Bei meiner aktuellen Reise in die Himalaya-Region konnte ich verschiedene Teeplantagen besuchen, besonders aber die Happy Valley Teeplantage in Darjeeling (Happy Valley Tea Estate), die am nächsten zur Stadtmitte liegt, bereits sehr alt ist, weiterhin Tee produziert und ein Museum unterhält, in dem alte Gerätschaften zu sehen sind und in dem man auch die verschiedenen Teesorten probieren kann. Später sah ich, daß man die Plantage auch vom Hotel quer über die Stadt sehen kann.
Der Kern von Happy Valley wurde 1854 gegründet und ist Darjeelings zweitälteste Teeplantage. Sie liegt auf einer Höhe von ca. 2.100 Metern und umfasst über 177 Hektar; mehr als 1500 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Die Teesträucher sind bis zu 150 Jahre alt. Die Monate März bis Mai sind die aktivste Zeit. denn dann wird gepflückt und verarbeitet [1].
Der Engländer David Wilson hatte den Teegarten „Wilson Tea Estate“ genannt. 1903 wurde das Anwesen von Tarapada Banerjee, einem indischen Aristokraten aus Hooghly / Hugli (Distrikt im Bundesstaat Westbengalen), übernommen. 1929 kaufte Banerjee das nahe gelegene Windsor Tea Estate und fusionierte die beiden Ländereien unter dem Namen Happy Valley Tea Estate [2].
Im März 2007 wurde das Anwesen von S. K. Bansal von der Ambootia Tea Group übernommen, die eine neue Fabrik errichtete und insbesondere auf ökologischen Landbau umstellte. Seit 2008 ist die Plantage wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Damals wurde der von Happy Valley hergestellte (handgerollte) Tee bei Harrods in Großbritannien zu 75 US$ pro kg gehandelt.
Die Spezialisierung auf Schwarz- oder Grüntee besteht nicht mehr. Man ist in diesen modernen Betrieben fähig, sämtliche Sorten zu produzieren, wobei ich vorgreifen möchte: mir hat der Grüntee am besten geschmeckt.
Weißer Tee -: dabei wird nur das erste, knospende Blatt gepflückt, gedämpft (um jegliche Fermentation zu verhindern) und dann getrocknet.
Gelber Tee -: habe ich nicht gesehen bzw. kann ich mich nicht dran erinnern. Ist prinzipiell noch seltener als weißer Tee, weil nicht so sehr nachgefragt, aber er wird auch in Darjeeling hergestellt. Der Prozess ist komplizierter, da nur sehr wenig Oxidation stattfinden darf. Die Teeblätter werden geschmort und dann in feuchte Tücher gerollt, um etwas später als Weißer Tee getrocknet zu werden.
Grüner Tee -: hierbei werden die obersten Blätter gepflückt, durch Hitze (entweder auch Dämpfen oder Rösten in der Pfanne) wird die Fermentation unterbunden, dann wird der Tee gerollt und getrocknet.
Oolong Tee -: habe ich auch in Sikkim gesehen. Die Teeblätter werden geschüttelt und leicht verletzt, so daß eine Fermentation stattfindet, die aber inkomplett bleiben muss, also abgebrochen wird durch Rollen und Trocknen. In meiner Sinoaffinität würde ich allerdings Oolong-Tees aus Taiwan vorziehen.
Schwarzer Tee [3] -: die Teeblätter (two leaves and a bud) werden gerollt und man läßt sie vollständig oxydieren (Fermantation), dann werden sie sehr heiß getrocknet. die unterschiedlichen Sorten ergeeben sich sich zum einen über den Zeitpunkt der Pflückung (First Flush, Summer Tea, Monsun Flush, Autumn Tea, auch bezeichnet als First Flush, In-betweens, Second Flush, Autumnals [4]) und dann über die Gradierung in SFTGFOP1 (Special Finest Tippy Golden Flowery Orange Pekoe 1., höchste Gradierung), FTGFOP1 (Finest Tippy Golden Flowery Orange Pekoe 1.), TGFOP (Tippy Golden Flowery Orange Pekoe), FOP (Flowery Orange Pekoe), OP (Orange Pekoe), P (Pekoe). Die größte Menge der Tees aus Darjeeling gehören dem Schwarztee an.
Wer nun einen besonders teuren Tee trinken will, könnte mit dem Tee von Darjeelings Makaibari Tea Estate für mehr als 185 US$ pro 100 g glücklich werden, für den Biotee von Happy Valley habe ich eine Quelle für 10,44€ pro 100 g entdeckt [6]. Aber egal, wie teuer oder exklusiv der Tee ist, das Wichtigste am Tee bleibt immer noch der Genuss in Ruhe.
Links und Anmerkungen:
[1] https://darjeeling.gov.in/tourist-place/happy-valley-tea-estate/
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Happy_Valley_Tea_Estate Interessanterweise erwähnt William H. Ukers diese Unternehmung nicht. William H. Ukers, All About Tea, 2 vol. New York, The Tea and Coffee Trade Journal Company, 1935. https://china-bibliographie.univie.ac.at/2018/03/22/ukers-all-about-tea/ Und über Tarapada Banerjee schweigt das Internet bzw. man „weiß“ nur, daß er 1903 … (s.o.).
[3] Alice Schwarzer scheint keine Teetrinkerin zu sein, denn sonst hätte sie sicherlich einen Alice Schwarzer Tee kreiert. Was für Möglichkeiten liegen da -: besserer Lohn und Emanzipation der Teepflückerinnen.
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Darjeeling_(Tee)
[5] https://economictimes.indiatimes.com/industry/cons-products/food/darjeelings-makaibari-becomes-most-expensive-tea-in-india/articleshow/41862405.cms
[6] https://www.osterlandsk.de/tee/schwarzer-tee?p=3
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