (5); diese Bestandteile hat der geniale
Entwickler jedoch aus dem „Reintoxin“ entfernt.
Psiram
berichtet über die Methode sehr kritisch (6). Dort wird auch über einen Prozess
berichtet. Ein Pensionär klagte um Kostenerstattung seitens der Beihilfe, „da ihm ein Arzt das C300-potenzierte Mittel
(Verdünnung 1:100 hoch 300) und die Mittel Ney Tumorin und Sol 66 zur
vermeintlichen Krebsbehandlung verschrieben hatte“. Das Gericht entschied gegen
eine Erstattung, da die Leistung nicht beihilfefähig ist.
Schlangengift
wurde auch in der Schulmedizin eingesetzt bei Phlebothrombosen etwa. Ich selbst
habe Ancrod noch in den 70iger Jahren im Einsatz gesehen (7). Es ist in den 80iger
Jahren vom Markt genommen worden, da bessere Alternativen entwickelt worden
waren (Fibrinolyse). Als Viprinex sollte es wieder auf den Markt gebracht
werden, aber man wartet bereits seit 2010 auf die Veröffentlichung einer Studie
(SP-II: Ancrod Stroke Program: Ancrod
(Viprinex™) for the Treatment of Acute, Ischemic Stroke).
Ich empfehle, kritisch zu
hinterfragen, ob es überhaupt eine Wirkung außerhalb des Placebo-Effektes geben
kann. Und: muss man das so teuer erkaufen? Außerdem haben wir darüber hinaus den
Sinn in der Injektion von homöopathischen Verdünnungen in Akupunkturpunkte
überhaupt noch nicht untersucht.
Zusammenfassend
rate ich ab.
Links:
PS. Ich such noch nach einem
schlauen lateinischen Spruch, denn „in summa ego non monere“ erscheint mir
wenig elegant.
.
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