Herbst?
Es ist schon merkwürdig, im SpätSommer wurden die Birken trocken und seither verlieren sie braune Blätter, aber sie sind im Grunde genommen weiterhin grün. Bei einigen Büschen haben sich die Blätter verfärbt, aber die meisten sind noch grün. Der Wein ist rot geworden und verliert seine Blätter. Aber die Eichen, die PflaumenBäume, die Weide und KirschBäume tragen alle noch Ihre grünen Blätter, wie auch die JohannisBeeren und HaselNussBüsche. Dabei hat es schon Frost gegeben. Ist es nicht merkwürdig, daß der Herbst mit seinen Farben noch auf sich warten lässt.
Herbst
Im Nu war es wieder Herbst geworden -: oder war nicht schon im letzten Glanz des Sommers auch ein VerBleichen, ein VerBlassen, ein FahlWerden des Lichts und der Stimmung zu bemerken? Und sind nicht die grellen Farben der HerbstBlätter ein AufBäumen der Natur vor dem VerGehen? Wer geht schon gerne in den Tod? Gut, das ist jetzt nah an: Wer stirbt schon gerne unter Palmen? [1]
Das feullitonistische Zeitalter
Jedes Angebot eines ZeitVertreibs bringt dich weiter weg vom Wesentlichen. Die Welt zerSplittert in ein Kaleidoskop von Beliebigkeit. Es ist eine Geburt von Chaos aus Chaos.
Sicherheit
In unserer Angst vor dem Leben suchen wir Sicherheit, aber es gibt keine politische Sicherheit, nie hatte sie gegeben, aber mit Krieg und Kampf ist man schon einmal beschäftigt. Die Religion hat sich selbst ins Abseits gestellt. Und Moral? Da ist zu viel Dehnbarkeit, wenn es darauf ankommt.
Weite
Lass uns den Weiten, den Weiden, den Wiesen, den Wäldern, den Auen, dem AbendRot nachTrauern, aber in fröhlichen Gesängen, und der Wein darf in Pokalen glänzen und Trunkenheit sei nicht das Ziel.
Die fremde Welt
Früher einmal mußte ich mich einer kleine Operation unterziehen und war einige Tage krank geschrieben. Ich ging an diesen Tagen zu anderen TagesZeiten durch Straßen, die ich sonst auch benutzte, aber ich tauchte ein in eine fremde Welt. Es war die Welt der HausFrauen und HausMänner, der Rentner, der Schüler und der Arbeitslosen. Sie war nicht da am freien Samstag und sie war auch nicht im Urlaub da, denn dann verbrachte ich meine Zeit bis zum letzten Tag in fernen Ländern, manchmal auch darüber hinaus.
Mutwillig
Soll ich alles stehen und liegen lassen und auf die Straße eilen, um jeden in meinem Glück und meiner Freude zu umarmen? Mitnichten! Das hieße doch jede Depression mutwillig zu zerstören
Tausch
Ich habe den Spiegel ausGetauscht für ein BücherRegal. Nun stehe ich Auge in Auge nicht mit mir, aber dafür mit der WeltLiteratur.
Felder
Mitte Oktober und schon eine FrostNacht. Da liegen die Felder mit Blühender SenfSaat. Man erntet und noch steht der Kohlrabi auf dem Feld. Am merkwürdigsten kam mir aber heute ein Feld mit Rhabarber vor, rote Strünke und große, grüne Blätter.
GaunerZinken
Ich möchte alle Häuser mit Gaunerzinken, die ich nicht kenne, versehen, nur damit etwas Sinnvolles in dieser Sinn entfremdeten Zeit geschieht.
Achtsamkeit
Schreibe jeden Tag auf, wann du aufgestanden und wann du zu Bett gegangen bist
Die nächste Woche ergänze jede Mahlzeit, die nächste Woche ergänze jedes ZähnePutzen, jedes Rasieren, jedes Waschen.
Die Woche darauf ergänze jedes Öffnen einer Tür oder eines Fensters.
Die nächste Woche ergänze jedes Telefonat, darauf die Woche jeden Gang zur Toilette.
Du mußt aber alles sofort notieren. Schreibe sorgfältig, am besten mit Feder, Federhalter und AusziehTusche.
Rechts und Anmerkungen:
[1] Heinz G. Konsalik: Wer stirbt schon gerne unter Palmen? Hestia Verlag, Bayreuth 1972. ISBN 3-404-14914-9.
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