Da ich bereits zweimal die Mongolei besuchen konnte und ich sowieso gerne alte Reiseberichte lese, hat mich die Lektüre von Otto Rheinwalds Reise in die Mongolei im Sommer 1931 [1] besonders interessiert.
Otto Rheinwald lebte von 1902 bis 1941. Er starb in Stuttgart an einer Sepsis. Eine umfangreiche Biographie befindet sich im Buch. Er lehrte Deutsch, Geschichte und Englisch, promovierte 1926 zum Dr. phil. und war ab 1929 in Shanghai tätig. Er sprach 1931 ein wenig Chinesisch, und wenn ich das Buch als Grundlage nehme, lag es auf dem Einsteiger-Niveau [2]. Andererseits sind Chinesen noch heute fasziniert, wenn ein westlicher Ausländer nur ein wenig Chinesisch spricht.
Was hat Rheinwald in den etwa 13 Wochen besucht? Einen Großteil der Reise war er in nordchinesischen Provinzen unterwegs. Die Innere Mongolei (內蒙古/內蒙古) ist ein chinesischer Begriff, denn vom mongolischen Kerngebiet aus gesehen ist sie das östliche Randgebiet. Allerdings ist die Innere Mongolei mit 1,2 Mill. km² über dreimal so groß wie das heutige Deutschland. In diesem Gebiet war er etwa vier Wochen unterwegs. Je weiter weg Beijing oder Kalgan er kam, desto beschwerlicher wurde die Reise und auch die Planung, da man damals solche Reisen nicht buchen konnte. Gerade durch diese Erfahrungen wird das Buch besonders wertvoll. Wir sind es heute gewohnt, daß alles klappt und wenn die deutsche Bahn eine Stunde Verspätung hat, dann glüht das Internet. Damals mußte man warten können, bis sich wieder eine Transportgelegenheit ergab.
Die Strecke von Otto Rheinwald und seinem Mitreisenden Wilhelm Sacklowski ist mir nicht klar, aber ich muss zugeben, daß ich auch bei eigenen Reisen nicht immer die genaue Strecke festgehalten habe. Immer hin werden z.B. Dolonor (多伦淖尔镇/多倫淖爾鎮) und Taibusü wird wahrscheinlich heute Taibus-Banner (Taibus Qi / 太仆寺旗) [3] sein. Damit kann man ungefähr die Region abstecken, in der sich die beiden Reisenden befanden. Es handelte sich um eine Studienreise, nicht um eine Forschungsreise. Trotzdem kann der historisch interessierte Leser viel aus den reichhaltigen Fußnoten mitnehmen. Es geht dabei eben nicht um Kartographie, Geologie, Zoologie, Botanik und Ethnographie sonder um Beziehungen, um Menschen, die getroffen wurde.
Otto Rheinwald hat sich mit seinem Reisebericht an die Chinadeutschen in China oder auch in Deutschland gewendet, aber ich meine, sie sind auch für ein größeres Publikum lesenswert. Schade nur, daß es keine Bilder zum Bericht gibt [4].
Links und Anmerkungen:
[1] Otto Rheinwald: Reise in die Mongolei (Sommer 1931) [sowie nach Peking, Kalgan, Yüngan, Peitaho, Jehol und auf den Taischan vom 27. Juni bis zum 18. September 1931]; in: Studien, Quellen und Perspektiven zum Leben der Deutschen in Ostasien Bd.6, Hg. Studienwerk Deutsches Leben in Ostasien (StuDeO), bearbeitet von Dr. Rainer Falkenberg. München 2023. https://studeo-ostasiendeutsche.de/
[2] Über seinen Reisebegleiter Sacklowski schreibt Rheinwald: „... spricht gut chinesisch ...“; a.a.O. S. 9; außerdem war Sacklowski bereits mehrfach in der Inneren Mongolei.
[3] Banner ist eine Verwaltungseinheit.
[4] „Da Rheinwald ein begeisterter Photograph war, hinterließ er auch unzählige Photos. Leider standen mir diese Photos nicht zur Verfügung, so daß eine Aufnahme in seine Reiseberichte nicht erfolgen konnte.“ Dr. Rainer Falkenberg, a.a.O., S. 7.
Das Bild ist in der Republik Mongolei aufgenommen worden und ich wurde von S. 57 inspiriert. Aber ich weiß nicht, ob die Innere Mongolei so aussieht. Da werden Leser wie auch ich doch einmal hinreisen müssen.
.
No comments:
Post a Comment