Gestern
Abend besuchte ich meine Eltern. Ein Orthopäde hatte meiner Mutter ein
Bisphosphonat verordnet, die weitere Aufklärung jedoch seiner Medizinischen
Fachangestellten (MFA) überlassen. Die MFA riet meiner Mutter, die Tablette
morgens mit Wasser einzunehmen (richtig) und sich dann wieder hinzulegen
(falsch). Die Aufklärung zu Medikamenten ist Aufgabe des Arztes; und so ist der
folgende Text auch nicht als Ersatz für ein Aufklärungsgespräch gedacht.
Bisphosphonat
ist eine Bezeichnung aus der Chemie. Man nutzt in der Medizin die Eigenschaft
der Bisphosphonate, sich an Knochen anzulagern, wo sie von Osteoklasten
phagozytiert (gefressen) werden und dadurch diese Zellen zerstören.
Osteoklasten aber bauen den Knochen ab und somit wird der Knochenabbau
behindert, so dass bei der therapeutischen Anwendung wieder mehr Knochen
aufgebaut werden kann. In der Nuklearmedizin werden geringe Dosen von
Bisphosphonaten mit Technetium markiert, so dass man damit eine Skelettszintigrafie
(Diagnostik) durchführen kann. Therapeutisch setzt man Bisphosphonate gegen
Osteoporose, aber auch andere Erkrankungen, ein. Mehr dazu kann man auf
Wikipedia lesen (1).
In Deutschland sind eine Reihe Bisphosphonate zugelassen,
z.B.: Alendronat, Ibandronat,
Pamidronat, Risedronat und Zoledronat;
darüber hinaus Clodronat, Etidronat
und Tiludronat (Veterinärmedizin). Die Endung –at zeigt an, dass es sich um das
Salz einer Säure handelt, also ist Alendronat das Salz der Alendronsäure.
Wie werden die Tabletten nun eingenommen?
Wenn die Aufnahme des
Medikaments über den Magen-Darm-Trakt erfolgen soll, geht das nur unter
speziellen Bedingungen, denn Bisphosphonate können durch Verbindung mit Speisen
oder anderen Medikamenten im Magen gebunden und damit unwirksam werden. Weil es
so aufwendig ist, wird in der Regel eine Tablette pro Woche (Wochenration)
verordnet. Am besten nimmt man die Tablette morgens auf nüchternen Magen
unzerkaut mit einem Glas Leitungswasser ein. Danach sollte man in aufrechter
Körperhaltung bleiben. Hinlegen oder Sitzen in gekrümmter Haltung und/oder
Kohlensäure im Wasser könnten den sehr sauren Magensaft in die Speiseröhre
treiben, so dass dort Schleimhautschäden entstehen könnten. Zumeist wird
geraten eine halbe Stunde dem Medikament Zeit zu lassen, damit es aufgenommen
werden kann. Besser ist eine Stunde. Man kann die Bisphosphonate theoretisch
auch lange genug nach bzw. vor Mahlzeiten einnehmen. Man riskiert jedoch, dass
zu wenig vom Medikament aufgenommen wird, denn manche Speisen liegen doch
länger im Magen. Vielleicht noch ein Hinweis: Bisphosphonate werden nicht sehr
gut über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen.
Infusion oder Injektion
Manche Menschen vertragen die
Tabletten wg. der Magensäure sehr schlecht oder aber die Aufnahme des
Medikaments ist nicht ausreichend. Dann aber gibt es noch die Möglichkeit
entweder der Infusion oder der Injektion von Bisphosphonaten; für beide
Möglichkeiten gibt es entsprechende Zubereitungen. Für Injektion wie Infusion
muss genügend Zeit eingeplant werden.
Mögliche Nebenwirkungen
Nebenwirkungen können bei
jedem Medikament auftreten. Die häufigsten Nebenwirkungen der Bisphosphonate
liegen im Bereich des Magen-Darm-Traktes: z.B. Übelkeit, Erbrechen,
Bauchschmerzen, Durchfall, Entzündungen und Geschwüre. Muskel-, Gelenk- und Knochenschmerzen
können auftreten. Selten kommt es zu Kopfschmerzen, Schwindel, Hautreaktionen,
Augenentzündungen, Venenentzündungen (nach Infusion), Blutwertveränderungen
usw. Nach der Infusion wurden ein grippeartiges Erscheinungsbild und Konchenschmerzen
beschrieben.
Außerdem hat man Bisphosphonat
assoziierte Knochennekrosen im Kieferbereich gefunden. Gerade diese
Nebenwirkung ging durch die Presse. Ein nennenswertes Risiko besteht bei einer bösartigen
Grunderkrankung und bei intravenös verabreichten Bisphosphonaten in hoher Dosierung
und über einen längeren Zeitraum. Aber auch für die Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt (Tabletten) sind mittlerweile Fälle
von Kieferknochennekrosen bekannt, wobei ein Zusammenhang zu vorausgegangenen
Zahnextraktionen besteht. Mehr darüber unter Wikipedia (1).
Unter Behandlung mit Zoledronsäure ist Vorhofflimmern beobachtet worden, das unter
anderen Bisphosphonaten nicht aufgetreten war.
Weitere
Nebenwirkungen sind bekannt! Die Liste hier ist unvollständig.
Gibt
es zu Bisphosphonaten Alternativen? Ja. Man könnte z.B. Denosumab anführen (2).
Denosumab wird von der Firma
Amgen hergestellt und unter zwei Namen vertrieben: Prolia® und XGEVA®. Da sind
aber aktuell Probleme in der Diskussion.
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