Die „Mahnwache für den Frieden“ findet jeden Samstag um 12:00 Uhr am Mühlenbrunnen in Köln-Dellbrück statt [1]. Sie steht unter dem Motto „Für Frieden in der Ukraine und überall“. Und ich habe darüber auch schon berichtet [2]. Nun nahm ich wieder einmal teil und hörte das Lied „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ von Reinhard Mey zum ersten Mal. In dem Lied heißt es:
„Und eher werde ich mit ihnen fliehen
Als dass ihr sie zu euren Knechten macht“.
Es geht um den Kriegsdienst, den die Söhne nicht ableisten sollen. Ich aber hatte gerade ein Buch gelesen, in dem es auch um den Schutz der Söhne einer Familie vor dem Kriegsdienst geht – in den 1930iger Jahren. Außerdem handelte das Buch über Galapagos und war wegen meiner gerade beendeten zweiten Reise auf die Galapagos Inseln besonders interessant.
Mich hat besonders die Siedlungsgeschichte der Galapgos Inseln fasziniert, denn die ist noch realitiv jung und überschaubar. Jetzt für diesen Blogpost ist von Interesse, daß die ersten deutschen Siedler Ende der 1920iger Jahre Aussteiger waren, die auf Floreana gelandet waren. Zu diesen gesellte sich die Familie Wittmer, über die ich unbedingt noch einmal ausführlich schreiben möchte, denn ich habe einerseits im Hotel der Wittmers gewohnt und andererseits stammte die Familie aus Köln. Ich will hier aber über die Gebrüder Angermeyer berichten, die dann auf Santa Cruz siedelten, obwohl sie Floreana wegen der Wittmers angepeilt hatten, aber so hatten die ecuadorianischen Behörden entschieden.
Matthias Stolt ist Großneffe der Gebrüder Angermeyer, hat sie besucht und allerdings erst Jahre später sein Material in Buchform veröffentlicht [3]. Die Eltern der Gebrüder Angermeyer waren christlich geprägt und hatten sieben Kinder: fünf Söhne und zwei Töchter. Sie beschlossen Mitte der 1930iger Jahre, die Söhne vor dem Kriegsdienst in einem sich anbahnendem Krieg zu schützen. Die fünf Brüder fuhren los, aber einer der Brüder fuhr aus England aufgrund einer Erkrankung und wegen Heimweh nach seiner Verlobten wieder zurück. Einer der Brüder heiratete unterwegs und zu fünft kamen sie auf Santa Cruz an. Die Eltern, ein Bruder, Schwägerin und Neffe kamen bei einem Bombenangriff auf Hamburg im zweiten Weltkrieg ums Leben. Nun, das ist eine hochinteressante Familiengeschichte und das Buch gibt Auskunft über die Fährnisse der Reise, die sich über zwei Jahre hingezogen hat. Im Wesentlichen hält sich Matthias Stolt an die Erzählungen seines Großonkels Karl Angermeyer.
In den 1950iger Jahren wuchs das wissenschaftliche Interesse an den Galapagos Inseln. Irenäus Eibl-Eibesfeld oder Thor Heyerdahl besuchten die Angermeyers. In den 1960iger wurde die Darwin-Station aufgebaut und dann entwickelte sich zuerst langsam der Tourismus. Matthias Stolt war 1988 das erste Mal zu Besuch dort, so daß ich das einigermaßen mit den Eindrücken von meiner ersten Reise im Jahr 1993 abgleichen konnte [4]. Das Hotel Angermeyer in Puerto Ayora hat den Besitzer gewechselt und schräg gegenüber habe ich vor einigen Wochen gesessen und gegessen und nicht gewußt, wie historisch auch dieser touristische Teil der Galapagos Inseln ist.
Wir saßen nach der Mahnwache noch zu einem Kaffee vor dem Bestattungsinstitut am Mühlenbrunnen in Köln [5]. Da haben wir uns wirklich gefragt, was man tun könnte, wenn der Krieg sich ausweitet. Nur wenigen gelingt die Übersiedlung in die Ferne. Aber vielleicht kümmere ich mich doch einmal mehr um Überfahrten nach Tristan da Cunha. Oder wir halten uns an Hans Magnus Enzensberger [6]:
„lies keine oden, mein sohn, lies die fahrpläne:
sie sind genauer. roll die seekarten auf,
eh es zu spät ist. sei wachsam, sing nicht.“
Links und Anmerkungen:
[1] https://evangelisch-in-koeln-dellbrueck-holweide.de/friendensmahnwache/
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2023/07/mahnwache-fur-den-frieden-am.html
[3] Matthias Stolt: Kurs Galapagos: Das abenteuerliche Leben der Gebrüder Angermeyer. Edition Temmen, Bremen 2012. ISBN-13: 978-3861083818.
[4] Overview of my Two Trips to the Galapagos Archipelago
https://rheumatologe.blogspot.com/2023/09/overview-of-my-two-trips-to-galapagos.html
[5] Das hat sich so ergeben, daß die Tische des Eis-Cafés vor dem Bstattungsinstitut stehen. Ein Bild hatte ich bereits in Sammelsurium (228) 30.05.2023 gezeigt: https://rheumatologe.blogspot.com/2023/05/sammelsurium-228-30052023.html.
[6] Hans Magnus Enzensberger: „ins lesebuch für die oberstufe“
http://heuteundgestern.om-1.de/gedichte/ins-lesebuch-fuer-die-oberstufe/
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