Monday, September 11, 2017

Biosimilars und Biologika auf dem DGRh Kongress 2017 in Stuttgart



Warum ist die Politik so daran interessiert, warum Krankenkassen, Patientenverbände, Fachgesellschaften? Weil sie zuvor ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Denn sie haben der Preisexplosion nicht Einhalt geboten. Das fing schon vor den Biologika an, aber hierbei ist es doch besonders offensichtlich – und ein Ende ist da nicht in Sicht, wenn wir an die small molecules wie Tofacitinib oder Baricitinib denken. So steigen die Preise weiter an. Der Markt wird immer unüberschaubarer.
Biosimilars kommen wie Innovationen daher, als hätte die Welt darauf gewartet, aber es sind schließlich nur  Imitate; die entscheidenden Ideen haben andere gehabt und in Studien die Wirksamkeit nachgewiesen. Die  Patienten jedenfalls werden damit überfordert. Insbesondere wo es neben Biosimilars auch schon Bioidenticals gibt. Auch wenn ich nicht auf Biosimilars gewartet habe, werde ich sie denooch anwenden, besser anwenden müssen.

Welche Biosimilars haben wir denn? Welche Biologika wurden denn vorgestellt? Gab es funkelnagelneue Bio***s? In dieser Übersicht werde ich mich auf den Einsatz dieser Medikamentengruppe in der Therapie der rheumatoiden Arthritis, der Psoriasisarthritis und den seronegatiben Spondyloarthritiden beschränken.

Biosimilar-Kandidaten zu Humira® (Adalimumab) BI 695501 von Boehringer Ingelheim - ENCORE.42 (Encore sind Poster, die bereits anderswo gezeigt wurden) - das Poster beschäftigt sich mit dem Autoinjektor. Encore.47 beschäftigt sich mit Wirksamkeit und Nebenwirkung und findet keinen wesentlichen Unterschied.

Ansonsten fanden sich viele Poster zu Secukinumab, aber auch Daten zu Tocilizumab, Certolizumab, Canakinumab, Sarilumab, Abatacept, Golimumab, Rituximab, Ixekizumab und Infliximab.

H. Kellner präsentierte Daten aus seiner Schwerpunktpraxis (EV.13): " Hohe Patientenakzeptanz bei Neueinstellung oder Umstellung von Originalabiologika (Enbrel, Remicade) auf Biosimilar-TNF Ak". Die Arbeit hat nur geringe Fallzahlen. In der Schlussfolgerung lesen wir: "Den angesprochenen Patienten ist die Möglichkeit einer substanziellen Kostenersparnis bei Einsatz von Biosimilar durchaus bewußt und ein wesentliches Element der Bereitschaft selbst Biosimilars zu verwenden." Das kann ich so aus den Ergebnissen nicht herauslesen. Ob eine Kostenersparnis dauerhaft gegenüber den Originalherstellern bestehen bleibt, muss die Zukunft zeigen, denn es wird wahrscheinlich zu Festpreisen kommen.

Zusammenfassend spielen die Biosimilars in der Wissenschaft eine untergeordnete Rolle. Das liegt in der Natur der gesetzlichen Bestimmungen, denn es muss nur der Nachweis von gleicher Effektivität und Nebenwirkung zum Orinalpräparat in einer Indikation nachgewiesen werden. Das sollte auch leicht möglich sein, wenn die Strukturgleichheit gegeben ist - und davon ist auszugehen. Für Infliximab haben wir die Biosimilars Remsima®, Inflectra® und Flixabi®, wovon Remsima® und Inflectra® bioidentisch sind, d.h. sie haben einen Hersteller und zwei Vertreiber. Für Etanercept haben wir die Biosimilars Benepali® und Erelzi™. Für Rituximab ist das Biosimilar Truxima® zugelassen. Für Adalimumab ist das Biosimilar Amjevita™ in den USA zugelassen und wird neben anderen hier in der nahen Zulunft erwartet [1].
Für die o.g. Originalpräparate ist eine Fülle von neuen Daten veröffentlicht worden. Allerdings habe ich nichts zu Mavrilimumab und Vobarilizumab gefunden.


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