Die Sendung „„Rheuma mit guten Fetten und Smoothies lindern“
habe ich gerade erst entdeckt. Am 18.07.2016 um 21:00 Uhr lief die Sendung, die
aber noch im Internet einsehbar ist: „Xenia B. hat Rheuma. Schmerzen und
Tabletten-Nebenwirkungen beeinträchtigen die junge Frau stark im Alltag. Die
Ernährungs-Docs setzen auf wirksame entzündungshemmende Zutaten.“
Viel Licht und viel Schatten. Selbstverständlich ist eine
sinnvolle Ernährung erstrebenswert und die Smoothies können einen Beitrag
leisten. Auch ich empfehle, Ernährung bei entzündlich-rheumatischen
Erkrankungen einzusetzen. Also hätte ich es der Protagonistin Xenia B.
ebenfalls getan. Aber der Teufel steckt im Detail. Was sucht die Avocado im
Smoothie? Die Stimme im Off erklärt uns: „Avocado sollte auch dabei sein. Sie
enthält ungesättigte Fettsäuren, die die Entzündung bekämpfen.“ Vielleicht auch
das, aber vielmehr: „Kaltgepresste Pflanzenöle
(Distelöl, Sonnenblumenöl), Avocados, Nüsse, Samen und Freilandeier sind hervorragende
Lieferanten von Omega-6 Fetten.“ – soweit „Alles roh“ zu Avocados. Und diese
Omega-6-Fettsäuren (Linolsäure in unserem Fall) sind Vorläufer der
Arachidonsäure, die dann in die Entzündung aktivierenden Prostaglandine
umgewandelt wird.
Aus therapeutischer Sicht ist das
Auspressen einer Zitrone Rheumatikern nicht zu empfehlen. Dafür sollten Hilfsmittel
eingesetzt werden, wie sie eigentlich in jedem Haushalt vorhanden sind (Zitrussaftpresse)
und nicht dem Seewolf Wolf Larsen nachgeeifert werden. Als Regie-Hinweis: wenn
jemand Probleme mit der Handkraft hat, dann sollte das Bild nicht das Gegenteil
aussagen.
Und dann kommt Herr Kollege
Aries, um Werbung für den Rheumascan zu machen. Auf der Seite von
Xiralite (Rheumascan) lesen wir: „Die Untersuchungskosten werden in der Regel
leider nicht erstattet.“ Und zwar bei gesetzlich Versicherten. Bei den privaten
Krankenkassen ist das anders. Das heißt, der Patient wird unter Umständen
kräftig zur Kasse gebeten. Die Methode ist in den aktuell gebräuchlichen
Leitlinien nicht als Instrument für die Diagnose oder die Verlaufsbeobachtung
gelistet. Die Methode ist also nicht Standard, kann aber von Ärzten eingesetzt
werden. Ich formuliere es einmal so: wenn ein Rheumatologe meiner Mutter das
Verfahren empfehlen würde, würde ich ihr raten: „Mutti, such‘ Dir einen anderen Rheumatologen.“
Unklar ist, wie lange die Entwicklung des DAS28 von 6,9 auf
2,3, also die nachweisbare Reduktion der Krankheitsaktivität gedauert hat. Unklar
ist auch, warum der jungen Dame nicht früher geraten wurde, die Kortisondosis
(15 mg Prednisolon) abzusenken. 15 mg Methotrexat wöchentlich und 15 mg
Prednisolon täglich schaffen es auch ohne Smoothies, den DAS28 von 6,9 auf 2,3
zu senken.
Zusammenfassend ist wieder einmal eine Chance verpasst
worden, für sinnvolle Ernährung bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen
Werbung zu machen. Dazu gehört auch eine realistische Einschätzung, was eine Maßnahme
bewirken kann und wann sie überfordert ist. Der Schlusssatz stimmt mich
allerdings versöhnlich.
Links:
NDR:
Rheumascan:
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