Früher hatte ich abends die Angewohnheit, nach einem Besuch bei meinen Eltern in Köln-Buchforst noch kurz über die Merheimer Heide zu gehen und parkte dafür auf einem kleinen Parkplatz vor einer Schrebergarten-Kolonie. Irgendwann wurde aber vor dem Parkplatz eine Schranke errichtet. Dann war sie einmal offen und ich parkte wieder; fünf weitere Autos standen ebenfalls dort. Ich machte meinen Spaziergang und als ich zurück kam, sah ich noch die Rücklichter des letzten Autos entschwinden. Und die Schranke war geschlossen. Ich kam nicht mehr hinaus. Ich bin zu Fuß nach Hause, es ist nicht weit. Aber ich hatte Dienst und hätte ich ins Krankenhaus gemußt, dann wäre eine Taxifahrt über 60 km nicht preiswert gewesen. Am nächsten Morgen ging ich im Nieselregen zu dem besagten Parkplatz. Ich dachte noch, da kommt bestimmt niemand, um im Garten zu arbeiten. Aber es waren Arbeiter mit einem Kleinlaster dort. Einer dieser Arbeiter hat mir die Schranke geöffnet, wofür ich immer noch dankbar bin. Seither parke ich nicht mehr hinter Schranken, die man hinter mir schließen könnte.
Szenenwechsel. Kürzlich besuchten mich Freunde aus Bergisch-Gladbach in der Eifel. Sie haben eine Wanderung gemacht und wurden zum Nachmittagstee erwartet. Dann aber verzögerte es sich. Was war geschehen? Sie waren hinter eine Schranke gefahren. Um nicht sofort bei der Ankunft in mein Bad zu stürzen, wollten sie kurz in den Wald gehen. Es ist dort sehr schön – in der Nähe des früheren unterirdischen Ausweichsitzes der Landesregierung NRW (mancher liest bei Gedenkstätte und Ausweich auch Auschwitz) – aber es steht dort ein Verbotsschild und es ist dort eine Schranke. Da hätten sie nicht hineinfahren dürfen. Die Schranke nutzt die Polizei, wenn sie Alkoholkontrollen durchführt, um Schleichwege zu schließen.
Nun kamen drei Wanderinnen (nicht Wanderer oder Wander:innen) mit Nordic Walking Sticks am Auto meiner Freunde vorbei. Der Ärger war ihnen anzusehen, aber sie sagten nichts. Sie gingen zur Schranke und ließen das Sicherheitsschloss einschnappen. So eingeschnappt waren die.
Die Freunde kamen nicht hinaus. Dann kam ein Jogger vorbei und der konnte ihnen helfen, denn es war der Ortsvorsteher von Marmagen. Zunächst versuchte er, die Freunde an der Schranke vorbeizulotsen, aber das ging nicht. Er hatte aber eine andere Idee, denn als Ortsvorsteher hat er auch Schlüssel für die Schranken. Er brauchte natürlich eine Weile, bis er wieder nach Hause gejoggt war und kam dann mit mit dem richtigen Schlüsseln zurück.
Es steht außer Frage, daß die Freunde falsch gehandelt haben, aber man muß nicht mit Bosheit und Niedertracht reagieren. Es hätte sich ja auch um einen Notfall und nicht um Notdurft handeln können. Ich konstruiere einmal. Eine Person mit umgeknickten Fuß. Kurz mit dem Auto hingefahren und dann sofort zum Krankenhaus gebracht. Damit lindert man schnell die Schmerzen, ist sicher, daß kein Band gerissen ist und es kostet nicht viel – wahrscheinlich unter 40 € inklusive Röntgen. Jetzt kommt der Fall bei geschlossener Schranke. Anruf bei der Zentrale – Schmerz und Gehunfähigkeit, da wird wahrscheinlich der Notarzt geschickt. Dann wird wahr-scheinlich fast genauso schnell geholfen, aber die Kosten steigen um etwa 800 €. Und der Notarzt ist unter Umständen weiter von nächsten Einsatzort entfernt.
Wenn man auf Wirtschaftswegen wandert, darf man ruhig Autofahrer darauf hinweisen, daß sie dort nichts zu suchen haben, aber man muß nicht boshaft und verantwortungslos handeln.
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